Zwei Jahre lang war China praktisch von der Welt abgeschottet. Nur wenige konnten oder wollten ins Land einreisen, und auch die 1,4 Milliarden Chinesinnen und Chinesen sassen aufgrund der drastischen Corona-Massnahmen weitgehend fest. Das ändert sich bald: Ab dem 8. Januar 2023 gibt es keine Quarantänepflicht bei der Einreise mehr. Kaum war das bekannt, schnellten auf chinesischen Plattformen die Suchanfragen für Reisen ins Ausland in die Höhe.
Das interessiert auch Schweizer Tourismusorte brennend. 2019, im letzten Gesamtjahr vor der Corona-Pandemie, war China der fünftwichtigste Quellmarkt für den Schweizer Tourismus. 1,8 Millionen Logiernächte von chinesischen Touristen wurden verzeichnet, die allermeisten in den Sommermonaten. Jeder Tourist aus China gab pro Tag 380 Franken aus. Kein Wunder, werden die Chinesen seither schmerzlich vermisst.
Keine sofortige Rückkehr
Dass die Chinesen bald wieder reisen dürfen, sorgt allerdings noch nicht für Euphorie. «Dieser Schritt wird nicht zu einem sofort wahrnehmbaren Anstieg der chinesischen Gäste in der Schweiz führen», erklärt Markus Berger, Sprecher von Schweiz Tourismus. Die ersten Auslandsreisen führen chinesische Gäste vor allem nach Südostasien, Japan und Korea. Das bestätigt Stephan Roemer (59), CEO von Diethelm Travel Asia: Dort liegen bereits Anfragen von chinesischen Gruppen für Reisen in asiatische Ziele vor.
Interkontinentalreisen dürften wegen fehlender Flugkapazitäten und Visum-Infrastrukturen noch länger auf sich warten lassen. Roemer rechnet erst Mitte 2023 wieder mit einem grossen Flugangebot zwischen Europa und China. Fluggesellschaften haben zwar grosses Interesse, das bevölkerungsreichste Land der Welt wieder anzufliegen. Doch auf die Schnelle nimmt etwa Swiss keine Passagierflüge von und nach China auf: Solche müssten langfristig mit operativer Stabilität durchgeführt werden, sagt ein Swiss-Sprecher.
Volle Erholung erst ab 2025
Demnach dürften im ersten Halbjahr erst wenige Gäste aus China anreisen, in etwas grösserer Zahl dann ab Sommer/Herbst. «Für 2023 rechnen wir wieder mit knapp 50 Prozent der Hotel-Logiernächte des Jahres 2019, eine vollständige Rückkehr auf das Niveau 2019 dürfte erst Ende 2025 oder 2026 erreicht werden», sagt Berger.
Damit müssen sich die Schweizer Ferienorte mit traditionell hohem Anteil an Touristen aus China noch etwas gedulden. Das sind primär die Tourismusregionen Luzern/Vierwaldstättersee und das Berner Oberland. Luzern Tourismus verzeichnet bislang noch keine erhöhte Buchungsanfrage aus China. Sprecherin Sybille Gerardi wagt keine Prognose – nebst den erwähnten Hürden wie Flugkapazität und Visum sorge auch gedrosselter Konsum in China und vor allem die dortige kritische Pandemie-Situation für Zurückhaltung.
Marketing wird hochgefahren
Auch wenn vorerst noch wenig läuft: Jetzt werden die Weichen für das Comeback der Chinesen gestellt. Schweiz Tourismus hat zwar nie aufgehört, den chinesischen Markt zu bearbeiten. Viele Marketingveranstaltungen wurden online durchgeführt. «Jetzt aber werden wir sicherlich die Intensität unserer Aktivitäten deutlich erhöhen», so Berger. Schweiz Tourismus plant bereits mehrere Aktivitäten und Kampagnen, welche den Chinesen die Schweiz wieder schmackhaft machen.