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Der CS-Skandal in der Übersicht
Nachbarschaftsstreit, Beschattung, Suizid

CS-Boss Tidjane Thiam muss abtreten. Sein Rücktritt ist die Konsequenz aus der Beschattungsaffäre rund um den Starbanker Iqbal Khan. BLICK liefert die Übersicht im CS-Skandal.
Publiziert: 07.02.2020 um 09:21 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2020 um 20:37 Uhr
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Für CS-Boss Tidjane Thiam (57) hat das letzte Stündlein bei der Grossbank geschlagen.
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Die Beschattungsaffäre der Credit Suisse (CS) ist um ein Kapitel reicher: CEO Tidjane Thiam (57) muss den Hut nehmen. Doch worum ging es dabei eigentlich?

Die Grossbank liess Iqbal Khan (43), ihren früheren Chef der Vermögensverwaltung, von Privatdetektiven beschatten. Offizielle Begründung: Man wolle verhindern, dass er Kunden oder Mitarbeiter für seinen neuen Arbeitgeber UBS abwerbe.

Die Aktion wurde bekannt. Khan reichte Strafanzeige ein. Drei Privatdetektive wurden vorübergehend verhaftet. Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren wegen Nötigung und Drohung eröffnet.

Die Beschattungsaffäre in der Übersicht:

