Der neuste Teilbericht des Weltklimarats, der diese Woche veröffentlicht wurde, ist ein Weckruf. Er macht deutlich: Wollen wir die schlimmsten Folgen der Klimaerwärmung noch abwenden, müssen wir handeln – und zwar jetzt. Einer der effektivsten Hebel liegt demnach im Bereich der Ernährung. Die wichtigsten Zutaten für klimafreundlicheres Schlemmen: mehr Pflanzliches, weniger Foodwaste.
Die Vergeudung von Lebensmitteln will man auch in der Schweiz verstärkt bekämpfen. Denn Land- und Ernährungswirtschaft sind hierzulande für rund 28 Prozent der Emissionen verantwortlich, ein Viertel davon ist auf Foodwaste zurückzuführen. Rund ein Drittel der Lebensmittel landet im Müll – insgesamt verschwenden wir 330 Kilo Essbares pro Person und Jahr.
15 Prozent Reduktion bis 2030
Am Mittwoch verabschiedete der Bundesrat einen Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung. Das Ziel: Bis 2030 sollen die vermeidbaren Lebensmittelverluste gegenüber 2017 halbiert werden. Gelingt dies, könnte die Umweltbelastung im Bereich der Ernährung um bis zu 15 Prozent verringert werden.
Dazu beitragen sollen etwa Innovationen aus der Wirtschaft oder verstärkte Aufklärung über das Thema. So will der Bund beispielsweise mit digitalen Hilfsmitteln den Anbau von Gemüse und Co. optimieren, Lebensmittelspenden vereinfachen oder das Know-how zur Vermeidung von Foodwaste stärker in der Schulbildung verankern.
Staatlich geförderte App
Inspiration für eine ökologischere Ernährung soll bald auch eine App bieten, an deren Finanzierung das Bundesamt für Umwelt sich beteiligt. Eatable will digitales Kochbuch, Einkaufsratgeber und Informationsplattform in einem sein. Die App schafft Abhilfe beim Aufbrauchen von Esswaren, indem sie darauf zugeschnittene Rezepte vorschlägt. Hat man beispielsweise noch übriges Brot zu Hause, spuckt die App verschiedene Rezeptvorschläge dazu aus: Bayrische Brotsuppe etwa, Bratlinge aus Brotresten, Fotzelschnitten oder Panzanella, einen italienischen Brotsalat. Ausserdem zeigt Eatable auf, was gerade Saison hat, wo man in der Nähe nachhaltig einkaufen kann und welches Lebensmittel wie ökologisch ist. Im grünen Bereich sind etwa Erbsen, Kartoffeln oder Margarine, schlechter schneiden Apfelessig, Halbhartkäse oder Kalbsschnitzel ab.
Hinter der Entwicklung steht der Winterthurer Verein Eatable, bestehend aus Raphael Krempus (36), Conny Kästli (37) und Tobija Fischer (25). «Dass so viel Essen im Abfall landet, finde ich tragisch», sagt Krempus. Die App sei darum auch eine Form von Gesellschaftskritik. Es sei aber nicht ihr Anspruch, den Menschen vorzuschreiben, wie sie einkaufen und kochen sollen, sondern einfach ein grösseres Bewusstsein zu schaffen, sagt Kästli. Und Fischer ergänzt: «Wir möchten zeigen, dass man auch etwas verbessern kann, ohne gleich von heute auf morgen vegan zu werden.»
Aktuell befindet sich die App in der Testphase, sie soll aber noch in diesem Jahr kostenlos zum Download zur Verfügung stehen – und damit einen Beitrag zu grünerem Genuss leisten.