Der neue Finma-Direktor Stefan Walter muss der UBS auf die Finger schauen
Wer ist Walter?

Seit einem Jahr ist Stefan Walter als neuer Finma-Direktor im Amt. Zeit, genauer hinzuschauen, wer der Mann ist, der die letzte Schweizer Grossbank zähmen soll. Blick hat ihn nach der Jahresmedienkonferenz der Finma getroffen.
Publiziert: 08.04.2025 um 19:53 Uhr
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Mit strengem Blick: Die Finma wacht über den Finanzplatz und damit auch über die UBS.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Zum Ausgleich schnürt Stefan Walter (60) gerne die Laufschuhe und rennt den Berg hoch – von seinem Wohnort in Zürich-Fluntern auf den Zürichberg. Von dort hat er eine gute Sicht auf den Fokus seiner Arbeit: den Finanzplatz und die Grossbank UBS unten an der Bahnhofstrasse. Und er sieht so auch den Berg, den es zu überwinden gilt, um die UBS von seinen Vorstellungen eines sicheren Finanzplatzes zu überzeugen. 

Der Deutsche hat am Dienstag zusammen mit Präsidentin Marlene Amstad (56) durch die Jahresmedienkonferenz der Finanzmarktaufsicht (Finma) geführt. Seit Walter vor einem Jahr seinen Job als Finma-Direktor angetreten hat, weht durch die Aufsichtsbehörde ein neuer Wind.

Das ist auch dringend nötig, denn nur eine reformierte Finma mit mehr Kompetenzen und Durchgriffsmöglichkeiten hat eine Chance, die UBS zu zähmen. Eine Gratwanderung, denn zu viel Regulierung könnte die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bank einschränken, zu wenig die Schweiz im Falle einer Krise einem zu grossen Risiko aussetzen. 

Mann mit Erfahrung

In Bankenkreisen hat sich Walter nach nur einem Jahr im Amt schon den Ruf als «harter Hund» oder «Sheriff des Finanzplatzes» erarbeitet. Seine Art kommt bei den Beaufsichtigten nicht nur gut an. Solche Attribute scheinen ihn nicht zu beirren. «Ich versuche einfach, meinen Job zu machen», antwortet er im Gespräch mit Blick nüchtern. «Das bedeutet, für eine gute Aufsicht zu sorgen und meine Erfahrungen einzubringen.» 

Erfahrungen hat der Finma-Direktor tatsächlich viele und gewichtige vorzuweisen. Bevor er seinen Job in der Schweiz antrat, arbeitete Walter zehn Jahre als Generaldirektor bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Zuerst baute er dort die Bankenaufsicht für die systemrelevanten Banken der Eurozone auf. Ab 2020 wurde er bei der EZB mit dem Aufbau der horizontalen Aufsicht betraut. Dies umfasste alle Risikobereiche, insbesondere Kredit- und Liquiditätsrisiken sowie die Konzeption und Durchführung von Stresstests. Diese Erfahrung hat sich jüngst in einer organisatorischen Reform der Schweizer Finanzaufsicht niedergeschlagen. 

Finma fordert mehr Kompetenzen

Seit Monaten verbreitet die Finma die gleiche Botschaft: Es braucht mehr Kompetenzen für die Finanzmarktaufsicht. Zudem will die Behörde ihren Ermessungsspielraum noch besser ausnutzen. Es gehe nicht generell um mehr Regeln, betonte Finma-Präsidentin Marlene Amstad (56) am Dienstag an der Jahresmedienkonferenz in Bern. Vielmehr gehe es um «grössere Konsequenzen bei Verletzungen der bestehenden Regeln».

Dazu brauche die Finma eine klare gesetzliche Grundlage zur Frühintervention, die Kompetenz zur Verhängung von Bussen sowie die Möglichkeit, klarer über Verstösse kommunizieren zu können. Auch vom sogenannten «Senior-Manager-Regime» erhofft sich die Finma viel, weil damit die Verantwortlichen bei einem Versagen klarer benannt werden können.

