Es gibt eine Extrawoche Ferien, ein gratis Fitness-Abo, eine betriebseigene Kita und das Halbtax obendrauf: Stellenausschreibungen für Pflegefachpersonen lesen sich wie ein Schaulaufen für Mitarbeitenden-Benefits. Kein Wunder: In keinem anderen Beruf sind in der Schweiz so viele Stellen offen.
Fast 6400 Stelleninserate für Pflegefachpersonen zählte der Jobradar des Analyseunternehmens x28 im vierten Quartal 2023. Mit Fachangestellten Gesundheit (FaGe) schafft es ein zweiter Beruf aus dem Gesundheitswesen in die Top 10 der am häufigsten ausgeschriebenen Jobs.
Firmen brauchen Hilfe beim Rekrutieren
Gesamthaft wurden im vierten Quartal in der Schweiz eine Viertelmillion Stellen ausgeschrieben. Im Vergleich zu den Vorquartalen waren es damit zum Jahresende leicht weniger. Einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt entspricht das aber längst nicht. Darauf deutet auch hin, dass rund die Hälfte der Stellen nicht von den Arbeitgebern selber, sondern von Personaldienstleistern ausgeschrieben wurde. Ein Zeichen dafür, dass Firmen bei der Suche nach Mitarbeitenden scheitern – und gezwungenermassen auf die Hilfe von Personalbüros zurückgreifen.
Am meisten Stellen offene Stellen gab es im vierten Quartal im Kanton Zürich (55'000) – dem Wirtschaftsmotor der Schweiz. Dahinter folgen die Kantone Bern (38'000) und Aargau (20'000). Für die Erhebung setzt x28 auf sogenanntes Webcrawling: Firmenwebseiten, Jobbörsen und Homepages von Personaldienstleistern werden täglich automatisiert abgesucht und ausgewertet.
Neben dem Gesundheitswesen stehen der Detailhandel und das Baugewerbe im Fokus. Was allerdings angesichts des Kahlschlags bei Credit Suisse und UBS überrascht: Auch auf dem Finanzplatz sind weiterhin viele Stellen ausgeschrieben. 5600 Inserate ordnet die Untersuchung der Berufsgruppe Finanz-Jobs zu, immerhin 1300 sind gar klassische Banking-Jobs. Aber Vorsicht: Diese Zahlen umfassen mehrere Berufe, können also nicht direkt mit den 6400 ausgeschrieben Stellen als Pflegefachpersonen verglichen werden.
Diese Arbeitgeber bauen Personal auf
Untersucht wurde auch, welche Arbeitgeber gerade besonders viel Personal einstellen. Die Erhebung errechnet dafür die durchschnittliche Anzahl an Stelleninseraten, die pro Tag auf der Website des jeweiligen Arbeitgebers online war, und vergleicht sie mit dem Vorquartal.
Ganz vorne mit dabei sind gleich mehrere Detailhändler: Coop, Otto's und Manor stehen auf dem Treppchen. Und wiederum: Die Grossbank UBS schafft es – trotz Fusion mit der CS und dem angekündigten Abbau Tausender Stellen – ebenfalls in die Top 15. Ebenfalls bei den aktivsten Arbeitgebern vertreten sind mehrere Gesundheitsdienstleister wie die Insel Gruppe in Bern sowie die Psychiatrischen Dienste Aargau.
Denn trotz Gratis-ÖV-Abo oder Zusatzferien: Um Nacht- und Wochenenddienste kommt man im Gesundheitswesen selten herum. Das schlägt viel Personal in die Flucht – und wird dafür sorgen, dass Pflegefachpersonen auf dem Arbeitsmarkt auch in Zukunft besonders begehrt sind.