Das müssen Schweizer Haushalte jetzt wissen
Gibt es Alternativen zum Gas aus Russland?

Schweizer Haushalte heizen zum Teil mit russischem Gas. Droht wegen des Kriegs in der Ukraine ein Engpass? Und gibt es Ausweichmöglichkeiten? Blick gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 07.03.2022 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2022 um 11:34 Uhr
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Rauch steigt aus den Kaminen in Zürich. Laut dem Bundesamt für Statistik heizen rund 20 Prozent der hiesigen Haushalte mit Gas.
Foto: Keystone
Dorothea Vollenweider

Russland ist ein wichtiger Rohstofflieferant für Europa. Die Schweiz bezieht ihr Gas zwar nicht direkt aus Russland, sie ist jedoch ein Teil des europäischen Gasnetzes. Damit sind auch Schweizer Haushalte von russischem Gas abhängig.

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Wie beeinflusst der Krieg in der Ukraine die Gasversorgung? Müssen Schweizer Haushalte mit Gasheizungen jetzt mit massiven Preisanstiegen rechnen? Drohen Engpässe? Blick klärt, was Schweizer Haushalte mit Gasheizungen jetzt wissen müssen.

Wie viele Haushalte in der Schweiz heizen mit Gas?

Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) heizen 20 Prozent der hiesigen Haushalte mit Gas. «Zu einem grossen Teil befinden sich diese Haushalte in Städten und Agglomerationen», sagt Thomas Hegglin (55), Sprecher des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie (VSG). Denn nur dicht besiedelte Gebiete verfügen in der Schweiz über ein Gasnetz.

Woher stammt das Gas, das unsere Häuser wärmt?

Die Versorgung mit Gas erfolgt in der Schweiz durch lokale und regionale Unternehmen. «Aktuell gibt es in der Schweiz rund 100 Gasversorger», sagt Hegglin. Sie beziehen ihr Gas bei Handelspunkten in anderen europäischen Ländern wie Deutschland, den Niederlanden, Frankreich oder Italien. Diese wiederum beziehen ihr Gas unter anderem aus Russland. Rund die Hälfte des Gases, das in die Schweiz strömt, soll aus Russland stammen. Das ist jedoch nur eine Schätzung. Denn tatsächlich gibt es für Gas noch keine verlässlichen Herkunftsnachweise.

Kostet Heizen jetzt mehr?

Die Preise für den Rohstoff Gas steigen bereits seit letztem Herbst. Die letzten Tage gab es nochmals einen sprunghaften Anstieg. Wie stark diese Preissprünge das Budget der Schweizer Haushalte tangieren, ist allerdings unterschiedlich. Denn Schweizer Gasversorger kaufen ihr Gas zum Teil weit im Voraus ein. Nicht alle Unternehmen haben die gestiegenen Kosten für den Rohstoff schon an die Endkunden weitergeben. «Jeder Gasversorger hat seine eigene Preis- und Beschaffungspolitik», so Hegglin. Nichtsdestotrotz werden die Gaspreise – wenn auch mit Verzögerung – für Schweizer Haushalte künftig wohl steigen.

Können Haushalte wählen, von wo sie das Gas beziehen?

Nein. Einzelne Haushalte können nicht wünschen, woher sie ihr Gas beziehen möchten. Nicht zuletzt deshalb, weil es im Gashandel noch keine verlässlichen Herkunftsnachweise gibt. Auch kann die Schweiz nicht von heute auf morgen auf russisches Gas verzichten. Aktuell sucht die Branche nach Lösungen für dieses Problem. «Die Schweizer Gaswirtschaft ist bestrebt, die bestehende Abhängigkeit zu reduzieren und Bezugsmöglichkeiten breit abzustützen», sagt Hegglin.

Was, wenn die Gasleitung aus Russland gekappt wird?

Bis jetzt ist der Gashandel mit Russland noch nicht sanktioniert. Sollte das passieren, sieht Hegglin für die Schweiz jedoch fürs Erste kein Versorgungsproblem: «Die Schweiz ist aufgrund ihrer Lage sehr gut ins europäische Gasnetz eingebunden», sagt der Verbandssprecher. Das Gas könne von Norden wie von Süden oder Westen durch das Land fliessen. Zwar hat die Schweiz keine grossen Gaslager. Deutschland, wo wir das Gas unter anderen beziehen, verfügt über grosse Gasspeicher, die aktuell zu rund einem Drittel gefüllt sind. «Deutschland hat soeben beschlossen, Gasreserven aufzubauen», so Hegglin.

Gibt es Ausweichmöglichkeiten?

Daran arbeitet die Europäische Union laut Hegglin derzeit. «Die EU will ihre Abhängigkeit von russischem Gas verringern», sagt er. Erfolgversprechend ist unter anderem Flüssiggas. Der grosse Vorteil: Gas in flüssiger Form – sogenanntes LNG – kann aus anderen Ländern bezogen werden, etwa aus den USA, Katar und Ägypten. Es kann mit Tankschiffen exportiert werden. «LNG gehört zu den grossen Hoffnungsträgern, wenn es darum geht, Gas aus anderen Regionen der Welt zu beschaffen», sagt Hegglin. Auch mit alternativen Energiequellen wie Fernwärme und Wärmepumpen kann die Schweiz ihre Abhängigkeit von russischem Gas senken – allerdings nur auf lange Sicht. Denn der Umstieg auf andere Heizsysteme braucht in der Schweiz noch Zeit.

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