Sei es für Ausflüge oder Besorgungen: Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer schwören auf E-Bikes. Schon vor der Pandemie stieg die Nachfrage, 2021 erlebte der E-Bike-Markt gar ein neues Rekordhoch. Über 187'300 der schnellen Velos wurden hierzulande verkauft, 9,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch im aktuellen Jahr rechnet die Branche mit einer anhaltend hohen Nachfrage.
Über den Run auf die Zweiräder freuen sich auch Anbieter, die Alternativen zum Sofortkauf der meist ziemlich kostspieligen E-Bikes anbieten. So stieg etwa die Nachfrage nach E-Bikes auf der Velo-miet-Plattform Rent a Bike in den vergangenen zwei Jahren überdurchschnittlich – sie machen mittlerweile 60 Prozent der Ausleihen aus.
Beim Zürcher Start-up MyBikePlan vervierfachten sich die Verkaufszahlen im gleichen Zeitraum. Gründer Fabian Bollhalder hat sich zum Ziel gesetzt, E-Bikes auch Personen mit kleinerem Budget zugänglich zu machen. Auf seiner Plattform können die Fahrräder per Ratenzahlung erworben werden – zinslos. Das kommt vor allem bei einem jüngeren Zielpublikum gut an: Die Durchschnittskundin ist zwischen 25 und 35 Jahre alt. «In Anbetracht der aktuell rekordhohen Benzinpreise rückt das E-Bike als geeigneter und umweltfreundlicher Ersatz für Auto so stark in den Vordergrund wie nie zuvor», sagt Bollhalder.
5,4 Gramm CO2 pro Kilometer
Doch wie ökologisch sind die Velos überhaupt? Was die Batterien angehe, sei gut, dass das Recycling hierzulande staatlich gelöst ist, sagt Martin Platter von der Schweizer Fachstelle für Velo & E-Bike. Generell sei der Ressourcenverbrauch im Vergleich zum normalen Fahrrad natürlich grösser, sagt Platter. Immerhin: «Mit gerade mal 5,4 Gramm CO2 pro Kilometer – Herstellung und Ladung der Akkus eingerechnet – sind E-Bikes unter den motorisierten Verkehrsmitteln mit Abstand am klimafreundlichsten», hält die Umweltschutzorganisation WWF fest. Zum Vergleich: Ein Auto verbraucht 200 Gramm CO2 pro Kilometer.
Nebst dem Umweltgedanken spielen den Anbietern von E-Bikes aber unter anderem auch veränderte Reisegewohnheiten oder Hobbys in die Karten. Und: «Das E-Biken hat zu einer Demokratisierung des Velofahrens geführt», sagt Martin Platter. «Man muss nicht mehr ein durchtrainierter, asketischer Spitzenradsportler sein, um Freude daran zu haben.»
Ausserdem würden auch immer mehr Pendler das E-Bike als zeitsparendes und gesundheitsförderndes Transportmittel entdecken. Das beweisen auch die diesjährigen Teilnehmendenzahlen der vom Verband Pro Velo lancierten Aktion «bike to work». Jährlich legen zwischen Mai und Juni Zehntausende Schweizerinnen und Schweizer den Arbeitsweg auf dem Velo statt im Auto oder Zug zurück. Nun scheint ein Rekordjahr in Sicht: «Wir rechnen mit über 80'000 Teilnehmenden», sagt Projektleiter Adrian Freiburghaus. 2513 Betriebe sind bisher mit an Bord, vergangenes Jahr waren es 1932. Dass E-Bikes bei der Aktion erlaubt sind, trage sicher zu deren Erfolg bei, so Freiburghaus. Letztes Jahr nahm bereits jede dritte Teilnehmerin mit einem E-Bike teil. Na dann, ab in die Pedale!