Beim Bund noch kein Thema
Schweizer Ferienwohnungen sind riesige Energieschleudern!

Die elektrischen Heizungen in vielen Ferienwohnungen sind massive Stromfresser. Entsprechend gross wäre das Einsparpotenzial, wenn die Wohnungen im kommenden Winter weniger oder gar nicht benutzt werden.
Publiziert: 01.09.2022 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2022 um 22:05 Uhr
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Viele Ferienwohnungen werden im Winter zu Energieschleudern.
Foto: Shutterstock
Martin Schmidt

Viele Schweizerinnen und Schweizer sind stolze Besitzer einer Ferienwohnung oder eines Chalets. Gerade Städter fliehen am Wochenende immer mal wieder in ihr Idyll in den Voralpen oder Alpen. Doch die kleinen Ferienparadiese sind oft riesige Energieschleudern.

Ein grosser Teil der Zweitwohnungen ist in die Jahre gekommen, schlecht isoliert und mit Elektroheizungen ausgerüstet. Gerade diese sind regelrechte Stromfresser. Sie haben sich wegen den tiefen Einbaukosten und den wenigen Alternativen in Ferienwohnungen wie Pilze ausgebreitet.

Die Umrüstung auf nachhaltigere Heizsysteme findet nur schleppend statt: «Beim Wechsel auf ein anderes System muss meist auch noch eine Wärmeverteilung eingebaut werden. Die Kosten sind also verhältnismässig hoch. Für viele Leute zu hoch, weil sie ihre Ferienwohnungen nur unregelmässig nutzen», sagt Patrizia Imhof (37) vom Beratungsunternehmen Swiss Climate.

Ferienwohnungen verbrauchen zwei Grimselseen

Die Verbrauchszahlen der Elektroheizungen in Ferienwohnungen sind eindrücklich: Gemäss Bundesamt für Energie (BFE) verbrauchen die 43'000 Ferienwohnungen mit Elektroheizungen jährlich 625 Gigawattstunden Strom. Hinzu kommt noch der Stromverbrauch aller Ferienwohnungen ohne elektrische Heizungen – fürs Warmwasser, Kochen oder elektronische Geräte. Zum Vergleich: Ein randvoller Grimsel-Stausee kann 263 Gigawattstunden produzieren.

In Anbetracht einer drohenden Strommangellage im kommenden Winter würden Ferienwohnungen ein riesiges Einsparpotenzial bieten. In den aktuellen Diskussionen rund ums Energiesparen spielen sie jedoch kaum eine Rolle. Der Bundesrat erwähnte Ferienwohnungen in seinem Sparappell vom Mittwoch nur am Rande. Die Besitzer sollten die Wohnungen nur dann heizen, wenn sie vor Ort sind. Eine Bitte, die Zweitwohnungen im kommenden Winter weniger oder überhaupt nicht zu nutzen, blieb hingegen aus.

Gesalzene Stromrechnungen für Chaletbesitzer

Für viele der alten Wohnungen kann ein völliges Abschalten der Heizung aber sogar zum Problem werden. So kann die Kälte etwa Leitungen beschädigen. Spezialisten empfehlen deshalb, die Temperatur auch bei Abwesenheit nicht unter 6 Grad abzusenken.

Doch manche Besitzerinnen und Besitzer lassen die Immobilie im Winter bei deutlich höheren Temperaturen durchlaufen, damit sie bei einem Kurztrip ins Ferienhäuschen nicht frieren müssen. Patrizia Imhof empfiehlt deshalb die Installation einer Fernsteuerung. «Mit dieser kann die Heizung von daheim aus reguliert und vor der Anreise hochgeregelt werden.»

Die vielerorts massiven Strompreiserhöhungen könnten aber von ganz allein dazu führen, dass die Ferienwohnungen im kommenden Winter weniger genutzt werden. Nach den Zahlen des BFE liegt der durchschnittliche Stromverbrauch einer Ferienwohnung bei 14'500 Kilowattstunden – das macht bei einem konservativ angenommen Preis von 30 Rappen pro Kilowattstunde schon über 4000 Franken im Jahr. Wer auf Chaletbesuche verzichtet, kann also jede Menge Geld sparen.

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