Bei früheren Interviews hat er sich immer in Schale geworfen. Diesmal tut es für Leonardo DiCaprio (44) eine lässige, braune Wildlederjacke. Passt ja auch zum Anlass. Wir reden über seinen neuen Film «Es war einmal in Hollywood». Im neusten Tarantino-Streifen spielt DiCaprio an der Seite von Brad Pitt (55). Er mimt einen abgehalfterten TV-Cowboy, der für seine Rolle sein Liebesleben sausen lässt. Karriere geht über alles.
Wie lief es bei Ihnen punkto Karriere?
Leonardo DiCaprio: Ich denke da wie viele Leute. Man muss sich darüber im Klaren sein, wie schwer es ist, seine Chance in Hollywood zu bekommen. Natürlich gehört ein gewisses Mass an Talent dazu. Aber was wirklich zählt, ist, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, wenn sich die Tür zur Karriere öffnet. Klingt irre, aber es ist wie im Lotto zu gewinnen.
Und Sie haben gewonnen.
In meinem ganzen Leben ging es darum, die Gelegenheit nicht zu verpassen. Ich habe viele Schauspieler in meinem Freundeskreis, die noch immer darum kämpfen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Sie dagegen waren schon früh erfolgreich.
Aber ich habe diesen Beruf auch in jungen Jahren als Langstreckenlauf gesehen, in dem man mit seinen Kräften haushalten muss. Es gibt Zeiten, da ist man sehr berühmt, und es gibt Zeiten, da ist man weniger angesagt. Da muss man durch. Was zählt, ist, gute Arbeit abzuliefern.
Was eigentlich für jeden gilt.
Genau. Am Ende sind wir alle sterblich.
Was Schauspieler allerdings von Normalsterblichen unterscheidet, ist, dass man sehen kann, wenn sie versagen.
Wir alle haben diese Momente, wo wir unseren Text nicht hinkriegen. Das fühlt sich so an, als ob man als Kind in die Schule geht und nur die Unterhose anhat. Die Kamera, jeder im Studio beobachtet dich, und du kannst es einfach nicht bringen.
Der Titel des Films ist «Es war einmal in Hollywood». Was war und ist Hollywood für Sie?
Meine gesamte Existenz (lacht). Ich bin in Hollywood geboren und hier aufgewachsen. Sonst wäre ich nicht Schauspieler geworden. Ich habe zwar davon geträumt, aber irgendwie fühlte ich, dass es ungreifbar war. Wenn nicht alles einfach so in der Nähe gewesen wäre und meine Mutter mich nicht von der Schule hätte abholen und zum Vorsprechen fahren können, dann sässe ich heute nicht hier.
Er wuchs in Hollywood auf und stand bereits als Fünfjähriger für eine TV-Serie vor der Kamera. Es folgten weitere Engagements in Soaps, seine erste Oscar-Nominierung holte er sich mit einer Nebenrolle in «Gilbert Grape». Zum grossen Hollywoodstar wurde DiCaprio 1997 mit «Titanic». Bekannt ist er auch für seine Liebe zur Kunst und zu Models – und zur Natur: Er spendet regelmässig Millionenbeträge für Umweltschutz.
Er wuchs in Hollywood auf und stand bereits als Fünfjähriger für eine TV-Serie vor der Kamera. Es folgten weitere Engagements in Soaps, seine erste Oscar-Nominierung holte er sich mit einer Nebenrolle in «Gilbert Grape». Zum grossen Hollywoodstar wurde DiCaprio 1997 mit «Titanic». Bekannt ist er auch für seine Liebe zur Kunst und zu Models – und zur Natur: Er spendet regelmässig Millionenbeträge für Umweltschutz.
Das war in den 1980er-Jahren, und der Film spielt Ende der 1960er. War das ein anderes Hollywood?
In meiner Fantasie hatte ich es idealisiert, mir ein glamouröses Bild davon gemacht. In Wahrheit war es heruntergekommen, und unter der glitzernden Oberfläche entwickelte sich eine Subkultur. Hippies.
Erinnern Sie sich, ob Sie in Ihrer Kindheit berühmte Nachbarn in Hollywood hatten?
Ja. Stan Lee. Er wohnte in der Nachbarschaft. Mein Vater vertrieb Comic-Hefte. An Wochenenden haben wir die Hefte mit unserem Lieferwagen ausgetragen. Ich habe die Marvel-Comic-Hefte gesammelt. Und es war mir vergönnt, Stan Lee vor seinem Tod zu treffen.
Dann hätten Sie mit Ihrem Vater im Film spielen können.
Er ist drin. In einer Szene auf dem Hollywood Boulevard trägt er Hawaiihemd und Sandalen. Seine Frau hat einen Turban auf dem Kopf.
Komparsen im Kostüm.
Nein. Sie sind echte Hippies. So sehen sie jeden Tag aus.
Hippies haben es nicht so mit dem Geld. Wie gehen Sie damit um?
Mir war immer bewusst, dass ein gewisser Grad an finanzieller Stabilität dafür sorgt, dass ich meine künstlerische Freiheit habe. Darum gehe ich vorsichtig damit um. Ich versuche, nicht übermässig viel auszugeben. Ich versuche, mich auf die einfachen Dinge im Leben zu konzentrieren und die gut zu machen. Ob es Schauspielerei, Philanthropie oder persönliche Beziehungen sind. Alles schön einfach halten.
«Es war einmal in Hollywood» feiert am Filmfestival Locarno am 10. August Schweizer Premiere auf der Piazza Grande, ab 15. August in den CH-Kinos.