Der Skandal um den ehemaligen Credit-Suisse-Banker Iqbal Khan (43) ist um ein Kapitel reicher. Die mit der Beschattung involvierten Detektive haben Strafanzeige gegen das Ehepaar Khan eingereicht. Und gegen die Polizei. Das schreibt der «Tages-Anzeiger».
Die Staatsanwaltschaft bestätigt BLICK den Eingang der Anzeigen. «Die Anzeige ist Mitte Dezember bei der Zürcher Staatsanwaltschaft eingegangen und wird derzeit geprüft», sagt ein Sprecher. «Sie steht im Zusammenhang mit der Beschattung von Iqbal Kahn.»
Bestätigt wird überdies eine Strafanzeige gegen «Mitarbeitende der Kantonspolizei». «Die Anzeige ist kurz vor Weihnachten bei der Zürcher Staatsanwaltschaft eingegangen», so der Sprecher. Sie werde derzeit geprüft und stünde im Kontext «mit einer Vorführung, welche die Kantonspolizei Zürich im Zusammenhang mit der Beschattung Kahns durchgeführt hat. »
Den Khans wird versuchte Nötigung, falsche Anschuldigung, Freiheitsberaubung und Irreführung der Rechtspflege vorgeworfen. Der Vorwurf an die Kantonspolizisten: Amtsmissbrauch, Sachentziehung und Urkundenfälschung im Amt.
Konfrontation im Stadtzentrum
Hintergrund ist die im letzten September aufgeflogene Beschattungsaktion von Iqbal Khan. Er ist der frühere Chef der Vermögensverwaltung, wechselte auf Oktober aber zur UBS. Die Credit Suisse fürchtete, dass Khan Kunden oder Mitarbeiter für seinen neuen Arbeitgeber abwerbe. Deshalb beauftragte die Grossbank die Detektei Investigo, Khan zu beschatten.
Die Aktion ging einige Tage gut. Dann kommt es zur Eskalation: Khan und seine Frau bringen ihren sechsjährigen Sohn zum Fussballtraining auf den Sportplatz von Herrliberg ZH. Auf dem Heimweg fallen dem Banker drei Männer auf. Sie folgen dem Paar lange. Auffällig lange.
Khan zückt sein Handy und beginnt, die drei Verfolger zu filmen. Es kommt zur Konfrontation im Zürcher Stadtzentrum. Am Metropol, das Restaurant liegt hinter der Nationalbank unweit von Paradeplatz.
Strafanzeige wegen Drohung
Khan reichte in der Folge eine Strafanzeige ein wegen Drohung, Nötigung und wegen Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs durch Aufnahmegeräte. Die Detektive wurden verhaftet, ihre Namen und der ihrer Firma kamen in die Presse. Der Skandal war losgetreten.
Laut Khan ist der Detektiv in einer «sehr aggressiven, angriffigen Haltung» auf ihn zugekommen. So zitiert der «Tages-Anzeiger» aus der Anklage. Er sei in «Todesängste» versetzt worden und habe laut nach Hilfe geschrien.
Die Detektive hingegen behaupten, Khan sei auf ihren Mitarbeiter zugegangen. Er habe ihn beschimpft und fotografiert.
Vorwurf des Amtsmissbrauchs
Was gesagt wurde, ist strittig, es steht Aussage gegen Aussage. Entsprechend ziehen beide Parteien gegenteilige Schlüsse aus den Vorkommnissen. Khan behauptet in seiner Anzeige, das Ganze sei eine Art «Stalking» gewesen, was unter den Tatbestand der Nötigung oder der schweren Drohung falle.
Die Detektive hingegen sagen, die ganze Anzeige Khans sei eine falsche Anschuldigung, was ihrer Ansicht nach wiederum strafbar ist. Der Banker habe die Anschuldigungen bewusst und wider besseres Wissen gemacht, mit der Absicht, eine Strafverfolgung herbeizuführen.
Am Morgen nach dem Zwischenfall in der Innenstadt haben drei Teams der Kantonspolizei die drei involvierten Detektive an ihren Wohnorten verhaftet. Laut Akten gab es dafür lediglich einen «mündlichen Vorführbefehl» der Staatsanwaltschaft, schreibt der «Tages-Anzeiger». Die Polizisten nahmen aber offenbar das iPhone, die Schlüssel und die Bankkarte eines Detektivs mit. Die Folge: Eine Reihe Zürcher Kantonspolizisten ist wegen Amtsmissbrauch, Sachentziehung und Urkundenfälschung im Amt angezeigt. (ise)