Corona setzt Velo-Branche unter Strom
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Berner Bike-Bauer baut aus:Corona setzt Velo-Branche unter Strom

Hersteller wie der Berner Thomas Binggeli verzeichnen Umsatzrekorde
Corona setzt Velo-Branche unter Strom

Der Bauernhof in Oberried BE zeigt keine Spur von Krise. Der Bike-Bauer Thömus ist auf Kurs. Er baut sogar aus. Drei neue Ableger sind für 2020 geplant.
Publiziert: 02.08.2020 um 23:23 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2020 um 10:59 Uhr
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Thomas «Thömu» Binggeli: Macht total wohl 5000 Kilometer im Jahr mit dem Velo.
Foto: JESSICA KELLER
Marc Iseli

Die Legende stimmt: Während die Eltern in den Ferien waren, hat der damals 17-jährige Thomas Binggeli die ganze Schafherde verkauft, um Platz im Stall zu machen. Platz für seine Velofirma. Die Eltern sprachen wochenlang nicht mehr mit dem Jungen.

Heute ist «Thömu» 46 Jahre. Der Stall ist immer noch voller Velos. Binggeli ist Unternehmer. Die nach ihm benannte Firma beschäftigt 80 Personen. Sie macht 20 Millionen Franken Umsatz und legt seit Jahren zu. Nicht einmal die Corona-Krise kann Binggeli ausbremsen. «Das Velo hat Rückenwind», sagt er, als BLICK ihn auf dem heimischen Hof in Oberried BE besucht.

Von Corona – viele steigen nun aus Angst vor einer Covid-19-Ansteckung vom ÖV auf das Velo um – profitieren alle Kategorien: Mountainbike, Strassenvelo, besonders Rennvelos und E-Bikes. Seit der Lockerung vom 11. Mai gehen die Verkaufszahlen durch die Decke. Beispiel: E-Bike-Verkäufer Flyer aus Huttwil BE hat die Verkäufe gegenüber dem Vorjahr mehr als verdreifacht. Beim Händler Velo Zürich heisst es: «Seit Anfang Jahr haben wir 40 Prozent mehr verkauft – inklusive Lockdown.»

Bike-Verkäufer müssen Kunden bereits warten lassen

Gemäss der Fachstelle für Velo & E-Bike sind im Zeitraum von Juli 2019 bis Juni 2020 die E-Bike-Importe um knapp 24 Prozent gestiegen. Gegenwärtig müssen viele E-Bike-Kunden bereits für ihr Lieblingsvelo Wartezeiten in Kauf nehmen.

Die elektrischen Varianten haben besonders Rückenwind, sagt auch Binggeli. «Wir sind über Vorjahr und über Budget.»

Jetzt plant der Unternehmer den Ausbau des Business. Drei neue Servicecenter sind geplant. Eines in Zürich, eines in der Innerschweiz und eines in der Ostschweiz. Ein viertes soll später in Basel folgen. Binggeli träumt gross. «Wir haben noch viel Potenzial in der Schweiz», ist er überzeugt.

Enfant terrible in lokaler Veloszene

«Thömu» ist ein grosser Mann. Kräftig. Er hat die Hände eines Schwingers. Oder besser: die eines Spenglers. Denn das hat er mal gelernt. Eigentlich hätte der Berner am liebsten eine Lehre als Velomechaniker gemacht. Aber es gab schlicht keinen Betrieb, der den Jungen ausbilden wollte. Binggeli hatte damals bereits die eigene Firma aufgezogen. Er war das Enfant terrible der lokalen Veloszene. Ein rotes Tuch für jeden Lehrbetrieb.

Er liess sich also zum Spengler ausbilden und verfolgte nebenher den Velotraum. Den ersten Mitarbeiter hatte er mit 17. Innert Kürze machte er einen Umsatz von über einer Million Franken. Binggeli avancierte zum Elektro-Pionier und legte den Grundstein für die Stromer-Velos.

Mit diesem Geschäft expandierte er in die weite Welt. Leonardo DiCaprio (45) kaufte gleich acht seiner Stromer. Holland und Belgien hat er mit seinen Produkten im Sturm erobert. Mit den Stromer-Velos erzielt er nunmehr das Doppelte oder Dreifache des Umsatzes, den er mit dem Kerngeschäft von Thömus macht.

Mit seiner Zeit als BMC-Chef, das war vor sieben Jahren, hat er abgeschlossen. Er ist seit 2017 auch nicht mehr an der Rennvelo-Schmiede BMC beteiligt, das dem passionierten Schweizer Bike-Unternehmer Andy Rihs (1942–2018) gehörte.

