Sämtliche Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2023 liegen im Plus. Unter dem Strich fuhr Coop einen Gewinn von 575 Millionen Franken ein. Besonders freue er sich, dass er 1350 neue Stellen schaffen konnte, sagt Chef Philipp Wyss (58) an der Medienkonferenz am Donnerstag. Sie fand mitten im Coop-Megastore in Oberwil BL statt – vor staunenden Supermarkt-Kunden. So sehen Sieger aus, scheint Wyss demonstrieren zu wollen.
Dieser Event für die Presse steht im krassen Gegensatz zur Migros-Konferenz vom 2. Februar 2024. Die Chefetage des Coop-Rivalen kündigte den Abbau von 1500 Jobs an sowie den Verkauf von Tochter-Unternehmen. Ende März wird die Migros einen Gewinneinbruch bekannt geben. Wie hoch dieser ausfällt, bleibt bis dahin unklar. Philipp Wyss kündigt nun an: «Wir haben finanziell genügend Spielraum für Opportunitäten in der Zukunft.» Meint er damit Migros-Tochterunternehmen? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Laufen Gespräche mit der Migros?
Tatsächlich haben Coop-Verantwortliche Gespräche mit der Migros aufgenommen. «Wir haben Interesse angemeldet», bestätigt Chef Wyss. «Punktuell haben wir durchaus ein Interesse an gewissen Standorten von Fachmärkten, die allenfalls vom Migros-Umbau betroffen wären», sagt Wyss. Er hat also frei werdende Ladenflächen im Sinn, zu denen Coop günstig kommen könnte.
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Kauft Coop Migros-Fachmärkte auf?
Die Umbaupläne der Migros-Gruppe sind massiv. Verkauft werden die Reisegruppe Hotelplan, der Sporthändler SportX und die Heimelektronikkette Melectronics. «Wir sind aber nicht interessiert an der kompletten Übernahme einer Marke unserer Konkurrenz», stellt Wyss klar. Auch der Migros-Industriebetrieb Mibelle, der Kosmetik- und Hygieneprodukte herstellt, ist für die Coop-Gruppe keine Option, so Wyss. Mit Steinfels in Winterthur ZH besitze man einen eigenen Produktionsbetrieb, der Wasch- und Putzmittel sowie Hygieneprodukte herstellt. Ob er bereits Bewerbungen von Migros-Mitarbeitenden bekomme, weil diese um ihre Zukunft fürchten, will er nicht sagen. Er gibt sich auf Nachfrage aber offen, Personal zu übernehmen.
Steht bei Coop ein Umbau an?
«Coop ist gut aufgestellt, hat eine solide, klare Strategie», sagt Wyss. Er habe das ganze Firmenportfolio seiner Genossenschaftsgruppe im vergangenen Jahr durchleuchtet. «Wir haben keine Umbaupläne wie die Konkurrenz.» Wie bekannt, integriert Coop Microspot in die Heimelektroniktochter Interdiscount. Im April soll diese Integration abgeschlossen sein. Festhalten will Wyss an der Trennung von Fust und Nettoshop. Beide Formate hätten unterschiedliche Kunden, wie sich anhand von Daten der Supercard-Nutzer ermitteln lasse. Auch schon über die Bühne: die Zusammenführung von Coop Bau+Hobby und der Heimwerker- und Gartencenter unter der Marke Jumbo. An einer kompletten Übernahme der Do-it+Garden-Märkte oder Obi von der Migros sei Wyss nicht interessiert, an einzelnen Standorten schon eher.
Was stellt Chef Wyss mit dem Mega-Gewinn an?
Der Gewinn bleibt in der Coop-Gruppe. Wyss macht Beispiele: Investiert werde in neue Ladenkonzepte für Fust, Jumbo und Co. Auch die Supermärkte sollen aufgehübscht werden. Das Einkaufszentrum Letzipark in Zürich werde von A bis Z erneuert. Geplant sind zudem Investitionen für einen Neubau in Regensdorf ZH, wo die Auslieferungen für den Online-Supermarkt Coop.ch abgewickelt werden. Effizienter werden soll die Logistik für Frischprodukte. Als Beispiel nennt er den Vorlauf für Fleischlieferungen an die Coop-Filialen. Künftig würde es reichen, wenn in den Filialen die Fleischbestellungen am Nachmittag des Vortages abgeschickt werden, damit die Ware rechtzeitig in die Läden kommt. «Wir senken zudem weiter die Preise bei den Lebensmitteln und eröffnen neue Filialen», kündigt Wyss an. Im Zentrum stehe die Kundschaft, «auf die wir uns noch stärker konzentrieren wollen».