SBB fahren Riesenverlust ein
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60'000 Fahrgäste verloren:SBB fahren Riesenverlust ein

617 Millionen Rekord-Verlust
SBB verlieren 61'000 der treuesten Fahrgäste

Die SBB beförderten im vergangenen Jahr einen Drittel weniger Reisende pro Tag. Die Pandemie wirkt sich heftig auf das Ergebnis aus – die Bahn fährt einen Verlust von 617 Millionen Franken ein. Die Details zum Albtraum-Jahr 2020.
Publiziert: 15.03.2021 um 09:29 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 02:15 Uhr
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Die SBB fahren 2020 einen Mega-Verlust von 617 Millionen Franken ein.
Foto: keystone-sda.ch

Die Coronavirus-Pandemie setzt der SBB zu! Das Jahr 2020 schliesst die Bahn mit einem Verlust von 617 Millionen Franken ab, wie das Unternehmen am Montag mitteilt. 2019 erwirtschaftete die SBB noch einen Gewinn von 463 Millionen Franken.

Das Konzernergebnis im Corona-Jahr ist historisch: Die SBB verzeichnen den grössten Verlust seit ihrer Ausgliederung vom Bund in eine Aktiengesellschaft.

«Wir alle hätten gerne eine Kristallkugel»

Die verzinsliche Nettoverschuldung ist zudem um 1,5 Milliarden Franken gestiegen. Somit liegt der Schuldendeckungsgrad bei 21,6 Prozent und damit deutlich über der vom Bund geforderten Höchstgrenze von 6,5 Prozent.

«Wir alle hätten gerne eine Kristallkugel», sagt VR-Präsidentin Monika Ribar an der Medienkonferenz. Ribar. Wann die Nachfrage zurückkomme, wisse sie nicht. «Aber wir wissen, es wird noch einmal ein schwieriges Jahr.»

Ein Drittel weniger Reisende pro Tag

Pro Tag hat die SBB im vergangenen Jahr durchschnittlich 843'000 Reisende befördert. Das sind über ein Drittel weniger als im Vorjahr, als noch 1,32 Millionen Menschen täglich mit der Bahn unterwegs waren.

Der starke Einbruch erklärt sich die SBB durch die Massnahmen des Bundesrates im Kampf gegen Covid-19. «Viele Pendlerinnen und Pendler arbeiteten im Homeoffice», schreibt die Bahn. Aber auch Freizeitreisende aus der Schweiz und aus dem Ausland seien aufgrund der Einschränkungen deutlich weniger unterwegs gewesen.

So ist auch die Nachfrage im internationalen Personenverkehr eingebrochen. Bei den Personenkilometern resultiert ein Minus von 51,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. «Dies aufgrund von Reisebeschränkungen und Angebotsreduktionen», so die SBB.

12 Prozent weniger GA-Kunden

Bei den GAs hat die Bahn 61'000 ihrer treusten Kunden verloren und zählte Ende 2020 nur noch 439'000 aktive Generalabonnements. Das entspricht einem Rückgang von 12 Prozent im Vergleich zu 2019.

Immerhin: Das Halbtaxabonnement blieb gefragt. 2,72 Millionen Menschen besitzen ein Halbtax. In dieser Sparte verzeichnete die SBB keinen Rückgang.

Sparmassnahmen bringen Millionen

Die Bundesbahnen sprechen von «einschneidenden finanziellen Folgen». Auf diese hat die SBB bereits im vergangenen Frühling mit Sparmassnahmen reagiert. «Etwa mit einem Einstellungsstopp in der Verwaltung, dem Abbau von Gleitzeit- und Ferienguthaben und der Verschiebung respektive Streichung von Projekten und Investitionen».

Diese Sparmassnahmen leisteten demnach einen Beitrag in dreistelliger Millionenhöhe. Aber die SBB versichern: «Der operative Bahnbetrieb und die Sicherheit sind durch die Sparmassnahmen nicht tangiert.»

Der Bund hilft der SBB aus

Auch auf den Bund konnte die SBB im Pandemie-Jahr 2020 zählen. Bern hat die Kreditlimite um 550 Millionen Franken erhöht. Zudem haben Bund und Parlament eine Unterstützung für den ÖV verabschiedet. Das Ziel: Die Covid-bedingten Einnahmeausfälle in den Bereichen Infrastruktur, Regional- und Güterverkehr abzufedern.

«Die Liquidität ist dank dem Bund jederzeit gesichert», so die SBB.

SBB-Image hat sich verbessert

Die gute Nachricht: Die SBB hat sich im Jahr 2020 in mehreren Punkten verbessert – auch dank Corona ... So war die Bahn um 1,5 Prozentpunkte pünktlicher unterwegs. Laut SBB sei dies auf die gesunkene Nachfrage und die verbesserte Baustellenplanung zurückzuführen.

Auch die Personalzufriedenheit hat sich gesteigert. Von 66 auf 70 Punkte im Vergleich zum Vorjahr. Und selbst die Zufriedenheit der Kunden ist gestiegen – wenn auch nur marginal um 0,5 Punkte.

Fehlende Lokführer im Jahr 2020

Allerdings habe sich der Fachkräftemangel wegen der Pandemie verschärft. «Aufgrund von fehlendem Lokpersonal fielen Zugverbindungen aus», so die SBB. Ab Mitte 2021 soll sich die Lage allerdings entspannen, weil die Ausbildungsklassen voll seien.

Lokführerinnen und Lokführer werden laut SBB künftig für mehr Strecken und Fahrzeugtypen geschult werden. Damit sollen sie flexibler einsetzbar sein. (nim)

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