Mit seinem Lohn von über 14 Millionen Franken hat Sergio Ermotti (63) Ende März die Schweiz noch geschockt, nun sorgt der UBS-Chef mit einem Kursfeuerwerk zumindest bei den Aktionären für Applaus. Nach der Bekanntgabe des Quartalsergebnisses eröffnet die Aktie bärenstark, inzwischen hat sich der Kurs bei einem Plus von deutlich über acht Prozent eingependelt.
Der Grund: So erfolgreich war die UBS seit dem Einbezug der Credit Suisse in die Geschäftszahlen noch nie unterwegs. 1,76 Milliarden Franken hat die Bank in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres verdient. Dies nach deutlichen Verlusten in den beiden Quartalen zuvor.
Kosten sinken rapide
Was aus Sicht der Bank besonders erfreulich ist: Das Kerngeschäft – die globale Vermögensverwaltung läuft gut. Die Kunden bringen ihr Geld in Scharen zur UBS. «Was mich in diesem Quartal besonders stolz macht, dass wir gute und raschere Fortschritte bei der Integration erzielen und trotzdem die Kunden nicht zurücklassen», sagt Ermotti auf Frage von Blick. «Der Neugeldzufluss ist gut, die Kunden sehen uns als vertrauenswürdigen Partner.»
Was für ein Gegensatz zur ehemaligen CS: Das Geschäftsmodell der UBS funktioniert, die Kosten sinken. Alleine im ersten Quartal um eine zusätzliche Milliarde. Insgesamt will die UBS bis Ende 2026 die jährlichen Kosten um 13 Milliarden Dollar senken – 5 Milliarden hat sie auf dem Weg zu diesem Ziel bereits erreicht.
UBS und Credit Suisse
Das Geschäft läuft so gut, dass die UBS die letzten staatlichen Krücken zurückgeben kann. Am Montag hat sie die Liquiditätshilfen der Nationalbank an die von ihr übernommene Credit Suisse weiter abgebaut. Und 9 Milliarden Franken der sogenannten ELA (Emergency Liquidity Assistance) an die SNB zurückgezahlt. «Von der CS haben wir ein substanzielles Liquiditätsdefizit geerbt, das wir nun geordnet abbauen», sagt Ermotti. Die restlichen 9 Milliarden der ELA-Darlehen will die Bank noch in diesem Jahr zurückzahlen.
Was kommt aus Bern?
Es bleiben ein Wermutstropfen für die UBS und der grosse Aderlass für die Angestellten. Der Wermutstropfen: die Grossbankregulierung, also eine Art Lex UBS. Hier scheint im Moment Funkstille zwischen der Zürcher Bahnhofstrasse und Bundesbern zu herrschen: «Wir fokussieren auf das, was wir kontrollieren können», erklärt Ermotti auf eine Frage, ob sich die Beziehungen zu den Schweizer Behörden verschlechtert hätten.
Der Knackpunkt aus Sicht der Bank: Wie dick soll die Eigenkapitaldecke der UBS sein, damit sich so ein Desaster wie bei der CS idealerweise nicht wiederholen kann? In ihrem 22-Punkte-Plan hatte Finanzministerin Karin Keller-Sutter (60) vor knapp einem Monat bewusst auf eine exakte Kennzahl zu den Eigenmittelanforderungen verzichtet. Hinter den Kulissen dürfte nun über die richtige Grösse gefeilscht werden, offenbar noch ohne die UBS: «Wir werden auch noch befragt werden», lässt sich Ermotti lediglich entlocken.
Personal bleibt im Ungewissen
Der grosse Aderlass beim Personal steht erst bevor und könnte sich gerade in der Schweiz aber noch etwas hinziehen. «Im Moment brauchen wir sogar noch mehr Ressourcen, um die komplexe Integration zu bewältigen», sagt Ermotti. Seit der Übernahme der CS hat die Bank weltweit bereits 19'000 Stellen abgebaut, davon 2000 im ersten Quartal 2024.
Die nächste Abbauwelle dürfte nach Ende Mai über die UBS schwappen. Bis dann sollen die beiden Muttergesellschaften UBS AG und CS AG integriert sein. Damit dürften dann die Tage des letzten CS-Chefs Ulrich Körner (61) gezählt sein. Um mit ihm auch der Verbleib vieler weiterer Angestellter in der Megabank. Die Zusammenführung von UBS Schweiz und CS Schweiz soll im dritten Quartal stattfinden. Und ab Ende 2024, Anfang 2025 die grosse Entlassungswelle durch die Büros in der Schweiz rollen. Nach wie vor hält die UBS am Ziel von 3000 Kündigungen fest.