«Privathaushalte haben keine Priorität»
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Notstromaggregate sind knapp:«Privathaushalte haben absolut keine Priorität»

Schweizer wollen weg von russischem Gas
Hausbesitzer sorgen für Ansturm auf Solaranlagen

Die Energiekrise führt zu einem Run auf Solaranlagen. Die Branche kann sich vor Anfragen kaum retten – und kämpft mit Material- und Fachkräftemangel.
Publiziert: 22.08.2022 um 01:08 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2022 um 14:44 Uhr
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Der Run auf Solaranlagen ist enorm.
Foto: EKZ Eltop AG
Dorothea Vollenweider

Solaranlagen sind so begehrt wie nie zuvor. Schuld ist nicht nur das erhöhte Umweltbewusstsein der Schweizer, sondern auch die steigenden Preise für Heizöl und Strom. Der Krieg in der Ukraine hat die Energiepreise in die Höhe klettern lassen.

Hauseigentümer wollen ihre Abhängigkeit von russischem Gas nun verringern. Viele steigen auf alternative Energiequellen um. Das zeigt nicht nur der Run auf Wärmepumpen, sondern auch die gestiegene Nachfrage nach Solaranlagen.

Interesse übersteigt alle Erwartungen

«Wir erleben seit längerer Zeit einen Anstieg der Nachfrage», sagt Urs Spengeler (55), Vertriebsleiter Solartechnologie bei EKZ Eltop. Doch niemals war der Ansturm so gross wie aktuell. «Die Zunahme an Anfragen seit Anfang des Jahres hat uns alle in der Branche überrascht», so Spengeler.

Das auf Energielösungen spezialisierte Unternehmen EKZ Eltop hat schweizweit 37 Filialen und gehört zu den grössten Anbietern von Solaranlagen im Kanton Zürich.

Für den aktuellen Ansturm gibt es laut Spengeler verschiedene Gründe. Einer davon: «Viele Kunden äussern unter anderem den Wunsch, die Abhängigkeit von Ländern, die fossile Energieträger fördern, zu reduzieren», sagt der Elektroinstallateur.

Lieferengpässe beim Material

Inzwischen ist die Nachfrage so gross, dass Haushalte, die eine Solaranlage installieren möchten, in diesem Jahr nicht mehr damit rechnen können, das Vorhaben zu realisieren. Grund dafür sind Lieferschwierigkeiten bei gleich mehreren Bestandteilen von Solaranlagen.

Die Lieferengpässe beginnen schon bei den Fotovoltaik-Panelen. Besonders gross sind sie aber bei Wechselrichtern. Ein Wechselrichter sorgt dafür, dass der DC-Strom der Fotovoltaik-Anlage in den in unserem Netz nutzbaren AC-Strom umgewandelt werden kann.

Nicht nur Panele sind knapp

«Auch wir bekommen die im Markt bestehenden Lieferschwierigkeiten zu spüren», sagt Spengeler. Bei den Wechselrichtern seien sie grösser als bei den Fotovoltaik-Panelen. «So kann es vorkommen, dass auf dem Dach die Solaranlage fertiggestellt ist, der Strom aber noch nicht ins Hausnetz gespiesen werden kann.»

Aber auch bei Speicherlösungen übersteigt die Nachfrage laut EKZ Eltop das Angebot. Diese funktionieren wie ein Akku: Sie speichern überschüssigen Solarstrom, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt wieder zugänglich zu machen.

Akuter Fachkräftemangel

Der Ansturm auf Solaranlagen sorgt aktuell für Wartefristen von sechs bis zwölf Monaten. Teilweise ist es schwierig, überhaupt eine Offerte zu erhalten. Das zumindest hört Oliver Franz (48) von der Interessengemeinschaft IG Solar Wehntal im Gespräch mit Interessenten immer wieder. «Zum Teil geben Lieferanten keine Antwort auf Anfragen», so Franz. Denn in der Branche herrscht nicht nur Material-, sondern auch Fachkräftemangel.

Die Branche benötigt Fachkräfte bei Beratung, Planung, Installation und anschliessender Wartung. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, bietet EKZ Eltop auch für Quereinsteiger Einstiegsmöglichkeiten. Und beteiligt sich am Arbeitsintegrationsprogramm «Refugees go Solar+». «Trotzdem sind bei uns Stellen offen», sagt Spengeler.

Politik muss reagieren

Oliver Franz sieht in der Herausforderung aber auch Chancen. «Endlich sind die Dringlichkeit und die Vorteile der Energiewende in der Schweiz angekommen», sagt er.

Es sei wichtig, nun politisch gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Unternehmer und Kunden Planungssicherheit bekommen. Dann werde der Markt automatisch mit einem höheren Angebot reagieren.

Genau da liegt aber ein weiteres Problem: Wie der SonntagsBlick berichtete, schieben Gemeinden und Kantone dem Bau von Solaranlagen auf privaten Hausdächern immer wieder einen Riegel, weil diese nicht ins Ortsbild passen. In anderen Fällen stehen Nachbarn im Weg, die Fotovoltaik-Projekte mit Einsprachen um Jahre verzögern.

Die Kosten steigen

Wegen der Engpässe sind unlängst auch die Preise gestiegen. «Solaranlagen sind heute im Vergleich zu vor zwei Jahren rund 20 Prozent teurer», sagt Franz.

Wer auf dem Dach seines Einfamilienhauses eine Solaranlage installieren möchte, muss aktuell mit Kosten in Höhe von mehreren Zehntausend Franken rechnen. Eine Anlage inklusive Vernetzung mit der Ladestation für das E-Auto, einem Batteriespeicher sowie der Wärmepumpe kostet zwischen 40'000 und 50'000 Franken.

Immerhin gibt es für eine Solaranlage je nach Kanton und Gemeinde Fördergelder. Wie viel, unterscheidet sich nicht nur von Kanton zu Kanton, sondern auch von Gemeinde zu Gemeinde. Deshalb kann für die Höhe der Subvention keine Pauschale genannt werden. Im Schnitt sind es laut Branchenexperten 10 bis 15 Prozent des Gesamtwerts einer Solaranlage, also zwischen 3500 und 6750 Franken.

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