Der grosse Kurtaxen-Report
Welche Feriengemeinden dir wofür das Geld aus der Tasche ziehen

Intransparenz, Wirrwarr und enorme Unterschiede: Die Schweiz ist ein Flickenteppich der Kurtaxen. Zu diesem Schluss kommt der Vergleichsdienst Comparis, der 80 Gemeinden mit den meisten Gästeübernachtungen untersucht hat. Blick hat Resultate und Stimmen der Gemeinden.
Publiziert: 09.07.2024 um 01:08 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2024 um 09:38 Uhr
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Der Comparis-Kurtaxen-Report zeigt: Der Berg-Hotspot Saas-Fee VS und ...
Foto: Keystone
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Kaum einer hat sie auf dem Schirm, wenn er Ferien in der Schweiz bucht: die Kurtaxe. Diese haben Hotelgäste und Mieterinnen von Ferienwohnungen pro Person und Nacht zu bezahlen. Je nach Gemeinde kann diese Tourismusabgabe üppig ausfallen und das Ferienbudget zusätzlich belasten. Doch mit der Transparenz ist es offenbar nicht weit her.

«Es herrscht ein Kurtaxen-Chaos in der Schweiz. Die Preisunterschiede sind extrem hoch», sagt Reiseexperte Adi Kolecic (40) von Comparis zu Blick. «Auch innerhalb des gleichen Kantons oder sogar der Gemeinde zahlen Gäste unterschiedlich viel.»

Auf den Beginn der Sommerferien hin hat der Vergleichsdienst die Kurtaxen von den 80 grössten Tourismusgemeinden der Schweiz untersucht, gemessen an der Anzahl Logiernächte 2023. Die untersuchten Gemeinden decken rund 70 Prozent aller Übernachtungen ab.

Jede Gemeinde legt Höhe der Kurtaxe selbst fest

Laut Kolecic ist einzig klar: Schweizweit gibt es keine gesetzliche Vorgabe, jeder Kanton entscheide selbst über das Kurtaxen-Regime. «Die genaue Höhe der Kurtaxe bestimmen in den meisten Fällen aber die Gemeinden.» Er vermisst eine «klare, einheitliche und zugängliche Information» durch die Tourismusorte. «Die Gäste sollten sich schon vor der Ferienbuchung ein Bild machen können, was neben Kosten für Anreise, Restaurantbesuche und Ausflüge noch auf sie zukomme.»

Kräftig bei den Gästen langen zu: klassische Tourismusorte wie Montreux VD am Genfersee und Sass-Fee im Wallis mit 7 Franken pro Person und Nacht.

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Ein Rechenbeispiel zeigt: Verbringt eine vierköpfige Familie (mit zwei Teenagern) im Sommer sieben Nächte in der Walliser Gemeinde Saas-Fee, fallen insgesamt 196 Franken Kurtaxen an. Allerdings: Der Tourismushotspot unterscheidet zwischen einem Sommer- und einem Winterkurtaxenansatz. Letzterer beträgt 4.50 Franken. «Dies ergibt einen durchschnittlichen Jahreskurtaxenansatz in der Höhe von 5.75 Franken, womit wir schweizweit in Bezug auf die Kurtaxe nicht die Gemeinde mit der höchsten Kurtaxe sind», hält Matthias Supersaxo (37) zum Comparis-Vergleich fest.

Der Saas-Fee-Tourismusdirektor weiter: «Mit dem ganzjährlich enthaltenen öffentlichen Verkehr im Saastal mit einem sehr dichten und attraktiven ÖV-Angebot sowie den darin eingeschlossenen Bergbahnleistungen im Sommer (exklusive Metro Alpin, Anm. d. Red.) ist das Kosten-/Nutzenverhältnis aber wohl eines der besten in der Schweiz.»

Kurtaxen-Einnahmen für Wanderwege, Loipen und WCs

Wie auch in anderen Tourismusgemeinden werden die Kurtaxen-Einnahmen in Saas-Fee für die Finanzierung und den Betrieb der touristischen Infrastruktur, für die Gästeinformation sowie für Animationsleistungen eingesetzt. Andere befragte Gemeinden nennen konkret die Pflege von Wanderwegen und Langlaufloipen im Winter, die Instandhaltung von Grillplätzen und das Angebot an öffentlichen WCs.

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Zu den günstigeren Gemeinden gehört beispielsweise Chur mit 1.80 Franken Kurtaxe. Grundsätzlich wolle man den Tourismus mit günstigen Taxen fördern, sagt der Churer Stadtpräsident Urs Marti (57) zu Blick. «Aufgrund der Teuerung sind aber allgemeine Anpassungen zu erwarten.» Sprich: Eine Erhöhung der Kurtaxe wird geprüft.

In der Stadt Zug liegt die Kurtaxe bei ebenfalls tiefen 2 Franken. Laut Stadtpräsident André Wicki (62) wird nun aber eine Erhöhung in Betracht gezogen, um zukünftige Projekte wie die Zug Card (digitale Gästekarte) zu finanzieren. Diese soll kostenloses ÖV-Fahren für Touristen ermöglichen.

Genf und Tessin mit Ausnahmeregeln

Ausnahmen im Schweizer «Kurtaxen-Flickenteppich» bilden laut dem Comparis-Reiseexperten die Kantone Genf und das Tessin. Hier sind die Gästeabgaben in allen Gemeinden gleich. Im Tessin sei die sogenannte «Tassa di soggiorno» für eine Übernachtung im 4-Sterne-Hotel 4.50 Franken. Im Südkanton komme aber eine Promotionstaxe von 1.70 Franken hinzu. Insgesamt belaufen sich die Gästeabgaben auf 6.20 Franken pro Nacht.

Weitere Besonderheiten: Zürich und der Aargau kennen keine gesetzlichen Kurtaxen. Mitglieder der regionalen Hotellerievereinigungen erheben eine sogenannte City Tax. In Zürich beträgt diese 3.50 Franken. Zürcher Übernachtungsgäste müssen zusätzlich 29 Franken pro Tag für die «Zurich Card» hinblättern, wollen sie etwa gratis den ÖV nutzen. In Genf, wo die City Tax ähnlich hoch ist wie in Zürich, gibts für die Gäste dagegen Gratis-ÖV.

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