  • 8. September 2019:
    An diesem Dienstag findet der Abschiedsapéro von Chef-Vermögensverwalter Iqbal Khan statt. Der Starbanker hatte im Juli 2019 gekündigt. Er wechselt per 1. Oktober zur Konkurrentin UBS.
  • 16. September 2019:
    Khan und seine Frau bringen ihren sechsjährigen Sohn zum Fussballtraining auf den Sportplatz von Herrliberg ZH. Auf dem Heimweg fallen Khan drei Männer auf. Sie folgen dem Paar lange. Auffällig lange. Khan zückt sein Handy und beginnt, die drei Verfolger zu filmen. Daraufhin kommt es zum Eklat: Es kommt zu einer Verfolgungsjagd im Zürcher Stadtzentrum. Am Metropol, das Restaurant liegt hinter der Nationalbank unweit von Paradeplatz, endete die Verfolgungsjagd.
    Die Verfolger versuchen, Khan das Handy zu entreissen. Erfolglos. Khan wehrt sich, die Männer suchen das Weite. Der Banker Khan schaltet die Polizei ein. Dann ruft er den Sicherheitschef der Credit Suisse an. Der bietet Khan Personenschutz und technische Ausrüstung an, unter anderem einen Handsender, mit dem der Verfolgte Alarm schlagen kann. Noch ahnt Khan nicht, dass derselbe Sicherheitschef den Auftrag für die Überwachung gegeben hat.
  • 19. September 2019:
    Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren wegen Nötigung/Drohung eröffnet. Dies bestätigt ein Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft «Inside Paradeplatz». Am gleichen Tag macht die «FAZ» publik, dass die CS die drei professionellen Beschatter auf Khan angesetzt hatte. Diese wurden später durch eine Polizeiaktion gefasst und in U-Haft gesteckt.
  • 20. September 2019:
    Der Finanzblog «Inside Paradeplatz» macht die Affäre publik.
  • 22. September 2019:
    BLICK deckt einen Streit zwischen Khan und CEO Thiam auf. Insider berichten, es habe eine heftige Auseinandersetzung gegeben, bei der auch Drohungen gefallen seien. BLICK weiss von einer Khan nahestehenden Person: Der Starbanker hat CS-Präsident Urs Rohner über diesen Vorfall informiert, konnte aber nichts belegen, da der Vorfall unter vier Augen stattgefunden hatte. Aus Sorge um seine Sicherheit liess Khan sich und seine Familie darauf einen Monat lang auf eigene Kosten von einem privaten Sicherheitsunternehmen schützen. Weil in dieser Zeit nicht das Geringste passierte und der Dienst arg aufs Budget schlug, bestellte er den Personenschutz dann wieder ab.
  • 22. September 2019:
    Am Montag, vier Tage nach Bekanntwerden der Affäre, versuchen Thiam und Rohner, die Mitarbeiter zu beruhigen. Im CS-Intranet erscheint folgende Nachricht: «Am Wochenende wurde Credit Suisse verschiedentlich in Medienberichten genannt, wobei in einer sensationsgetriebenen Darstellung die Fakten und Vorgänge nicht akkurat beschrieben wurden.» Man wolle die Affäre lückenlos aufklären.
  • 23. September 2019:
    BLICK nennt das Detektivbüro, welches die Beschattung von Starbanker Khan durchführte. Es handelt sich um die Firma namens Investigo aus Otelfingen ZH. Das bestätigen Quellen aus dem Umfeld der Credit Suisse. Investigo selbst ist für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Dessen Rechtsanwalt sagt BLICK an jenem Dienstag, er warte noch auf Unterlagen der Staatsanwaltschaft. Dann wird plötzlich die Webseite offline genommen. Am Sitz in Otelfingen sind die Türen verschlossen.
  • 24. September 2019:
    Der «Tages-Anzeiger» verortet den Ursprung des Thiam-Khan-Streits im Januar 2019. Bei einer Hausparty Thiams. Khan, seine Frau und weitere Credit-Suisse-Mitarbeiter seien beim CS-Chef zuhause in Herrliberg ZH eingeladen gewesen. Ein Katzensprung für Khan, der direkt neben seinem Vorgesetzten ebenfalls eine Villa besitzt. Es sei viel Alkohol geflossen. Der Abend endete offenbar in einem sehr heftigen Krach zwischen Khan und Thiam.
  • 25. September 2019:
    Oswald Grübel fordert in der «Schweizer Illustrierten» die Absetzung von Thiam. Das Ganze sei peinlich für den Finanzplatz Zürich, sagt der Ex-Bankchef Grübel, der die CS sowie auch die UBS leitete.
  • 30. September 2019:
    Tragische Wende: Das Finanzportal «Inside Paradeplatz» berichtet am Montagabend, dass sich ein Mittelsmann am vergangenen Dienstag, eine Woche nach dem ­Bekanntwerden des Skandals, erschossen habe. Er soll um seine berufliche Existenz gebangt und sich eine Mitschuld am Debakel gegeben haben. Auch habe er offenbar Angst davor gehabt, dass die CS ihn als «Mitschuldigen und Versager» darstellen könnte.
  • 1. Oktober 2019:
    CS-VR-Präsident Urs Rohner bricht sein Schweigen an einer Pressekonferenz. Er gibt zwei Entlassungen bekannt, stärkt aber CEO Tidjane Thiam den Rücken.
  • 1. Oktober 2019:
    Der erste Arbeitstag von Iqbal Khan bei der UBS.
  • 14. Oktober 2019:
    Noch mehr Support für Thiam: Der Chef des wichtigsten CS-Aktionärs Harris Associates stärkte ihm in einem Fernsehinterview den Rücken: Die Aufregung um die Sache sei komplett übertrieben und von PR-Leuten angeheizt, so David Herro.
  • 17. Dezember 2019:
    Der Skandal weitet sich aus: Khans Beschattung war – entgegen den Behauptungen von Thiam und Rohner – kein Einzelfall. Auch HR-Chef Peter Goerke wurde observiert. Zudem zeigt eine CS-interne Untersuchung, dass COO Pierre-Olivier Bouée die Beschattung in Auftrag gegeben hat. Er wird fristlos entlassen.
  • 20. Dezember 2019:
    Die Affäre ruft die Aufsicht auf dem Plan. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) schickte einen Prüfungsbeauftragten zur CS, welcher die Führungsriege des Instituts unter die Lupe nehmen und Kontrollmängel feststellen soll.
  • 8. Januar 2020:
    Erste Spekulationen zu einem Thiam-Rücktritt machen die Runde. Doch auch für Khan, der mittlerweile bei der UBS arbeitet, ist die Affäre nicht ausgestanden. Die Detektei Investigo zeigt Khan an: Er soll falsche Anschuldigungen erhoben und einen Nötigungsversuch unternommen haben.
  • 24. Januar 2020:
    Der geschasste Pierre-Olivier Bouée prüft Schritte gegen die CS. Denn nach seiner fristlosen Entlassung steht der Manager vor dem Karriere-Abgrund.
  • 27. Januar 2020:
    Thiam will sich unter Druck nicht mehr auf die CS-Medienstelle verlassen. Der CEO wehrt sich nun selbst – auf seinem Instagram-Account.
  • 31. Januar 2020:
    Der Druck auf Thiam steigt: Wenige Tage, bevor sich der Verwaltungsrat der CS zur ordentlichen Sitzung trifft, wird bekannt, dass VR-Präsident Urs Rohner bereits eine Liste möglicher Thiam-Nachfolger haben soll.
  • 4. Februar 2020:
    Thiam bekommt Rückendeckung von den Aktionären. Um den Fondsmanager David Herro, dessen Arbeitgeber Harris Associates etwa 8 Prozent der CS-Aktien hält, werden offene Drohungen gegen Rohner laut: Man werde ihn nicht im Amt als VR-Präsident bestätigen, sollte er Thiam fallenlassen. Auch die Stiftung Ethos fordert Rohners Abgang: Es sei nicht wünschenswert, dass der Präsident wie geplant ein weiteres Jahr bleibe, sagte Ethos-Chef Vincent Kaufmann zur Nachrichtenagentur Reuters.
  • 7. Februar 2020:
    Der CEO hat veloren: Thiam kündigt seinen Rücktritt auf den 14. Februar an. (nim/sf)
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