Skipreise zu teuer! Debatte um Subventionen auch in Braunwald – Familienskigebiet vor Kollaps
«Kein Bock auf Staatshilfe»

42 Prozent der Blick-Leser sind der Meinung, dass Gemeinden die Skigebiete finanziell unterstützen sollen. Doch was spricht dafür und was dagegen? Blick hat sich bei Bergbahnen und einem Tourismusberater erkundigt.
Publiziert: 16:28 Uhr
|
Aktualisiert: 16:33 Uhr
1/5
Die Preise für Skipässe werden immer teurer. Sollte die öffentliche Hand nachhelfen?
Foto: CC0 1.0

Auf einen Blick

  • Skiticketpreise steigen, sollen Gemeinden Skigebiete finanziell unterstützen?
  • Bergbahnen sind volkswirtschaftlich relevant für Wintersportregionen
  • 80 Prozent der Wirtschaft und Arbeitsplätze hängen von Bergbahnen ab
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_249.JPG
Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Die Debatte rund um die hohen Preise für Skitickets ist in diesen Tagen allgegenwärtig. Letzten Samstag zahlten Skifans 119 Franken für einen Tag auf der Piste in Flims Laax GR. Die explodierenden Preise bei grossen Skigebieten stehen sinnbildlich für die Entwicklung in der gesamten Ski-Schweiz. 

Dabei haben die Destinationen oftmals keinen anderen Ausweg als die Preise zu erhöhen. Ersatzinvestitionen für neue Skilifte sind teuer, Geldgeber dafür rar. Und so klopfen die Bergbahnen schnell einmal bei den Gemeinden an. Dieser Weg ist aber nicht weniger umstritten. Denn haben Skifahrer das Recht auf einen subventionierten Skipass?

Blick hat bei Leserinnen und Lesern nachgefragt. In einer Umfrage von letztem Wochenende sind 42 Prozent der über 6300 Abstimmenden der Meinung: Ja, Skifahren ist ein Volkssport und muss erschwinglich sein! Doch was spricht dafür und was dagegen?

Dann möchte jeder Bürger mitreden

Einer, dessen Meinung eigentlich offensichtlich sein sollte, ist Christian Dachs. Er ist Chef ad interim der Sportbahnen Braunwald. Die letzten zwei schneearmen Saisons haben dem Glarner Betreiber ein Millionenloch in die Kasse gerissen. Noch vor dem jetzigen Winter wird bekannt: Gibt es diese Saison nicht genügend Schnee, werden die Sportbahnen Braunwald nicht überleben. Für Dachs sollte also jede Hilfe recht sein. Trotzdem hat er überhaupt «keinen Bock» auf Subventionen: «Wenn eine Bergbahn richtig geführt wird, dann funktioniert es. Die Gemeinde sollte nicht auch noch Aktionär sein.» Jeder Bürger möchte dann auch noch seinen Senf dazugeben. Das sei nicht förderlich.

Im Falle von Braunwald seien die letzten Jahre «Totengräber» am Werk gewesen. Darum sind die Sportbahnen angeschlagen und brauchen Investoren. An die Gemeinden hat er aber trotzdem einen Appell: «Sie müssen grosszügiger werden, vor allem was Bewilligungen angeht.» Die zum Teil unnötige Bürokratie erschwere vielen Skigebieten die Situation zusätzlich.

Sogar die Immobilien spielen eine Rolle

Dass aber auch Gemeinden Interesse haben können, die Skilifte am Laufen zu halten, erklärt Peder Plaz. Er ist Partner bei Hanser Consulting, einem der grössten Tourismusberater der Schweiz. «In einem klassischen Wintersportgebiet hängen im Schnitt 80 Prozent der Wirtschaft und Arbeitsplätze an der Bergbahn», erklärt er. Das private Unternehmen wird so für die Region volkswirtschaftlich relevant, ein Staatseingriff plausibilisiert. Laufen die Lifte nicht mehr, ist das Dorf nicht mehr attraktiv.

Dabei spielt der Liegenschaftsmarkt eine wichtige Rolle. «Die Immobilien verlieren enorm an Wert, wenn Bergbahnen in einer Wintersportdestination zugehen», meint Plaz. «Das könnte für die Gemeinde zu einem viel höheren Millionenverlust führen.»

Der Tourismusberater veranschaulicht das an einem Beispiel: «Nehmen wir an, in einem Tourismusort gibt es 600 Wohnungen. Jede dieser Liegenschaften hat einen Wert von 500'000 Franken. Das macht total 300 Millionen Franken. Nun schliessen die Bergbahnen und die Wohnung verlieren geschätzt 20 Prozent an Wert. Das macht einen Wertverlust von 60 Millionen Franken.»

Da die Gemeinden durch die Liegenschaften grosse Steuerbeträge erhalten, lohne es sich also, jährlich einen Bruchteil in das Skigebiet zu investieren.

Es wird bereits rege unterstützt

Und das passiert bereits in vielen mittelgrossen Familiendestinationen, aber auf unterschiedliche Art und Weise. In Tschiertschen, einem 300-Seelen-Dorf im Kanton Graubünden, stimmte die Bevölkerung mit grosser Mehrheit einem neuen Tourismusgesetz zu. Ein Fonds soll den Tourismus im Dorf am Leben erhalten – so auch die Bergbahnen mit ihren vier Anlagen. Es ist von einem jährlichen Beitrag der Gemeinde von 200'000 Franken die Rede.

Auch in Vals GR hilft die öffentliche Hand mit. Man wollte allerdings einen anderen Weg gehen. Die Gemeinde erhöhte die Kurtaxen und zahlt jährlich einen fixen Betrag ans Skigebiet. Im gleichen Rahmen vergünstigten die Bergbahnen das Angebot massiv. Eine Tageskarte für die 25 Kilometer Piste kostet nur 39 Franken, Jugendliche bis 16 Jahre sind gratis. Zudem kostet die Fahrt bis zur Mittelstation nichts, um auch Nicht-Skifahrenden etwas zu bieten. Der Hintergedanke: Der investierte Betrag ins Skigebiet kommt von den Steuerzahlenden. Mit den äusserst tiefen Preisen möchte man ihnen etwas zurückgeben.

Es sind nur zwei Beispiele von vielen Skigebieten, welche von der öffentlichen Hand bereits Unterstützung bekommen. Ob sich solche Investitionen auch in Zukunft noch häufen, wird sich zeigen. Angesichts des Klimawandels wird die Ausgangslage bestimmt nicht einfacher und die Diskussionen nicht weniger heiss.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.