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Warum St. Moritz dreckiger heizt als Bergdorf Zeneggen VS

Die Einwohner von St. Moritz GR heizen schweizweit mit den schmutzigsten Energieträgern. Das kleine Walliser Bergdorf Zeneggen gehört zu den Saubermännern. Wie sind die Unterschiede zu erklären?
Publiziert: 26.09.2022 um 19:30 Uhr
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St. Moritz GR schneidet beim klimafreundlichen Heizen von allen Schweizer Gemeinden am schlechtesten ab.
Foto: imago images/Westend61
Martin Schmidt

Damit haben die Leute in St. Moritz GR nicht gerechnet: Ihre Gemeinde landet bei einer eben publizierten Studie zur Energiewende auf dem letzten Platz. Nur in zwei Prozent der Gebäude in der Engadiner Tourismus-Hochburg wird mit erneuerbaren Energiequellen geheizt und das Warmwasser aufbereitet. Knapp 98 Prozent der Wärmeenergie stammen von Importen aus dem Ausland.

Das auf Klimafragen spezialisierte Beratungsunternehmen Navitas Consilium mit Sitz in Martigny VS hat aufgeschlüsselt, wie ökologisch in den 2147 Gemeinden im Land geheizt wird. In St. Moritz ist man vom Ergebnis überrascht.

Privathaushalte heizen mit Öl

An den Pranger stellen kann man die Gemeinde für ihren geringen Anteil erneuerbarer Wärmeenergie jedoch kaum. Denn sie ist seit 2004 Trägerin des Energiestadt-Labels, mit dem Gemeinden für ihren kontinuierlichen Einsatz im Energie- und Klimabereich ausgezeichnet werden. «Ein Wärmeverbund entnimmt seit acht Jahren Wärme aus dem St. Moritzersee und heizt damit zahlreiche grosse Gebäude», sagt Franco Milani (56), Leiter Beschaffung und Vertrieb von St. Moritz Energie. Darunter das Hallenbad, die Eisarena, die Kirche, mehrere Hotels, einen Grossverteiler und mehrere Mehrfamilienhäuser.

Dass St. Moritz trotzdem so schlecht abschneidet, hängt vor allem mit den Privathaushalten zusammen. Der Grossteil der Einwohnerinnen und Einwohner heizt noch mit Öl.

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Die Gemeinde unterstützt energetische Sanierungen zwar, bis anhin jedoch mit mässigem Erfolg. Das liegt auch am hohen Zweitwohnungsanteil von 44 Prozent. Die Besitzer von Ferienwohnungen sind bei grossen Investitionen in neue Heizsysteme zurückhaltender. Schliesslich nutzen sie ihre Liegenschaften nur einige Wochen im Jahr.

Eine Lösung wäre ein Ausbau des Wärmeverbunds. «Doch der Anschluss von einzelnen Wohneinheiten ist gar nicht umsetzbar», erklärt Milani.

Stromfresser bessern Statistik auf

Mit welchen Energieträgern in einer Gemeinde geheizt wird, hängt stark von den örtlichen Gegebenheiten ab und davon, wie dicht besiedelt eine Gemeinde ist. «Städte haben aus Kosten- und Platzgründen oft Gasnetze oder Ölheizungen installiert. Im Berggebiet wird in vielen Gebäuden mit Holz geheizt, deshalb stehen diese Gemeinden bei der Ökologie oft besser da», sagt Viktoria Paetzel (27), Projektleiterin bei Navitas Consilium.

Kleine Gemeinden schneiden in der Auswertung jedoch noch aus einem anderen Grund oftmals gut ab. «Elektroheizungen sind dort noch stark verbreitet und diese werden nach unseren Berechnungen mit einem Strommix aus 77 Prozent erneuerbarer Energie gefüttert», so Paetzel.

Dank der Elektroheizungen weist das Bergdorf Calanca GR mit knapp 79 Prozent erneuerbarer Wärmeenergie den Spitzenwert aus – dicht gefolgt von Zeneggen VS mit 74 Prozent. Das gute Abschneiden ist jedoch nicht nur auf die Elektroheizungen zurückzuführen, wie Andreas Imstepf (59), Gemeindepräsident von Zeneggen, betont: «Bei uns haben in den letzten Jahren viele Eigentümer ihre Ölheizungen durch Wärmepumpen ersetzt.»

Grosser Handlungsbedarf in den Städten

In Gemeinden mit einem höheren Anteil an Ein- oder Zweifamilienhäusern einigen sich Eigentümer einfacher auf grössere Investitionen – oder können diese gleich selber beschliessen. Auch der hohe Grad an Wohneigentum dürfte Investitionen begünstigen.

Doch auch bei den Elektroheizungen besteht Handlungsbedarf. Sie sind regelrechte Stromfresser. Graubünden hat Elektroheizungen aus diesem Grund bereits verboten und bestehende Heizungen müssen in den nächsten Jahren ersetzt werden – beispielsweise durch Wärmepumpen.

«Viele Gemeinden haben in den letzten Jahren bereits viel für den Ersatz von fossilen Heizsystemen unternommen, doch die Ergebnisse der Gemeinden brauchen oft ein bisschen Zeit, bis sie tatsächlich in der Energiebilanz sichtbar werden», sagt Paetzel.

«Die Gasnetze in den Städten können beispielsweise durch Wärmenetze ersetzt werden. Doch das ist jeweils mit grossen Investitionen verbunden.» Die zehn grössten Städte der Schweiz beziehen derzeit noch 96 (Genf) bis 72 Prozent (Lausanne) ihrer Wärmeenergie aus dem Ausland.

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