Der Schock kommt am Montagmorgen. In einer kurzen und knappen Mitteilung warnt die Credit Suisse vor einem Abschreiber. «Sehr bedeutend und wesentlich» sei der Verlust, den die Bank in Zusammengang mit einem amerikanischen Hedgefonds erwartet. Als Folge stürzt die Aktie.
Vieles bleibt dabei unklar. Die CS nennt keine Namen und Zahlen. Gemäss Medienberichten stehen die Verluste aber in Zusammenhang mit dem Taumeln des Hedgefunds Archegos Capital, in den die CS Geld angelegt hat. Die Höhe des Verlustes soll im Milliardenbereich liegen. Genauer: zwischen 3 und 4 Milliarden US-Dollar.
Das ist sehr viel Geld, selbst für eine Grossbank. Zum Vergleich: Die CS erzielte im Corona-Jahr 2020 einen Gewinn von 2,7 Milliarden Franken. Und 2019 machte die CS ein Plus von 3,4 Milliarden Franken. Es war das beste Ergebnis seit fast einer Dekade.
Rot, rot, röter
Jetzt ist der Wurm drin. Die letzten drei Monate des Corona-Jahres waren rot. Es folgte ein Eklat um die Greensill-Fonds. Und nun kommt es knüppeldick: Archegos hat sich mit Geld von der CS verzockt. Ein Jahresgewinn steht auf der Kippe.
Es ist das nächste Milliardenloch. Das nächste Debakel. Letztlich liegt diese Last auf den Schultern von CS-Präsident Urs Rohner (61), wenn er am 30. April vor die Aktionäre tritt und ein letztes Mal durch die Generalversammlung führt.
Zehn Jahre lang war Rohner als Präsident am Drücker. Er hat die Amtszeit voll ausgeschöpft. Länger geht nicht. Rohner hat die Spionage-Affäre um Ex-CEO Tidjane Thiam (58) und dessen einstigen Schützling Iqbal Khan (45) ausgestanden und neben Thiam über zwei weitere Männer an der CS-Spitze gewacht: Brady Dougan (61) und Thomas Gottstein (57).
Zocken mit Tech-Aktien
Es hätte ein Abgang mit Blumen werden können. Stattdessen hagelt es jetzt Kritik. Rohners Derniere steht ganz im Zeichen der Milliardenverluste. Die Pleite um den Hedgefonds Archegos ist der grösste Posten. Sie hat die Aktie auf gefährliche Talfahrt geschickt.
Archegos ist in der Schweiz ein Unbekannter. Aber auch die amerikanischen Behörden wissen wenig über den Hedgefonds. Transparenz wird klein geschrieben. Obschon die Firma Milliarden an der Börse investierte, gibt es bei der zuständigen Aufsichtsbehörde fast keine Unterlagen zum Unternehmen.
Die wenigen Infos, die über die Firma kursieren, zeichnen ein zwielichtiges Bild. Das Unternehmen zockte mit asiatischen Tech-Aktien. Dafür nutzte es Fremdkapital, unter anderem Geld von der CS. Die Investments im asiatischen Raum kamen in den letzten Wochen aber ins Taumeln – und der Hedgefonds geriet in Schieflage. Die Banken forderten weitere Sicherheiten, die Firma kam der Aufforderung nicht nach, jetzt brennt das Haus.
Unklare Situation bei der UBS
Der Gründer und Chef des Hedgefonds verzockte sich auch schon vor über zehn Jahren beim grossen Börsenfeuerwerk rund um Volkswagen. Er stolperte später über Insiderhandel und Marktmanipulation. Einige Banken setzten ihn deshalb auf die schwarze Liste gesetzt. Zu heiss war der Handel mit dem Finanzjongleur.
Die Credit Suisse gewährte ihm aber Kredit. Und das ganz offenbar nicht zu knapp. Die Bank beantwortet in diesem Zusammenhang aber keine weiteren Fragen. Sie äussert sich auch nicht zum geschätzten Verlust. No comment, heisst es am Paradeplatz.
In Schweigen hüllt sich schliesslich auch die UBS. Laut diversen Medienberichten ist die zweite Schweizer Grossbank ebenfalls im Strudel des US-Pleite-Hedgefonds. Die Bank soll aber weniger exponiert sein als die Credit Suisse. Glück für Axel Weber (64), Rohners Gegenpart bei der Nummer eins im Land.