Nach fast acht Jahren endete die im Herbst 2022 die Ära der Negativzinsen. Die Schweizer Nationalbank hat die Leitzinsen inzwischen bis auf 1,75 Prozent erhöht (Stand Ende 2023). Mit etwas Zeitverzögerung haben die Banken in der Schweiz auch die Verzinsung auf Sparkonten für Kunden wieder erhöht. Dort gibt es jetzt wieder bis zu zwei Prozent – das beste Angebot derzeit bei der CEA Compte Epargne Plus (siehe Tabelle am Schluss dieses Textes).
Das ist zwar eine nur wenig bekannte Schweizer Regionalbank mit Sitz in Aubonne. Aber Sorgen um die Sicherheit müssen sich Kunden bis zu einem Betrag von 100'000 Franken kaum machen, denn diese Summe ist durch die Schweizer Einlagenschutzversicherung gedeckt.
Inflation immer berücksichtigen
Auf den ersten Blick könnte man aus dem positiveren Zinsumfeld ableiten, dass sich Sparkonten wieder eher lohnen und auch Zinspapiere wie Obligationen. Allerdings geht dabei vergessen, dass nicht nur der Zins, sondern auch die Inflation gestiegen ist. Diese muss vom Nominalzins abgezogen werden, um den Realzins zu erhalten.
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Derzeit beträgt die Inflation 1,4 Prozent (Stand Dezember 2023). Zieht man dies 1,4 Prozent von den 2 Prozent auf dem Sparkonto der CEA Compte Epargne Plus ab, erhält man noch einen Realzins von 0,6 Prozent. Das ist etwa gleich viel, wie real im Jahr 2016 resultierte. Die Inflation lag damals bei minus 0,43 Prozent – also eine sogenannte Deflation – während es auf dem Sparkonto bei fast allen Banken null Zins gab. Daraus berechnet sich ein Realzins von 0,43 Prozent. Das ist nicht weit entfernt vom besten Realzins, den man derzeit auf einem Sparkonto bei einer Bank in der Schweiz erhalten kann.
Dabei muss bedacht werden, dass die meisten Banken derzeit kaum 2, sondern eher 1,5 Prozent auf dem Sparkonto bezahlen, woraus – nach Abzug der Inflation von 1,4 Prozent – ein Realzins von 0,1 Prozent resultiert. Dabei muss noch bedacht werden, dass die UBS für das Jahr 2024 eine Inflation von 1,6 Prozent prognostiziert. Rechnet man damit, resultiert real sogar ein kleines Minus – noch vor Abzug der Kontogebühren der Banken.
Man verliert in der Regel Geld mit dem Sparkonto
Es ist nicht die Ausnahme, dass Sparkonten real kaum rentieren, sondern die Regel. Das zeigen Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 1932 bis 2019: Wer im Jahr 1933 runde 100 Franken auf ein Sparkonto legte, hätte heute ungefähr 820 Franken, was einer nominalen Rendite von 2,4 Prozent entspricht.
So weit, so gut, aber die Inflation war über alle diese Jahre beinahe gleich hoch wie der nominelle Zins auf dem Sparkonto. Es resultiert eine reale Rendite von nur 0,07 Prozent. Dabei sind die Bankgebühren für 90 Jahre noch gar nicht abgezogen! Tatsächlich hätte man wohl real mit dem Sparkonto über alle diese Jahre Geld verloren.
Das Geld arbeiten lassen
Das stellt ein grosses Fragezeichen hinter einen der berühmtesten Werbesprüche für Banken und Sparkonti: «Lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten. Sie arbeiten schliesslich auch für Ihr Geld». Er stammt aus der Feder vom heute berühmten Schweizer Schriftsteller Martin Suter. Als junger Mann (Anfang 20) war er als Werbetexter tätig. Er selber hat diesen Werbespruch als seinen Besten und auch seinen Schlechtesten bezeichnet.
Damals machte dieser Werbetext den Schweizer Schriftsteller Max Frisch so wütend, dass er ihn sogar in seinem Tagebuch erwähnte. Er zitiert ihn als Phrase eines zynischen Bankfritzen. Das hat Suter beschämt, wie er später gestand.
Frisch fand den Spruch zynisch, weil niemand Geld für sich arbeiten lässt, sondern es letztendlich immer Menschen sind, die arbeiten. Zudem ist der Werbetext auch noch faktisch falsch, weil rechnerisch nie wirklich Gewinn resultierte, wenn man Geld auf sein Sparkonto legte, wie oben dargelegt.
Interessant ist auch, dass Suter diesen Spruch für die Schweizerische Volksbank geschrieben hatte. Das war in den 80er-Jahren die viertgrösste Bank der Schweiz. Sie geriet in der Immobilienkrise Anfang der 1990er Jahre derart in Schieflage, dass sie von der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) durch eine Übernahme gerettet werden musste. So wurde sie Teil der SKA, die später zur Credit Suisse wurde, die im Frühling 2023 von der UBS durch eine Übernahme gerettet werden musste.
Als Fazit sind folgende drei Punkte wichtig:
Falls die UBS in Schwierigkeiten geraten würde, gäbe es keine Schweizer Bank mehr, von der sie durch eine Übernahme gerettet werden könnte. Ein Risiko für die Schweiz, das ich in einigen Texten und Videos für die Handelszeitung analysiert habe.
Aktien bleiben auch bei den höheren Nominalzinsen für langfristiges Sparen die beste Option – wenn man breit diversifiziert und einige Regeln beachtet.
Zinspapiere und Obligationen haben grundsätzlich noch immer die gleiche Funktion für Privatinvestoren und -investorinnen, wie schon zu Zeiten von Negativzins: Obligationen von hoher Bonität können stabilisierend auf ein Portfolio wirken. Das hilft jenen, die mit Kursschwankungen nicht so gut umgehen können. Vielleicht können Sie nicht so gut schlafen, wenn zwischendurch hohe Verluste mit Aktien entstehen. Dann sollten sie mehr Obligationen im Portfolio haben. Wie hoch der Anteil Obligationen in Ihrem Portfolio sein sollte, können Sie mit verschiedenen Verfahren eruieren – etwa mit einfachen Rechnungen oder mit einem Fragebogen.