Wie die Wirtschaft so die Börse: Das gilt nicht immer, in den letzten Jahren war die Börse sogar oft sehr weit weg von der Realwirtschaft. Das gilt aber für die Schweiz und für das Jahr 2020. Sowohl unser Bruttoinlandprodukt als auch der Swiss Market Index (SMI) stehen besser da als vergleichbare Werte in anderen Ländern.
Denn auch die Schweizer Aktien haben sich im Jahr 2020 angesichts des über den Globus fegenden Corona-Sturms ganz beachtlich geschlagen. Für das Börsenjahr zeichnet eine knapp gehaltene Jahresperformance ab, was sich auch im europäischen Vergleich sehen lassen kann. All den Turbulenzen zum Trotz liegt der SMI gegenwärtig nur noch ein halbes Prozent unter dem Kursniveau zu Jahresbeginn.
Höhenflug vor dem Absturz
Das hat sicher auch damit zu tun, dass viele Anleger in Europa im Februar das Coronavirus noch als ausschliesslich chinesisches Problem verstanden, die Folgen für die Weltwirtschaft unterschätzten – und gierig nach Aktien griffen.
Das Ergebnis: Der SMI kletterte bis zum 20. Februar auf ein Allzeithoch von 11'270 Punkten. Nur um bis Mitte März fast ungebremst auf das Jahrestief von 7650 Punkten zu rauschen. Ein Absturz, der fast einen Drittel des Aktienwerts des SMI vernichtete.
Doch das verrückte Börsenjahr ging weiter, die Kurse erholten sich ziemlich rasch: Anfang Juni wurde die Marke von 10'000 Punkten zurückerobert, in der Folge kletterte der SMI wieder auf über 10'500. Einen nochmaligen Rücksetzer brachte dann die zweite Corona-Welle ab Mitte September bis Ende Oktober. Doch nun stimulierten die Aussichten auf die baldige Zulassung von Impfstoffen die Anleger.
Kräftige Erholung
So steht der SMI unmittelbar vor Jahresende auch sehr solide da. Einzig der deutsche DAX performt in Europa noch besser als der SMI, aber auch die deutsche Wirtschaft steht in der Krise recht solide da.
SIX-Chef Jos Dijsselhof über Aktien, Sparen und E-FinanceFür den angesichts der beispiellosen Corona-Krise glimpflichen Verlauf des Börsenjahrs gibt es zwei Hauptgründe: Einerseits die von den Regierungen weltweit ausgelösten Hilfsprogramme für die Wirtschaft. Und andererseits die Notenbanken, die wie schon in den Jahren zuvor Milliarden in die Märkte pumpten. Das Ergebnis: Die rekordtiefen Zinsen führen weiterhin dazu, dass es keine Anlagealternative zu Aktien gibt.
Überraschende Verlierer
Unter den 30 wichtigsten Aktien der Schweiz fallen insbesondere zwei sogenannte «Corona-Gewinner» als Überflieger auf: Logitech kostet derzeit über 80 Prozent mehr als noch Ende 2019 und Lonza immerhin knapp 60 Prozent. Während Logitech als Anbieter von Peripheriegeräten für den Computer vom Trend zu mehr Homeoffice getrieben wurde, profitierte Lonza von der Ausrichtung als Pharmazulieferer. Und dabei fiel für die Basler natürlich insbesondere die Zusammenarbeit mit Moderna ins Gewicht, dessen Impfstoff gegen Corona vor kurzem eine erste Notfallzulassung erhalten hat und den Lonza mitproduziert.
Die drei grössten Firmen im Index, Novartis, Roche und Nestlé, gehören üblicherweise zu den zuverlässigen Stützen im SMI, dieses Jahr sind sie unter den Verlierern. Novartis blickt für einmal mit einem Kursminus im zweistelligen Bereich auf ein schwächeres Jahr zurück.
Roche und Nestlé büssten zwar nur wenige Prozentpunkte ein. Das ist trotzdem überraschend: Roche kämpft mit dem Diagnosebereich an vorderster Front gegen Corona. Nestlé baut sich zu einem Konzern für gesunde Ernährung um. Das scheint manchen Anlegern offenbar nicht zu schmecken.