Binggeli koppelte die Mystromer AG von BMC ab und ist dort heute Teilhaber und Verwaltungsrat. Thömus und Mystromer sind heute zwei voneinander unabhängige Firmen.

Liebhaber von Deftigem

Thömus ist ein Familienunternehmen und Thömu der nahbare Chef, der mit allen per Du ist. Ein ruhiger Mensch. Sein Wohlfühlpuls auf dem Velo liegt «unter 140», wie er sagt. Der Maximalpuls bei 182. Binggeli ist kein Asket, er isst gerne. Am liebsten einen deftigen Buureznacht mit Rotwein. «Das sieht man mir auch an», lacht er. «Ich bin sicher kein Leichtgewicht.»

Das gilt auch im beruflichen Sinn. Der Velounternehmer ist bestens vernetzt. Er trifft sich regelmässig mit dem Mobiliar-Präsidenten Urs Berger (69), geht mit Swisscom-Chef Urs Schaeppi (60) aufs Velo und sitzt mit dem Investor Rainer-Marc Frey (57) im Sattel. Die ehemalige SP-Ständerätin Pascale Bruderer (43) ist seine Lebenspartnerin. Er ist geschieden, Vater von drei Töchtern und zweifelsohne ein exzellenter Netzwerker. Ein Mann mit vielen Talenten. Ein Handwerker und Macher.

Aber Binggeli, und das ist klar, bleibt im Kern ein Velonarr. Er kennt immer noch die Details seiner Produkte. 51 Zähne hat der grösste Kranz des 6000 Franken teuren Elektrovelos, mit dem er über das Firmengelände kurvt. Das sagt Binggeli wie aus der Kanone geschossen. BLICK zählt nach. Es stimmt.

Nie kaufen ohne Testfahrt
  1. Soll Ihr Bike mit Unterstützung 25 Kilometer die Stunde fahren? Oder besser 45? Das ist die Grundfrage. Für die schnellere Variante gibt es Auflagen. Es gilt eine Helmpflicht. Rückspiegel sind ein Muss. Auf Waldwegen und in den Bergen ist die schnellere Variante verboten.

  2. Wie oft sind Sie auf unebenem Gelände unterwegs? Wenn Sie sich im Wald wohlfühlen und auch über Wurzeln fahren möchten, brauchen Sie ein elektronisches Mountainbike. Am besten voll gefedert. Auf der Strasse ist ein härteres Modell empfehlenswert.

  3. Welche Akkuleistung ist gefordert? Das ist abhängig von den Strecken, die Sie zurücklegen. Von der Unterstützung, die Sie erwarten. Und von Ihrer körperlichen Verfassung. Schwerere Menschen brauchen mehr Leistung. Höhenmeter fressen Batterie. Distanz geht zulasten des Akkus.

  4. Welche Ergonomie passt? Jeder Mensch ist einzigartig, die Sitzposition muss stimmen. Achten Sie auf den richtigen Lenker, den passenden Sattel und gute Griffe. Die Länge der Lenkerstange muss stimmen, Gleiches gilt für die die Sitzhöhe.

  5. Fühlen Sie sich wohl? Machen Sie eine Testfahrt. Das ist das oberste Gebot.

  1. Soll Ihr Bike mit Unterstützung 25 Kilometer die Stunde fahren? Oder besser 45? Das ist die Grundfrage. Für die schnellere Variante gibt es Auflagen. Es gilt eine Helmpflicht. Rückspiegel sind ein Muss. Auf Waldwegen und in den Bergen ist die schnellere Variante verboten.

  2. Wie oft sind Sie auf unebenem Gelände unterwegs? Wenn Sie sich im Wald wohlfühlen und auch über Wurzeln fahren möchten, brauchen Sie ein elektronisches Mountainbike. Am besten voll gefedert. Auf der Strasse ist ein härteres Modell empfehlenswert.

  3. Welche Akkuleistung ist gefordert? Das ist abhängig von den Strecken, die Sie zurücklegen. Von der Unterstützung, die Sie erwarten. Und von Ihrer körperlichen Verfassung. Schwerere Menschen brauchen mehr Leistung. Höhenmeter fressen Batterie. Distanz geht zulasten des Akkus.

  4. Welche Ergonomie passt? Jeder Mensch ist einzigartig, die Sitzposition muss stimmen. Achten Sie auf den richtigen Lenker, den passenden Sattel und gute Griffe. Die Länge der Lenkerstange muss stimmen, Gleiches gilt für die die Sitzhöhe.

  5. Fühlen Sie sich wohl? Machen Sie eine Testfahrt. Das ist das oberste Gebot.

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