Verschwendung von Lebensmitteln
Food Waste ist so schlimm wie fliegen!

Die Verschwendung von Essen erzeugt so viele Umweltschäden wie die Hälfte aller Autos – und genauso viel Kohlendioxid wie der Flugverkehr. Der Bund arbeitet an einem Aktionsplan.
Publiziert: 19.01.2020 um 00:14 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2021 um 12:27 Uhr
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Claudio Beretta ist Mitautor der Food-Waste-Studie des Bafu.
Foto: ZVG
Cyrill Pinto

Ein Drittel aller in der Schweiz produzierten oder importierten Lebensmittel landet nicht auf dem Teller – sondern im Abfall. Obwohl gemäss Uno weltweit 821 Millionen Menschen Hunger leiden, also jeder neunte nicht genug zu essen hat.

Weggeworfene, eigentlich essbare Nahrungsmittel, international mit dem Begriff «Food Waste» bezeichnet, sind aber nicht nur moralisch anstössig. Sie tragen auch erheblich zum CO2-Ausstoss bei – und mithin zum Klimawandel, wie eine neue Studie der ETH im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (Bafu) zeigt.

Insgesamt verursachen weggeworfene Lebensmittel Treibhausgase, die vier Millionen Tonnen CO2 entsprechen. Zum Vergleich: Die Schweiz verursachte laut jüngsten Zahlen des Bafu 56 Millionen Tonnen des Treibhausgases, vier Millionen davon wegen des Flugverkehrs.

Und noch ein Vergleich: Betrachtet man nicht nur den CO2-Ausstoss, sondern alle negativen Auswirkungen auf die Umwelt, dann erzeugt die Belastung durch weggeworfene Lebensmittel etwa 50 Prozent der Schäden wie der gesamte motorisierte Individualverkehr in der Schweiz!

Claudio Beretta ist einer der Autoren der Bafu-Studie. Der Umweltwissenschaftler war selbst überrascht, wie hoch der Anteil an Food Waste am CO2-Ausstoss ist. «Wenn man jedoch weiss, wie viele fossile Energie bei der Produktion von Lebensmitteln nötig ist, wird klar warum», erklärt Beretta. Traktoren müssen angetrieben, Gewächshäuser beheizt werden. Das braucht sehr viel fossile Energie.

Persönlich geht Beretta nun viel bewusster mit Lebensmitteln um. Ausserdem engagiert er sich bei Foodsharing sowie TooGoodToGo und und holt dabei regelmässig überschüssige Lebensmittel von Bäckereien und Restaurants ab, welche die Betriebe sonst in den Abfall werfen.

Aufwendige Herstellung

Beretta findet, dass die Politik vermehrt in Bildung investieren soll: «Das Wissen bei Konsumenten, aber auch in der Gastrobranche muss steigen.» Ebenso wie die Wertschätzung für Lebensmittel. «Die Konsumenten müssen ein Gefühl dafür bekommen, wie aufwendig deren Herstellung ist.»

Die Schweiz hat sich dazu verpflichtet, den Anteil «entsorgter» Lebensmittel bis 2030 zu halbieren. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet das Bundesamt für Umwelt zurzeit an einem Food-Waste-Aktionsplan.

Dabei setzt die Behörde zum jetzigen Zeitpunkt vor allem auf Freiwilligkeit. Susanne Blank vom Bafu: «Das finanzielle Sparpotenzial durch das Vermeiden von Food Waste ist erheblich. Pro Kopf lassen sich mit der Vermeidung von Food Waste jährlich 600 Franken einsparen.»

Bei einem vierköpfigen Haushalt wären das immerhin 2400 Franken pro Jahr.

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