Auf einen Blick
- Dynamische Preismodelle für Skipässe sorgen für Intransparenz und Kritik
- Konsumentenschutz fordert transparente Preisgestaltung und faire Rückerstattungspolitik
- In 7 von 12 Skigebieten keine Rückerstattung bei eingeschränktem Betrieb
Wenn du im Winter einen Skipass online kaufst, begegnest du in jedem zweiten grossen Skigebiet einem dynamischen Preismodell. Je nach Wochentag, Buchungszeitpunkt oder Haupt- oder Nebensaison ändert sich der Preis einer Tageskarte. Auch die Wetterprognosen können ins Preismodell einfliessen. Die fehlende Transparenz kommt bei einigen Wintersportgästen gar nicht gut an. Die Stiftung Konsumentenschutz kritisiert diese Preispraxis bereits seit längerem.
So seien Preisvergleiche zwischen den Skigebieten wegen der wechselnden Preise äusserst schwierig. Der Konsumentenschutz hat nun die Preise von zwölf Gebieten mit dynamischen Preisen unter die Lupe genommen.
Dabei zeigt sich, dass sechs Gebiete nicht einmal bekannt geben, welches ihre Minimal- und vor allem Maximalpreise sind. Ohne diese Angaben bleibe unklar, ob ein Preis verhältnismässig günstig oder teuer ist. Ohne Angabe einer preislichen Bandbreite können die Skigebiete zudem versteckte Preiserhöhungen umsetzen, kritisiert der Konsumentenschutz.
«Möglichst viel Profit»
«Es besteht der Verdacht, dass die Skigebiete dieses Preissystem nicht nur nutzen, um die Besucherströme zu steuern, sondern auch, um möglichst viel Profit zu generieren», so Konsumentenschutz-Geschäftsleiterin Sara Stalder (58). Das hat gemäss Stalder Folgen für die Gäste: «An Spitzentagen kann es zu völlig überhöhten Preisen kommen. Darunter leiden vor allem Familien, welche nicht unter der Woche oder in der Nebensaison auf die Piste können. Für sie ist Skifahren ohnehin sehr teuer.»
Wer den Rat der Skigebiete befolgt und seine Tickets weit im Voraus kauft, kann sich mit einem weiteren Problem konfrontiert sehen: Falls man am Skitag wegen Krankheit oder eines Unfalls nicht skifahren kann, erhält man den Kaufpreis nicht in jedem Skigebiet zurückerstattet. Die Konsumentenschutz-Umfrage zeigt, dass es in sechs Gebieten kein Geld zurückgibt. Darunter die Aletsch Arena VS, Chäserrugg SG, Crans-Montana VS, Engadin St. Moritz GR, Gstaad BE und Zermatt VS. In fünf dieser sechs Gebiete können Gäste immerhin gegen Aufpreis eine Versicherung abschliessen.
Rückerstattung bei eingeschränktem Betrieb
Noch etwas schlechter sieht es aus Gästesicht aus, wenn der Betrieb im Skigebiet eingeschränkt ist oder die Anlagen gar ganz stillstehen – beispielsweise wegen technischer Probleme. Dann ist in sieben von zwölf Skigebieten keine Rückerstattung oder ein Umtausch möglich. Drei Gebiete bieten für diesen Fall ebenfalls eine kostenpflichtige Versicherung an.
«Wir verlangen von diesen Skigebieten, die Preise transparent und vergleichbar zu gestalten und den Konsumenten und Konsumentinnen bei der Rückerstattung nicht noch zusätzliche Kosten aufzubürden», fordert Sara Stalder.
Andermatt und Sörenberg schaffen dynamische Preise ab
Der Schweizer Seilbahnen-Direktor Berno Stoffel (54) konterte bereits Ende November im Blick Vorwürfe der Stiftung Konsumentenschutz. Damals sagte Stalder, dass die Skigebiete mit den dynamischen Preisen in erster Linie höhere Durchschnittspreise einkassieren und ihren Umsatz optimieren. «In den Zwischensaisons und bei frühzeitigen Buchungen kann der Gast von günstigeren Preisen profitieren. Das fördert die Nachfrage», so Stoffel damals.
Weiter stützte er sich auf eine kürzlich publizierte Arbeit der Hochschule Luzern. «Die Studie zeigt, dass kein einheitlicher Trend in der Entwicklung der Anzahl Skitage in Gebieten mit dynamischen Preisen festgestellt werden kann.» Einige Gebiete gewinnen an Frequenzen, andere verlieren.
Die Skigebiete in Andermatt UR und Sörenberg LU haben die dynamischen Preise vor dem Start der aktuellen Wintersaison wieder abgeschafft. Dort will man die Gäste nicht mehr mit hohen Preisschwankungen überraschen.