Das ist die neue Hochhaussiedlung «Three Points» in Dübendorf ZH
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Neue Hochhaussiedlung:Hier stehen 445 Wohnungen zum Bezug bereit

Wer schnappt sich das 12-Millionen-Penthouse von Dübendorf?
In der Zürcher Agglomeration entsteht ein neues «Dübai»

Die Gemeinde Dübendorf in Zürich boomt: Nach dem Bau der drei höchsten Wohnhäusern der Schweiz wollen Investoren in der Stadt weiterhin hoch hinaus. Die Stadtverwaltung ist gefordert. Denn die Stadt könnte in ihre Einzelteile zerfallen.
Publiziert: 28.12.2023 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2023 um 14:11 Uhr
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Hier entsteht ein Mini-Dubai: Auf dem Hochbord im Weiler Stettbach in der Stadt Dübendorf ZH wachsen die Wohntürme immer höher in den Himmel.
Foto: Linda Käsbohrer
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Schwarze Fensterfronten wechseln sich mit geschwungenen Betonelementen in hellgrauer Farbe ab: Die drei Hochhäuser mit dem Namen Three Point auf dem Hochbord im Weiler Stettbach erinnern an riesige Gerippe. Im Frühjahr soll es in den 445 Wohnungen auf dem Gebiet der Stadt Dübendorf ZH nur so vor Leben sprühen. Mit 103, 111 und 113 Meter stellt das Trio die höchsten Wohnhäuser der Schweiz. Seit November brennt in ein paar schon bewohnten Musterwohnungen spätabends Licht, wie ein Augenschein von Blick zeigt. Die Bauherrschaft will sicher gehen, dass die Technik einwandfrei funktioniert. Der Standort der Wohntürme in Dübendorf ist kein Zufall.

Seit der Jahrtausendwende wuchs die Stadt um beinahe 50 Prozent auf heute über 30’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Mit Zürich, Winterthur und Uster sind nur drei Städte im Kanton grösser. «Dübendorf ist in der Vergangenheit von der enormen Entwicklung überrascht worden», sagt Liliane Haltmeier (39), Architektin und Mitglied der Stadtbildkommission im Ort. Die ideale Anbindung an den öffentlichen Verkehr mit Glatttalbahn sowie S-Bahn. Zudem locken immense Baulandreserven zahlreiche Investoren an. Und die durften sich auf der grünen Wiese lange Zeit frei austoben. Aus dieser Zeit stammt der 2019 fertiggestellte Jabee Tower, der wie ein überdimensionaler Lippenstift geformt ist. 218 Wohnungen befinden sich in dem 100 Meter hohen Turm.

Teuerste Wohnung Dübendorfs kostet 12 Millionen

Die Investoren wollen in Dübendorf weiterhin hoch hinaus: Rund 200 Meter vom Projekt Three Point entfernt montierten Büezer kürzlich das Gerüst an einem weiteren Hochhaus ab: Der 60 Meter hohe Sorrento mit 116 Wohnungen ist ab Sommer bezugsbereit. In direkter Nachbarschaft fahren im Februar schwere Baumaschinen auf und reissen mehrere alte Wohnhäuser ab, die dem Hochhaus Sky weichen. 150 Wohnungen verteilen sich auf 60 Meter Höhe. 2020 entstand im Nordwesten der Stadt der 85 Meter hohe Giessenturm mit mehr als 330 Wohnungen. Zudem sollen auf dem Hochbord bis 2028 die drei Hofgarten-Türme mit über 400 Wohnungen stehen.

Dübendorf verwandelt sich in ein Mini-Dubai. In der Millionenmetropole in den Emiraten sind die Quadratmeterpreise und Wohnhäuser in den letzten Jahren in den Himmel hochgeschossen. Fast 300 Wolkenkratzer prägen das Stadtbild von Dubai. Kein Wunder, gesellt sich zum Spitznamen «Dübi» ein weiterer: «Dübai».

Der Boom vor den Toren der Stadt Zürich lässt die Immobilienpreise hochschnellen. Ein Plus von 116 Prozent in 20 Jahren, wie Zahlen des Bewertungsportals Realadvisor zeigen. Damit liegt der Anstieg 35 Prozent über dem Schweizer Schnitt. Eine der teuersten Wohnungen in ganz Dübendorf dürfte derzeit noch zum Verkauf stehen: ein Penthouse mit 414 Quadratmetern in der obersten Etage im kleinsten der drei Three-Point-Hochhäuser. Kostenpunkt: 12 Millionen Franken.

