Noch vor Corona beherrschte ein anderes C über Wochen die Frontseiten von BLICK und anderen Schweizer Medien: die CS-Beschattungsaffäre. Doch seit dem letzten Auftritt von Tidjane Thiam (57) als CS-Boss im Februar ist es ruhig um den Skandal geworden. Obwohl dieser den Schweizer Finanzplatz nachhaltig erschüttert hat. Dabei hat sich bei manchen der Beteiligten einiges verändert – und es wird auch weiterhin untersucht.
Untersucht, was sich genau vor – und auch nach – dem 16. September 2019 abgespielt hat. An diesem Tag flogen die Detektive der Privatdetektei Investigo auf, die den Ex-Credit-Suisse-Banker Iqbal Khan (44) seit Anfang September beschattet haben. Khan reicht bei der Zürcher Staatsanwaltschaft Strafanzeige ein. Ein Verfahren, das immer noch «pendent» ist, wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage von BLICK mitteilt.
Finma bohrt weiter
Auch die Finanzaufsicht Finma ermittelt seit Dezember. Offiziell gibt es nichts Neues. Hinter den Kulissen hat die Finma aber nun die Schraube angezogen, verlangt die Herausgabe verschlüsselter Textnachrichten, die mit der Schweizer App Threema verschickt wurden. Gleichzeitig wehrt sich die CS mit allen Mitteln gegen den von der Finma eingesetzten Prüfbeauftragten.
Nun muss das Bundesgericht über die von der Bank angezweifelte Unabhängigkeit des Anwalts befinden, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Mehr zum CS-Skandal
Den Argwohn seiner Vorgesetzten hatte Khan unter anderem durch seinen Abgang bei der CS am 1. Juli und seinen schnellen Wechsel zur Konkurrentin UBS hervorgerufen. Als Ende August bekannt wird, dass der Topmanager dort neuer Co-Chef des Vermögensverwaltungsgeschäfts wird, gab Pierre-Olivier Bouée (49), Leiter des operativen Geschäfts bei der CS, seinem Sicherheitschef am gleichen Tag den Auftrag, die Überwachung Khans einzuleiten.
Ein Auftrag, der den Franzosen erst den Job und dann die Abfindung kostet, da später noch bekannt wird, dass der Fall Khan nicht die erste Beschattung eines Spitzenmannes bei der CS war (BLICK berichtete).
Khan schaut nach vorne
Doch der Franzose Bouée muss nicht darben. Laut seinem Linkedin-Profil hat er sich in Frankreich einen neuen Job als Berater geangelt. «Executive Vice President – Global Sales Officer, Financial Services at Capgemini» steht da in Business-Englisch. Kurz: Bouée ist nun an der Kundenfront tätig. Bei einer Firma mit Hauptsitz in Paris, die Informatik-Beratungen anbietet und weltweit über 270'000 Angestellte in fast 50 Ländern beschäftigt.
Auch die Detektei Investigo hat die CS-Beschattungsaffäre weggesteckt. Die Prognose ihres damaligen Anwalts ist nicht eingetroffen. Dieser sagte Anfang Oktober 2019: «Die Namensnennung war für die Besitzer der Privatdetektei ein totaler Schock. Die Firma ist ruiniert.» Doch die Firma arbeitet weiter. Darauf angesprochen, reagiert Investigo erstaunt – und erbost.
Top-Banker Iqbal Khan hat sich bei der UBS gut eingelebt, schon eine Reorganisation durchgezogen und auch ordentliche Zahlen im ersten Quartal 2020 abgeliefert. Wie es aus gut unterrichteten Kreisen heisst, sei für Khan die Affäre abgeschlossen, er konzentriere sich auf seinen Job bei der Grossbank und habe seinen Blick nach vorne gerichtet.
Tidjane Thiam erlitt nach seinem Rücktritt einen tragischen Schicksalsschlag. Sein Sohn Bilal († 24) starb an Krebs. Heute ist Thiam Sondergesandter der Afrikanischen Union im Kampf gegen Corona. Afrika hat die Krise bisher besser gemeistert als viele andere Regionen.
Es gab eine Welt vor Corona. Und es gab viele spannende Themen, über die wir geredet haben – bevor das Virus alles überschattete. Worum gings da nochmal? Was hat uns vor drei Monaten beschäftigt? Und was ist daraus geworden? BLICK zeigt einen grossen Überblick über die News von gestern, die jetzt wieder aktuell werden. Oder es die ganze Zeit über geblieben sind.
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