Eigenes Haus dank Erbvorbezug
«Ich bin meinem Vater ewig dankbar»

Familie Gehrig aus dem aargauischen Oberrohrdorf konnte sich das Eigenheim nur dank einem grosszügigen Erbvorbezug leisten. Immer noch ist Claudia Gehrig ihrem Vater unendlich dankbar. Dereinst will auch sie ihren Kindern beim Erwerb einer Liegenschaft helfen.
Publiziert: 06.08.2022 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2022 um 16:13 Uhr
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Das Haus der Familie Gehrig im aargauischen Oberrohrdorf.
Foto: Zvg
Patrik Berger

Gleiche Chancen für alle, das gilt auf dem Immobilienmarkt schon lange nicht mehr. Denn: Hart arbeiten und sparen reicht heute nicht mehr, um sich ein eigenes Haus leisten zu können. In den kommenden Jahren tut sich die Schere weiter auf: Über 400'000 Babyboomer ziehen aus ihren Häusern aus – und geben sie häufig innerhalb der Familie weiter.

Die Geburtslotterie beim Eigenheimkauf besteht schon seit Jahrzehnten, wie Blick-Leserin Claudia Gehrig (57) aus Oberrohrdorf AG berichtet. «Vor 28 Jahren gründeten mein Mann Alois (62) und ich eine Familie. Bald waren wir zu viert. Nur dank meinen Eltern hatten wir die Möglichkeit, überhaupt Hauseigentümer zu werden», sagt sie. Ihr Vater habe das kleine 4,5-Zimmer-Häuschen vor 29 Jahren für knapp 500'000 Franken gekauft. Ein Arbeiterhäuschen aus den Fünfzigern.

«Schritt für Schritt renoviert»

«Wir waren zehn Jahre bei den Eltern zur Miete. Und haben das Haus dann Schritt für Schritt über die Jahre selbst renoviert.» Für 100'000 Franken, die der Vater zur Verfügung gestellt hat. Vor 18 Jahren sei das Haus dann auf die Familie überschrieben worden. «Ein klassischer Erbvorbezug», so Gehrig. «So mussten wir der Bank keinen Rappen Eigenkapital bringen.»

Sie erinnert sich: «Auch damals, bei noch moderateren Hauspreisen, hätten wir nicht genug Eigenkapital gehabt, die Finanzierung aus eigener Kraft zu stemmen. Ich bin meinem Vater ewig dankbar, dass er uns diese Möglichkeit gewährt hat», sagt die gelernte Pflegefachfrau. Ihr Mann Alois ist gelernter Elektriker.

Erbvorbezüge wie im Fall des Ehepaars Gehrig sind typisch. Viele Eltern sind sich der darin schlummernden Fallstricke aber nicht bewusst. Gerade wenn mehrere Kinder im Spiel sind und nicht alle Geschwister Hilfe beim Hauskauf erhalten, sind Erbstreitigkeiten vorprogrammiert.

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Werden auch die Kinder profitieren?

Claudia Gehrig schaut bereits in die Zukunft. «In ein paar Jahren sind unsere Kinder in der gleichen Situation wie wir damals. Jedoch mit dem Unterschied, dass die jungen Leute heute mehr als das Doppelte an Eigenkapital brauchen als wir damals, um eine Liegenschaft zu kaufen.»

Die Krux: Sie seien derzeit noch nicht in der Lage, den Kindern einen so grosszügigen Erbvorbezug zu gewähren, wie sie einst erhalten haben. «Als Handwerker und Pflegende konnten wir nicht so viel sparen», sagt Gehrig. Zudem habe die Tochter eben erst ihr Studium abgeschlossen. «Gross sparen konnte sie deshalb noch nicht. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden», so Gehrig.

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