Strom vom Dach ist für Hauseigentümerinnen und -eigentümer so attraktiv wie nie zuvor. Denn steigende Strompreise reissen Schweizer Haushalten zunehmend ein Loch ins Portemonnaie. Gleichzeitig werden Solaranlagen auf privaten Hausdächern vom Bund grosszügig gefördert. Aber lohnt sich eine Solaranlage aus finanzieller Sicht überhaupt? Und ab wann machen Wohneigentümer damit Gewinn? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zur Sonnenenergie.
Wie viel kostet eine Solaranlage für ein Einfamilienhaus?
Auf einer Dachfläche von rund 50 Quadratmetern kann eine 10-Kilowatt-Anlage installiert werden. Ohne einen Batteriespeicher kostet das rund 25'000 Franken. Werden die Module nicht auf, sondern anstelle von Dachziegeln ins Dach integriert, kostet die Anlage mindestens 30'000 Franken. Auf energieschweiz.ch können Eigenheimbesitzer anhand ihrer Immobilie die Kosten und Leistung einer Solaranlage individuell berechnen.
Was leistet eine solche Solaranlage?
Je nach Standort und Ausrichtung liefert sie im Jahr 9000 bis 12'000 Kilowattstunden Strom. Zum Vergleich: Ein Einfamilienhaus mit Wärmepumpe braucht zwischen 6000 und 10'000 Kilowattstunden pro Jahr. Die Art der Wärmepumpe und die Qualität der Gebäudedämmung beeinflussen den Verbrauch.
«Unter dem Strich können Haushalte mit einer Solaranlage also genug Strom für ihren Jahresbedarf produzieren», sagt David Stickelberger (61) vom Fachverband Swissolar. Aber die Sache hat einen Haken: Der Strom wird nur produziert, solange die Sonne scheint.
Kann ein Einfamilienhaus mit einer Solaranlage autonom sein?
In der Schweiz ist es schwierig, mit einer Solaranlage immer genug Strom für den Eigenverbrauch zu produzieren. Sobald die Sonne nicht mehr scheint, wird auch kein Strom mehr produziert. Also sind Haushalte abends und im Winter immer auch auf externen Strom angewiesen. Dass es möglich ist, zeigt das Beispiel von Andreas Streits (66), der mit seiner Solaranlage inklusive einem Zwischenspeicher in Form seines E-Autos grösstenteils autonom leben kann.
Was braucht es, um damit den eigenen Stromverbrauch zu decken?
Dafür benötigt ein Einfamilienhaus einen sogenannten Batteriespeicher, der die Überproduktion an Solarenergie an sonnigen Tagen zwischenspeichert. Solche Zwischenspeicher sind allerdings sehr teuer. Da der überschüssige Strom alternativ ins Stromnetz eingespiesen werden kann, ist eine solche Anschaffung laut Experten nicht sinnvoll. Wer den Strom einspeist, erhält im Kanton Zürich aktuell über 12 Rappen pro Kilowattstunde.
Mit einem Batteriespeicher könnten Haushalte genug Strom für die dunklen Stunden am Abend speichern. Für sonnenarme Tage und Wochen im Winter reicht er allerdings nicht. Und noch etwas spricht laut Experten gegen Zwischenspeicher: Sie tragen nichts zur Stabilität des Stromnetzes bei und sind ökologisch fragwürdig. «Aus volkswirtschaftlichen und ökologischen Gründen raten wir in den meisten Fällen von Batterien im Eigenheim ab», sagt Walter Sachs (56), Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie (SSES).
Lohnt sich eine Solaranlage aus finanzieller Sicht überhaupt?
Eines ist klar: Mit Solarpanels auf dem Dach können Schweizerinnen und Schweizer die aktuell hohen Stromrechnungen deutlich reduzieren. Aber: Eine Solaranlage ist mit hohen Anschaffungskosten verbunden. Zahlen sich diese aus? Eine durchschnittliche Anlage ist laut Stickelberger nach zehn bis zwölf Jahren amortisiert. Aber Achtung: Diese Rechnung ist abhängig vom Stromverbrauch und den Einspeisetarifen, die Elektrizitätswerke für den überschüssigen, privaten Solarstrom bezahlen. Diese Tarife können jederzeit ändern.
Wie entwickeln sich die Einspeisepreise für Solarstrom?
«Diese Tarife kann man unmöglich vorhersagen», sagt Sachs. Sobald es auf dem Markt eine Überproduktion gibt, gehen die Preise nach unten. Und jedes Elektrizitätswerk rechnet das anders. «Hier sind aber politische Bestrebungen im Gange, die Einspeisepreise, zumindest nach unten, zu stabilisieren», so Sachs. Die Einführung eines Mindesttarifes könnte beispielsweise verhindern, dass Eigenheimbesitzer in fünf Jahren für ihren Strom fast nichts mehr bekommen.
Wie lang ist die Lebensdauer einer Solaranlage?
Auf Schweizer Dächern befinden sich in den häufigsten Fällen kristalline Solarmodule. Diese haben laut Experten eine Lebensdauer von über 30 Jahren.
Mit welchen Wartezeiten muss man aktuell rechnen?
Wer die Solaranlage noch nicht geplant und bestellt hat, wird diesen Winter nicht mit Sonnenenergie heizen können. «Die aktuelle Lieferfrist beträgt zwischen sechs und acht Monate», sagt Stickelberger von Swissolar.
Wie hoch sind die Förderbeiträge des Bundes?
Die Förderung des Bundes deckt im Schnitt 20 Prozent der Investitionskosten. Gesuche dafür müssen online bei Pronovo eingereicht werden. Die Höhe der Subvention unterscheidet sich je nach Wohnort stark. In Zürich erhalten Private vergleichsweise hohe Subventionen, in Luzern fallen sie eher tief aus. Auch können Hausbesitzer in einigen Kantonen Steuerabzüge geltend machen, in anderen nicht.