Für Familie Alcolea aus Uzwil SG hätten es die ersten grossen Ferien nach der Coronapandemie werden sollen: in Lardos auf Rhodos, all-inclusive, mit reichlich Sonne, Erholung und jeder Menge Spass. Stattdessen erlebten Daniel (37), Miryam (37) und ihre beiden Töchter Mia (9) und Lynn (5) auf der Ferieninsel bei der Flucht vor dem Waldbrand einen regelrechten Horrortrip.
«Wir mussten uns alleine vom Hotel bis an den Flughafen und zurück in die Schweiz durchschlagen», erzählt Daniel Alcolea dem Blick. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen den Reiseveranstalter: «Tui hat uns komplett im Stich gelassen. Wir stehen alle noch unter Schock.»
Die Alcoleas checkten am Donnerstagabend auf der grossen Hotelanlage Lindos Princess Beach ein. Bereits am Freitag lag so viel Rauch in der Luft, dass die Familie nicht auf der Terrasse zu Abend essen konnte und sich aufs Zimmer zurückzog. Als sie dann hörten, dass die Regierung das Bergdorf Laerma evakuiert, fragten die Alcoleas bei Tui nach dem Notfallplan des Reiseveranstalters, sollte sich das Feuer weiter ausbreiten. «Man hat die Situation heruntergespielt und uns geschrieben, dass es nicht gefährlich sei», so der Familienvater.
Dann brach Panik aus
Am Samstag überschlugen sich die Ereignisse: Im Hotel fielen das WLAN und teilweise der Strom aus. Als die Regierung die Evakuierung weiterer Siedlungen bekannt gab, seien die Hotelgäste nervös geworden, so Alcolea. «Wir haben versucht, den Reiseleiter zu erreichen, aber es hat niemand abgenommen.»
Und vor dem Hotel bot sich der Familie statt Meerblick plötzlich der Blick auf ein Meer aus Flammen. Die Alcoleas packten ihre Koffer. Nur Minuten später sei der Alarm losgegangen. «Der Hotelmanager hat uns gesagt, dass er nicht weiss, ob uns Busse abholen. Wir sollten uns zu Fuss vom Feuer entfernen. Da ist Panik ausgebrochen», schildert Alcolea das Erlebte. Die beiden Töchter hätten geweint und zahlreiche Hotelgäste seien bei 40 Grad panisch losgelaufen.
Die Alcoleas hatten riesiges Glück: Ein britischer Tourist nahm sie in seinem Mietauto bis Lindos mit. «Dort haben wir dann wieder die Notfallhotline von Tui angerufen. Man hat uns gesagt, wir müssten uns an die Reiseleiter vor Ort wenden, der aber nicht erreichbar war. Wir waren komplett auf uns alleine gestellt. Es ging um Leben und Tod», erzählt Daniel Alcolea.
Gegen 19 Uhr lud sie ein griechischer Busfahrer auf und nahm sie zum Flughafen mit. Acht Stunden, nachdem sie das Hotel verlassen hatten, kam die Familie dort an. Auch am Flughafen seien die Tui-Vertreter kaum eine Hilfe gewesen. «Sie konnten für uns keinen Rückflug organisieren und wollten uns in einem Stadion weg vom Flughafen in Richtung des Feuers unterbringen», sagt er.
«Ein Schwager konnte für uns dann um Mitternacht einen Flug nach Athen buchen und von dort aus sind wir am Sonntagnachmittag zurück nach Zürich geflogen. 1500 Franken haben uns die Flüge gekostet», führt Daniel Alcolea aus. Die Familie wollte nur noch nach Hause. Weg vom Feuer, das auch einen Tag später, am Montag, noch nicht unter Kontrolle ist.
Reiseveranstalter Tui nimmt Stellung
Tui bedauert den Fall der Familie Alcolea unter den aussergewöhnlichen Umständen auf Rhodos, wie Mediensprecherin Sonja Ptassek auf Anfrage von Blick schreibt. «Die Evakuierungen in dem betroffenen Gebiet sind ab Samstag in unterschiedlicher Form verlaufen, zum einen durch Tui-Reiseleiter und mit Tui-Bussen, aber auch durch die Hoteliers selbst.» Sowohl Partner-Hoteliers als auch Reiseleiter hätten dabei stets die Anweisungen der lokalen Behörden umgesetzt, um die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten.
Seit dem Wochenende stünden vor Ort mehr als 300 Tui-Servicekräfte im Einsatz. «Die Teams vor Ort auf Rhodos haben die insgesamt 8000 betroffenen Gäste mit Hochdruck und mehrfach informiert. Aufgrund der unübersichtlichen Lage sowie zahlreicher Stromausfälle war dies nicht in allen Fällen reibungslos möglich», führt Ptassek aus.
Selbstverständlich werde man die Reklamation von Herrn Alcolea mit allen beteiligten Stellen prüfen und ihm im Anschluss einen Lösungsvorschlag zukommen zu lassen.