Deutsche Firma Biontech meldet Durchbruch bei Impfstoff
Dieses Forscher-Paar macht der Welt Hoffnung

Gute Nachricht im Ringen um eine Corona-Impfung: Als erste westliche Hersteller vermelden die deutsche Biontech und der US-Pharmamulti Pfizer ein positives Teilresultat für die letzte Testphase. Dahinter steht ein Forscherpaar mit türkischen Wurzeln.
Publiziert: 09.11.2020 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2021 um 12:31 Uhr
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Biontech wurde vor über zehn Jahren in Mainz gegründet und ist auf individualisierte Krebsimmuntherapien spezialisiert.
Foto: imago images/Jörg Halisch
Claudia Gnehm

Aus dem Versprechen von Donald Trump (74), dass der erste Covid-19-Impfstoff noch vor den Wahlen zugelassen werde, wurde nichts. Doch heute Montag gaben die deutsche Firma Biontech und der US-Pharmakonzern Pfizer erstmals ein erfolgreiches Zwischenresultat eines Covid-19-Impfstoffs bekannt – und zwar aus der heiklen dritten und letzten Testphase.

Die Partner-Firmen erhielten internationalen Beifall für die Mitteilung, dass sie noch diesen Monat die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen wollen. Hinter dem Biotechnologie-Unternahmen aus Mainz stehen Mitgründer und Unternehmenschef Ugur Sahin (55) und seine Frau und Chefmedizinerin Özlem Türeci (53). Das Forscherpaar mit türkischen Wurzeln gilt in Deutschland als Musterbeispiel für gelungene Integration.

Pionierin statt Nonne

Şahin zog vierjährig mit seiner Mutter von der Türkei nach Deutschland zum Vater, der in den Kölner Ford-Werken arbeitete. Seine Frau und Mutter der gemeinsamen Tochter kam in Deutschland zu Welt. Ihr Vater siedelte aus Istanbul nach Deutschland über und arbeitete als Landarzt in einem katholischen Krankenhaus.

Eigentlich wollte Türeci Nonne werden. Inzwischen gelten sie und ihr Mann nicht nur als Pioniere bei der Krebsimmuntherapie, sondern auch als Hoffnungsträger im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Mit der Forschung nach einem Corona-Impfstoff begannen sie sofort nach Ausbruch der Pandemie. Schon früh führte der Impfstoffkandidat von Biontech und Pfizer das globale Rennen um einen Covid-19-Impfstoff an. Das Mittel befindet sich seit Juli in der entscheidenden Phase-3-Studie.

Schutz bei 9 von 10 Testkandidaten

Ebenfalls in der kritischen letzten Testphase befinden sich die Impfstoffe von Moderna, Astra Zeneca und Johnson & Johnson, Novavac und Curevac sowie weitere aus China und Russland.

Für den Biontech-Impfstoff liegen nun erste Zwischenresultate vor. Sie lösten global grosse Euphorie und Hoffnungen aus. Denn gemäss den Herstellern schützt der Impfstoffkandidat mehr als 90 Prozent der Geimpften wirksam vor Covid-19. Das zeigten die Resultate der Tests bei 39'000 Teilnehmern. Unter allen Probanden gab es 94 bestätigte Fälle von Covid-19. Ein abschliessende Auswertung erfolgt bei 164 Fällen.

US-Konkurrentin Moderna, die bei der Walliser Lonza produzieren wird, erwartet erste Zwischenresultate in den nächsten Tagen. Normalerweise gibt es während der einzelnen Testphasen keine Zwischenresultate – aber wegen des grossen öffentlichen Interesses sind sie jetzt erwünscht.

Sahin lehnte Trump Vorschlag ab

Durch den Höhenflug der Biontech-Aktie seit Anfang Jahr ist Chef Sahin inzwischen Milliardär. Vereinnahmen lässt er sich aber nicht. Nachdem US-Präsident Donald Trump den Pfizer/Biontech-Impfstoff für die USA beanspruchte, machte Sahin klar, dass der Kampf gegen Covid-19 eine internationale Kooperation sei und es keine Bevorteilung von Ländern gebe.

Dennoch machte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (40/CDU) gestern klar, er möchte, dass der Impfstoff aus Deutschland nicht zuerst anderen Ländern zur Verfügung stehe. Gleichzeitig legte der deutsche Ethikrat und die Impfkomission ein Positionspapier mit Impfempfehlungen vor. Zuerst eine Impfung gegen Corona erhalten sollen Menschen, die aufgrund von Vorerkrankungen und Alter besonders gefährdet sind. Zweite Priorität erhalten sollen Mitarbeitende im Gesundheitswesen, die dem Coronavirus exponiert sind.

In der Schweiz erarbeitet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) derzeit noch einer Impfstrategie, wie BAG-Sprecherin Masha Maria Foursova sagt: «Wem dann eine Impfung empfohlen wird, hängt von den Impfstoffeigenschaften und der Verfügbarkeit des jeweiligen Impfstoffs ab», erklärt sie.

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