Superreiche noch reicher machen – und stets beachten, dass die Bank dabei kräftig mitverdient: Das ist die Aufgabe von Iqbal Khan (45).
Wie gut er zumindest Letzteres kann, hat er bewiesen: Im Oktober 2015 wurde Khan Chef der internationalen Vermögensverwaltung bei der Credit Suisse (CS) – und in wenigen Jahren verdreifachte sich der Gewinn der Division von 0,7 auf 2,1 Milliarden Franken.
Das machte Khan zum Shootingstar des Paradeplatzes. Der Junge aus Dübendorf ZH, der erst im Alter von zwölf Jahren aus Pakistan in die Schweiz gekommen war, wurde zum begehrtesten Banker des Landes. Sein spektakulärer Wechsel zur UBS, der in der Beschattungsaffäre mündete, machte ihn dann gar über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Brutaler Einbruch bei ehemaliger CS-Abteilung
Nun wird erkennbar, dass sich die Abwerbung für die UBS auszuzahlen scheint. 2020 operierte die globale Vermögensverwaltung der Bank, die Khan seit eineinhalb Jahren gemeinsam mit Tom Naratil führt, deutlich profitabler: 2019 lieferte die Division noch einen Gewinn von 3,4 Milliarden US-Dollar vor Steuern ab. 2020 waren es 4,1 Milliarden – satte 20 Prozent mehr.
Ganz anders lief es bei der CS: Dort brach der Gewinn von Khans ehemaliger Abteilung 2020 brutal ein, von 2,1 auf 1,1 Milliarden Franken.
Wie ist so etwas möglich? Sind diese Entwicklungen tatsächlich auf die Personalie Khan zurückzuführen?
Nur bedingt, meint Daniel Regli, Analyst beim Zürcher Finanzdienstleister Octavian: «Zumindest der Gewinneinbruch bei der CS hatte wenig mit Khans Abgang zu tun.»
Die habe aus anderen Gründen gelitten: unter anderem wegen eines 400-Millionen-Abschreibers bei einer Beteiligung, rückläufiger Zinserträge – insbesondere aufgrund des Auslaufens einer Zinsabsicherung – sowie einer ungünstigen Wechselkursentwicklung.
«Khan hat ausgemistet»
Der Gewinnsprung im Global Wealth Management der UBS geht gemäss Regli ebenfalls nur teilweise auf Khans Konto: «Die Bank hat davon profitiert, dass 2020 an den Börsen so viel gehandelt wurde wie nie. Das erhöhte die transaktionsabhängigen Kommissionserträge massiv.»
In anderen Bereichen habe Khan aber durchaus Wichtiges geleistet: Das höhere Zinseinkommen könne zumindest teilweise als sein Verdienst angesehen werden, ebenso die gute Kostenkontrolle. Regli: «Die Zahl der Kundenberater ist gar gesunken, von mehr als 10 000 auf 9600. Khan hat ausgemistet.»
Wo er ist, da steigen die Gewinne
Andreas Venditti, Analyst bei der Bank Vontobel, sieht diesen Mut zur Veränderung als eine von Khans grössten Stärken: «Er schaut Dinge neu und unvoreingenommen an. Das tut einer traditionsträchtigen Grossbank wie der UBS sicher gut – und kommt insbesondere bei jüngeren Mitarbeitern gut an.»
Wichtig sei auch Khans Organisationstalent: «Er hat Restrukturierungen vorgenommen, die darauf abzielen, Entscheidungswege zu verkürzen.» Das spare Kosten und sei zudem extrem wichtig, wenn es zum Beispiel darum gehe, ob man einem vermögenden Kunden einen Kredit gewährt oder nicht.
Die Kreditvergabe an vermögende Kunden war schon für Khans Erfolg bei der CS entscheidend. Das Kreditvolumen wuchs unter seiner Ägide von 45 auf 54 Milliarden Franken an. Venditti: «Dadurch konnte er die Erträge im Zinsgeschäft deutlich steigern. Bei der UBS probiert er nun dasselbe.»
Dass die CS mit Khan zu leichtfertig Kredite vergeben hat und dafür büssen könnte, glaubt der Vontobel-Mann nicht: «Zwar musste die von ihm verantwortete Division der CS 2020 mehr Kreditrückstellungen vornehmen als in anderen Jahren. Angesichts der Verwerfungen an der Börse blieben diese aber im Rahmen.»
Der Analyst ist deshalb der Meinung, dass Khans aggressive Kreditpolitik den ultimativen Stresstest bestanden hat.
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