Seine Züglete hat in Norwegen für Aufsehen gesorgt. Und zwar so richtig! Der Geschäftsmann und Unternehmer Kjell Inge Røkke (63) ist im Frühling von Oslo nach Lugano TI gezogen. Der kollektive Vorwurf an den Milliardär: «Das hat er nur gemacht, um Steuern zu sparen.» Dem widerspricht Røkke vehement. In einem Brief an die Mitaktionäre und 18'000 Angestellten seiner Investment-Firma Aker schwärmte er von Lugano in der Sonnenstube der Schweiz.
«In der Pandemie habe ich gelernt, von überall aus zu arbeiten», begründete er seinen Wegzug. «Die Schweiz ist zentral gelegen in Europa. Lugano ist nicht eben bekannt als billigste Stadt mit den tiefsten Steuern.» Der Sitz seines Firmenimperiums bleibe selbstverständlich in Norwegen. Der Umzug in die Schweiz sei ein schwieriger Entscheid gewesen.
Der Schaden aber war angerichtet. Das Image des Steuerflüchtlings bleibt bis heute an ihm haften. Viele Norweger haben aber auch Verständnis: Norwegen hat ohnehin hohe Vermögenssteuern und kürzlich die Besteuerung des Geschäftsvermögens erhöht.
«Als Drehscheibe unschlagbar»
Jetzt berichtet die «Handelszeitung»: Røkke ist längst nicht der einzige Norweger, den es in den vergangenen Monaten in die Schweiz gezogen hat. Weit über ein Dutzend hat es ihm gleichgetan. So residiert etwa Francis Stückrath Hay seit September in Hergiswil NW. Der Immobilieninvestor ist satte 233 Millionen schwer. Da kann der Wohnsitz und dessen steuerliche Folgen schon mal ein paar Millionen im Jahr ausmachen. Entsprechend leicht fällt da der Umzug an den Vierwaldstättersee.
Nur geben das die wenigsten offen zu. So stellen etwa Hans Jacob und Randi Sundby steuerliche Gründe für ihren Umzug nach Meggen LU in Abrede. «Wir wollen expandieren und unserem Geschäft ins Ausland folgen», sagen die Gründer der grössten Kindergarten-Kette Norwegens. Die Schweiz sei als «Drehscheibe» in andere Länder unschlagbar. Filialen wolle man in der Schweiz aber keine eröffnen.
«Die Schweiz ist ein schönes Land»
Auch einen der berühmtesten Sportler Norwegens zog es in die Schweiz. Der achtfache Olympia-Sieger im Langlauf, Bjørn Dæhlie (55), lebt seit Anfang Jahr in Zug. Steuergünstig auch das! Die Kritik in der Heimat blieb nicht aus. Liess den heutigen Unternehmer aber kalt. «Ich habe wirklich nur einen Kommentar: Ich bin umgezogen, und es läuft alles», sagte er zur Polemik. Und: «Die Schweiz ist ein schönes Land. Es erinnert mich sehr an Norwegen. Mir geht es gut.» Wetten, dass ihm bald noch weitere reiche Norweger folgen? (pbe)
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