Knall bei der Zürcher Baugenossenschaft Frohheim (BGF): An den Eingangstüren werden die Bewohnerinnen und Bewohner mit einem Zettel begrüsst. «Wir müssen die Informationsveranstaltung zu den Mietzinserhöhungen leider kurzfristig absagen», heisst es darauf. Die Mieten sollen in der grössten BGF-Siedlung Brüderhofweg in der Stadt Zürich um einen Viertel steigen. Betroffen sind 293 Wohnungen. In Uster steigen die Mieten der BGF-Siedlung gar um 30 Prozent.
Die Information dürfte die Genossenschafter eigentlich freuen. Denn die Mietzinserhöhung wird ebenfalls verschoben, so BGF. Der Grund ist jedoch ein unschöner.
Der Geschäftsführer der BGF wurde fristlos entlassen! Das hätten die Vorstandsmitglieder einstimmig entschieden, heisst es im Schreiben. «Hintergrund sind potenzielle finanzielle Unregelmässigkeiten. Es gilt die Unschuldsvermutung», schreibt die Baugenossenschaft. Das ist scharfer Tobak. Auch der Vorstandspräsident habe sein Amt per 13. Januar niedergelegt. Einer Anfrage für eine Stellungnahme bei der BGF ist Blick bislang nicht beantwortet worden. Zuerst hatte Inside Paradeplatz über den Fall berichtet.
«Es musste irgendwann so kommen»
Blick war vor Ort in der Siedlung am Brüderhofweg in Zürich – und hat mit einer Bewohnerin sowie einem Bewohner gesprochen, die anonym bleiben wollen. Nach einem ersten Schockmoment löse Schreiben bei ihnen keine grosse Unsicherheit aus – im Gegenteil. Einige Mieter hegen schon länger den Verdacht, dass es Ungereimtheiten gibt. «Es musste irgendwann so kommen», sagt eine ältere Bewohnerin zu Blick. Die Siedlung ist mit 293 Wohnungen eine der grössten der BGF.
Auf der Website der BGF sind die beiden Stellen für Präsident und Geschäftsführer inzwischen als vakant ausgeschrieben. Am Dienstagmorgen wurden die beiden dort noch aufgeführt. Der Anwalt und bisherige Vizepräsident Enrico Magro wird vorübergehend der Präsident der Genossenschaft, um die Geschäftsleitung kümmere sich die Stellvertreterin. Der Vorstand übernimmt die Aufarbeitung der Sachlage. Auch ein Rechtsanwalt wurde bereits beauftragt.
Blick hat beim Verband Wohnbaugenossenschaften Schweiz nachgefragt. «Wir wurden gestern vom verbleibenden Vorstand informiert. Wir sind zuversichtlich, dass nun eine Aufarbeitung stattfindet», sagt Andreas Wirz vom Regionalverband Zürich. Momentan sei der Verband nicht involviert.
Der Verband hofft, aus dem Fall Lehren zu ziehen und auch Massnahmen ergreifen zu können. Welche, wisse man zwar noch nicht. «Es ist immer ärgerlich, wenn solche Dinge ans Licht kommen. Aber wenn jemand betrügen will, findet er immer eine Möglichkeit», so Wirz weiter.
Steigende Kosten – auch bei Genossenschaften
Die Baugenossenschaften befinden sich aktuell in einer für sie neuen Situation: Denn die Kosten steigen auch in den Genossenschaften – zum ersten Mal seit zwanzig Jahren. Deshalb würden aktuell viele Genossenschaften – wie eben auch BFG – ihre Mieten erhöhen. «Uns ist aber wichtig, dass die Mieten so erhöht werden, dass die Mieterinnen und Mieter es sich aus leisten können», sagt Wirz.
Bei der BGF wurde angekündigte Mietzinserhöhung von April auf Oktober 2024 verschoben. Dies stehe aber gemäss Schreiben «in keinem Zusammenhang mit möglichen finanziellen Unregelmässigkeiten». BGF betont, dass der Schaden keine Bedrohung für die finanzielle Lage der Genossenschaft darstelle. Insgesamt zählen 16 Siedlungen zur Baugenossenschaft – zum Grossteil verteilt in der Stadt Zürich, Uster und Winterthur.