«Schweizer sind im Vergleich mit anderen Ländern impfkritisch»
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Chef Zulassung bei Swissmedic
«Schweizer sind im Vergleich mit anderen Ländern impfkritisch»

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet damit, dass sich die Schweizer per Frühjahr bis Sommer 2021 gegen das Coronavirus impfen können. Die Zulassung dauert hierzulande jedoch länger als anderswo – weil die Auflagen strenger sind.
Publiziert: 11.11.2020 um 15:13 Uhr
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Aktualisiert: 11.11.2020 um 15:36 Uhr
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Claus Bolte, Leiter Abteilung Zulassung bei Swissmedic.
Foto: Blick

Es gibt Licht am Ende des Corona-Tunnels: Die Pharmakonzerne Biontech und Pfizer haben am Montag mit positiven Zwischenresultaten die Hoffnung beflügelt, dass der erste Corona-Impfstoff bald auf den Markt kommt.

Was bedeutet das für die Schweiz? Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet damit, dass man sich hierzulande per Frühjahr bis Sommer 2021 gegen das Coronavirus impfen kann. Anderswo – etwa in den USA – wird schon für Ende Jahr mit einer Not-Zulassung gerechnet.

Claus Bolte, Leiter der Abteilung Zulassung bei Swissmedic, erklärt BLICK, weshalb der Prozess bei uns etwas länger dauert. «Die schweizerische Bevölkerung ist im Vergleich mit anderen Ländern impfkritisch», sagt Bolte. Es würden sich nach internationalen Umfragen in der Schweiz etwa nur die Hälfte der Bevölkerung mit einem Covid-Impfstoff impfen lassen, im Vergleich zu etwa 70 Prozent in den USA.

Vertrauen der Bevölkerung zentral

«Ganz wichtig ist dabei das Vertrauen der Bevölkerung in unsere sorgfältige, gründliche und doch speditive Prüfung», sagt Bolte. Solange das Vertrauen vorhanden ist, wird auch die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, nicht abnehmen, hoffentlich sogar zunehmen.»

In der Schweiz gelten strenge Auflagen für eine Zulassung. Derzeit werden von Swissmedic zwei Impfstoffe geprüft. «Die Erwartungen sind hoch», sagt Bolte. Der Druck komme sowohl aus der Wirtschaft wie auch von der Politik und der Bevölkerung. Für eine objektive Beurteilung der Impfstoffe sei es jedoch erforderlich, dies «auszufiltern». Die Erwartungen von aussen spielten eine untergeordnete Rolle.

«2021 wird ein besseres Jahr»

Für Christoph Berger, Facharzt für Infektionskrankheiten und Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen sind die Testergebnisse von Biontech und Pfizer ermutigend. «Das sind sehr gute Neuigkeiten», sagt Berger zu BLICK. «Es ist wichtig, dass wir besonders gefährdete Personen impfen.» Eine generelle Empfehlung macht Berger noch nicht.

Erfreulich ist die Entwicklung auch aus psychologischer Sicht, sagt Psychiater Hans-Rudolf Pfeifer. Bei so einer Krise würden die Menschen zuerst eine Angst-, dann eine in Lern- und schliesslich eine Wachstumszone durchmachen. «Wir befinden uns jetzt in der Lernzone», sagt Pfeifer. Auch Epidemiologe Marcel Tanner, Mitglied der Covid-Taskforce des Bundes, blickt positiv in die Zukunft «Die Impfstoffe werden Hoffnung generieren.» Man sei auf einem guten Weg. «2021 wird ein besseres Jahr.» (noo)

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