Fette Zinsaufschläge
UBS verärgert Schweizer Firmenkunden

Jetzt tritt ein, was die Industrieunternehmen des Landes befürchtet haben: Die Grossbank erhöht ihre Margen bei Firmenkrediten massiv. Blick liegen konkrete Fälle vor.
Publiziert: 05.05.2024 um 08:58 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2024 um 16:57 Uhr
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UBS erhöht die Magen und verschlechtert damit die Kreditkonditionen für Firmenkunden.
Foto: Sven Thomann
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Beat SchmidFester Mitarbeiter Blick

Das Unternehmen hat seinen Sitz in der Innerschweiz. Der Chef will den Namen seiner Firma nicht in der Zeitung lesen. Blick, dem der Patron den E-Mail-Verkehr zwischen seiner Finanzabteilung und der UBS zeigt, hat auch ihm Anonymität zugesichert. Aus den Schreiben geht hervor, dass die UBS die Zinsmarge um 40 Prozent erhöht hat.

Der langjährige UBS-Kundenberater versucht, um Verständnis zu werben. Bei der UBS habe eben «ein neues Zeitalter begonnen», sagt er. Für den betroffenen Chef war es ein Schock. «Die neuen Konditionen kamen über Nacht», sagt er. Da man zuvor monatelang mit der UBS verhandelt habe, seien die Änderungen umso überraschender gekommen.

Bei dem Kredit handelt es sich um eine ganz normale Kontokorrent-Kreditlinie, wie sie viele Unternehmen in der Schweiz in Anspruch nehmen. Die Rahmenkonditionen werden regelmässig neu ausgehandelt. Das betroffene Unternehmen, das früher Kreditlinien bei der UBS und der Credit Suisse hatte, verhandelte nach dem Zusammenbruch der CS ausschliesslich mit der UBS.

Ein Kontokorrentkredit setzt sich im Wesentlichen aus drei Komponenten zusammen: dem Referenzzinssatz, der Risikoprämie (je nach Bonität des Unternehmens höher oder tiefer) und der Marge der Bank. Die Zusammensetzung des Kredits gleicht damit der Geldmarkthypothek für eine Eigentumswohnung, die an den Saron (früher Libor) gebunden ist. Bei Firmenkunden schwanken Marge und Risikoprämie zwischen 0,8 und 2 Prozent.

Ein Tabubruch

Wie dem Innerschweizer Unternehmer geht es vielen Patrons in der Schweiz. Blick weiss von drei weiteren export-orientierten Industrieunternehmen, bei denen die UBS ebenfalls um 30 bis 40 Prozent höhere Margen durchsetzen will.

Die Margenerhöhung kommt einem Tabubruch gleich. Damit tritt genau das ein, was Vertreter des Werkplatzes bei der Fusion beider Grossbanken vor über einem Jahr befürchtet hatten: Dass die Bank ihre Marktmacht ausnützen könnte, um höhere Preise durchzusetzen. Martin Hirzel, Präsident des Industrieverbandes Swissmem, sagte vor einem Jahr gegenüber Blick, dass den Unternehmen durch die Mammutfusion «tendenziell schlechtere Konditionen» bei den Krediten drohten. Er hoffe aber, dass die UBS die Situation nicht ausnütze, um der Industrie «schlechtere Konditionen aufzudrücken».

Ein klares Versprechen, die Situation nicht auszunutzen, hat die UBS nie abgegeben. UBS-Chef Sergio Ermotti sagte in einem Doppelinterview mit Martin Hirzel vor ein paar Monaten in der «NZZ»: «Die Kombination der zwei Banken wird es uns ermöglichen, noch bessere Dienstleistungen zu offerieren.» Klar sei aber auch, dass die Unternehmen «fit bleiben» müssten.

Das Problem: Bei Firmenkrediten spielt der Markt viel weniger stark als etwa bei Hypotheken für den Wohnungsbau. Viele Firmen können nicht einfach von der UBS weg. Zudem sind grössere Kantonalbanken oft nicht bereit, die Offerten der UBS zu unterbieten. Ein UBS-Sprecher schreibt auf Anfrage, die Bank könnte keine Aussage zu einem Einzelfall machen.

Langes Warten auf die Finma

Die Wettbewerbskommission hat die Fusion der beiden Grossbanken eingehend untersucht. An ihrer Jahresmedienkonferenz sagten Behördenvertreter, dass sich die «hohen Marktanteile» der UBS zum Teil um «zweistellige Prozentbeträge» erhöht haben. Der verminderte Wettbewerbsdruck könne sich auf Preise, Auswahl, Qualität und Innovation auswirken. Dies werde die Weko in Zukunft prüfen.

Konkrete Auflagen für den Zusammenschluss kann die Kommission nicht machen. Es ist eine Besonderheit der Schweizer Gesetzgebung, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) bei Bankenfusionen an die Stelle der Weko tritt. Die Finma ist seit November im Besitz der Empfehlungen der Weko; sie brütet schon seit Monaten über deren Umsetzung. Es wird erwartet, dass die Finma ihren Entscheid noch vor den Sommerferien bekannt gibt. Ein Sprecher wollte sich dazu vorher nicht äussern.

Auch in anderen Geschäftsbereichen hat die UBS ihre Margen erhöht. Laut einem Medienbericht verzinst die Grossbank Festgelder eines CS-Kunden in der Schweiz seit kurzem 25 Basispunkte tiefer. Ein Berater der Bank soll dem verdutzten Kunden mitgeteilt haben, die Margen würden denen der UBS angeglichen. Konkret heisst das: Für ein Festgeld von 100’000 Franken für zwei Monate erhält der Kunde statt 1,23 Prozent nur noch 0,98 Prozent.

Die Preiserhöhungen und Margenausweitungen könnten auch eine Reaktion auf die vorgeschlagenen neuen Regulierungen von Finanzministerin Karin Keller-Sutter sein. Die hatte Anfang April einen 22-Punkte-Plan vorgestellt, der unter anderem eine deutliche Erhöhung der Kapitalanforderungen vorsieht. Schätzungen zufolge müsste die UBS dafür bis zu 25 Milliarden Dollar an zusätzlichem Eigenkapital beschaffen. Da liegt es nahe, dass die Grossbank ihren Heimmarkt wie eine Zitrone auspresst, um möglichst viel Kapital zu generieren. Oder unattraktive Kunden mit schlechten Konditionen vergraulen möchte – was sich ebenfalls schonend auf das Kapital auswirkt.

Der Unternehmer aus der Innerschweiz will die Verschlechterung der Konditionen nicht so hinnehmen. Er überlegt sich nun, ob er die Sache eskalieren lassen und sich an die Weko wenden soll.

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