Der Bund will ihn. Und auch der Basler Pharmamulti Roche ist begeistert vom Impfstoffkandidaten der Firmen Biontech und Pfizer. Chef Severin Schwan (52) bezeichnet ihn als «Durchbruch». «Das ist wirklich beeindruckend, dass diese Technologie zu greifen scheint», schwärmt Schwan. Roche selber hat kein Impfstoffgeschäft.
Noch ist das Mittel nicht auf dem Markt. Wenn es denn einmal so weit ist, soll das Impfen mit einem Covid-19-Mittel verbindlich sein. Dieser Meinung ist zumindest Christoph Franz (60), Verwaltungsratspräsident von Roche. «Ich persönlich bin für Impfobligatorien», sagt Franz in der heutigen Ausgabe der «Handelszeitung». «Obwohl ich weiss, dass das eine umstrittene Position ist.» Im Vorabdruck, der BLICK vorliegt, sagt der Schweizer Wirtschaftsführer weiter: «Der Herdenschutz in einer Bevölkerung ist sehr wichtig.» Denn eine Impfung sei nicht nur eine Schutzmassnahme für einen selber.
Franz: Kampf gegen Corona nur mit Impfung
«Mit einer Impfung trägt jeder, jede auch dazu bei, dass die ganze Bevölkerung geschützt ist.» Und damit auf Einschränkungen verzichtet werden könne. «Insofern schafft eine Impfpflicht Freiheiten an anderer Stelle», gibt sich der Familienvater von fünf Kindern überzeugt.
Eine Impfpflicht für die Bevölkerung? Ein Ja vom Roche-Präsidenten – eine klare Absage aber von Alain Berset (48). «Eine Impfpflicht ist nicht vorgesehen», stellte der Gesundheitsminister gestern an einer Medienkonferenz klar. Jede Person könne selbst entscheiden, ob sie sich impfen lassen wolle.
Durchimpfungsrate von 60 Prozent angestrebt
Um das Coronavirus langfristig unter Kontrolle zu bekommen, strebe man in der Schweiz eine Durchimpfungsrate von 60 Prozent an, so Berset weiter.
Bis es ein Corona-Impfstoff – vielleicht jener von Biontech/Pfizer – grossflächig auf den Schweizer Markt schafft, dürfte es noch eine Weile gehen. «Die Gesamtsituation wird sich erst Mitte nächsten Jahres verbessern», sagt Roche-Präsident Franz. Zuerst gelte es dann vulnerable, ältere Menschen und jene mit Vorerkrankungen zu impfen. In zweiter Priorität Mitarbeitende im Gesundheitswesen und in den Altersheimen.