Die Jahresmedienkonferenz der Finma ist auch die Gelegenheit, Bilanz über die Aufsichtstätigkeit zu ziehen: Im vergangenen Jahr schloss die Finma 38 Enforcement-Verfahren gegen Finanzinstitute und natürliche Personen ab. Dabei wurde die Öffentlichkeit über fünf abgeschlossene Verfahren und über eine Konkurseröffnung informiert.

Seit Monaten verbreitet die Finma die gleiche Botschaft: Es braucht mehr Kompetenzen für die Finanzmarktaufsicht. Zudem will die Behörde ihren Ermessungsspielraum noch besser ausnutzen. Es gehe nicht generell um mehr Regeln, betonte Finma-Präsidentin Marlene Amstad (56) am Dienstag an der Jahresmedienkonferenz in Bern. Vielmehr gehe es um «grössere Konsequenzen bei Verletzungen der bestehenden Regeln».

Dazu brauche die Finma eine klare gesetzliche Grundlage zur Frühintervention, die Kompetenz zur Verhängung von Bussen sowie die Möglichkeit, klarer über Verstösse kommunizieren zu können. Auch vom sogenannten «Senior-Manager-Regime» erhofft sich die Finma viel, weil damit die Verantwortlichen bei einem Versagen klarer benannt werden können.

Die Jahresmedienkonferenz der Finma ist auch die Gelegenheit, Bilanz über die Aufsichtstätigkeit zu ziehen: Im vergangenen Jahr schloss die Finma 38 Enforcement-Verfahren gegen Finanzinstitute und natürliche Personen ab. Dabei wurde die Öffentlichkeit über fünf abgeschlossene Verfahren und über eine Konkurseröffnung informiert.

Vor der EZB war Walter lange Zeit bei der Fed in New York und hat im Basler Ausschuss dafür gesorgt, das globale Finanzsystem im Nachgang zur Finanzkrise robuster zu machen. Darum geht es auch jetzt, wenn es gilt, die Lehren aus dem Untergang der Credit Suisse zu ziehen.

Mann ohne Kompromisse

Dem Druck der UBS, bei der Regulierung nicht zu überschiessen, schaut er gelassen entgegen: «Ich bin es gewohnt, dass Institute ihren Standpunkt und ihre Interessen übermitteln. Auch nach der Finanzkrise gab es eine starke Aktivität der Beaufsichtigten», sagt Walter.

Diplomatisch in der Wortwahl, knallhart und unbeirrbar in der Sache: Das zeichnet den Finma-Direktor auch beim grössten Knackpunkt der UBS-Regulierung aus – der Frage der Kapitalunterlegung für die Auslandstöchter der Bank. Die Frage, ob eine 100-prozentige Kapitalausstattung nicht zu sehr der Vollkaskomentalität der Schweiz entspreche, verneint er: «Auch mit einer gut kapitalisierten Bank hat man nie die vollkommene Sicherheit, dass nichts schiefgehen könnte.» Dazu müsste man praktisch in der Bank drin sitzen und versuchen, das alles selbst zu managen. «Aber das kann es natürlich nicht sein», versichert Walter.

«Ich suche nicht die Konfrontation», tritt der Finma-Direktor entsprechenden Vorwürfen entgegen. «Mir eilt der Ruf voraus, dass ich mich für eine rigorose, aber auch faire Aufsicht einsetze.» Das heisst, sollte es zu einem Problem kommen, gelte es zuallererst die Märkte und die Steuerzahler zu schützen. Dafür setzt sich Walter kompromisslos ein.

Mann der Balance

Eine gute Nachricht für die Schweiz, je nach Perspektive nicht unbedingt für die UBS. Was also versteht Walter in Bezug auf die UBS unter fairer Regulierung? «Es braucht eine gute Balance zwischen einem tragbaren Geschäftsmodell einerseits und den notwendigen Instrumenten andererseits, um im Falle von Schwierigkeiten eine effektive Stabilisierung und Abwicklung zu gewährleisten.» 

So hoch ist der Berg, der zwischen den Regulierungsvorstellungen der UBS und der Finma liegt, vielleicht gar nicht. Denn auch Walter weiss aus Erfahrung, dass eine wettbewerbsfähige und erfolgreiche Bank die beste Garantie gegen eine mögliche Schieflage ist.

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