Bevölkerungszahl wächst immer weiter

«Es ist absehbar, dass einige weitere Hochhäuser noch dazukommen werden», sagt Dominic Müller (49), Vorsteher des Hochbauamts der Stadt Dübendorf. Diese Siedlungsentwicklung sei gewünscht und werde sich auf die gut erschlossenen Gebiete Hochbord, Giessen und entlang der Glatttalbahn konzentrieren. Müller rechnet damit, dass die Bevölkerungszahl weiterhin um 500 bis 600 Einwohner pro Jahr wächst.

Die Verantwortlichen in der Stadt haben dazugelernt. Ein Entwicklungskonzept soll sicherstellen, dass die rasante Entwicklung mit der nötigen Qualität geschieht. «Je dichter ein Ort bebaut wird, umso wichtiger wird die Gestaltung der Freiräume wie Begegnungszonen, Spielplätze, Grünflächen oder Parks für Jugendliche», sagt Haltmeier. Erst Ende September konnte die Stadt an der Glatt mitten im Stadtzentrum einen Park mit Spielplatz eröffnen. Seit 2017 wird die Qualität von grossen oder wichtigen Projekten zudem von der Stadtbildkommission geprüft.

Kluft zwischen Altstadt und Boomquartieren

Die modernen Wohnungen auf dem Hochbord ziehen viele Gutverdiener an. In der Überbauung Three Point kostet eine 4,5-Zimmer-Wohnung zwischen 4000 und 6000 Franken Miete pro Monat. Dadurch gerät das Stadtzentrum unter Druck. «Auch das alte Dübendorf muss sich weiterentwickeln. Die Stadt muss verhindern, dass hier zwei Welten entstehen. Eine lebendige Stadt lebt von der sozialen Durchmischung, ansonsten leben die Quartiere aneinander vorbei», sagt Haltmeier. Heisst: Im Zentrum muss über Verdichtung moderner Wohnraum geschaffen werden und in den Boomquartieren ebenfalls günstige Wohnungen auf den Markt kommen.

Die Stadt steuert dies, indem sie eigene Grundstücke im Baurecht abgibt. So entstehen auf dem Areal «Gumpisbüel» am Ortsrand 270 Wohnungen mit Fokus auf Familien, von denen künftig zwei Drittel zur Kostenmiete angeboten werden. Auf dem Areal «Leepünt» im Stadtzentrum ist eine Überbauung mit einem 40-Prozent-Anteil an preisgünstigen Wohnungen geplant. «Viele Menschen stellen sich unter einer höheren Dichte etwas Negatives vor. Doch bei einer kontrollierten Entwicklung kann dies zu einer lebendigeren Stadt mit einem breiteren Angebot führen», so Haltmeier.

Bei Grossprojekten, die von Aufzonungen profitieren, plant die Stadt in gewissen Gebieten ebenfalls einen Anteil an preisgünstigen Mietwohnungen zu verlangen. Generell nähern sich die Mieten in Dübendorf jedoch immer mehr der per S-Bahn in fünf Minuten erreichbaren Stadt Zürich an. Doch es gibt auch Ausnahmen: So sind im neuen Sorrento-Wohnturm 1,5 Zimmer ab 1110 Franken und 2,5 Zimmer ab 1340 Franken pro Monat zu haben.

10'000 neue Arbeitsplätze

Mit der rasch wachsenden Bevölkerung steigt auch der Bedarf an Schulzimmern. «Im Hochbord ist aktuell ein Primarschulhaus mit Turnhalle im Bau und soll im Sommer 2024 bezogen werden. Für ein weiteres Primarschulhaus wird im März 2024 der Baukredit der Bevölkerung zur Abstimmung vorgelegt», sagt Müller.

Schulen und Gewerbeflächen tragen dazu bei, dass die Bewohner die Neubauquartiere nicht nur als Schlafort nutzen: «Die Entwicklung braucht Zeit. Wir stellen aber bereits heute fest, dass von Jahr zu Jahr, mit jedem Bezug einer neuen Überbauung neue Angebote entstehen und sich immer mehr Leben entwickelt», sagt Müller.

Der nächste Investitionsschub steht bereits an: Auf dem Areal des Flugplatz Dübendorf im Nordosten entsteht in den nächsten Jahren etappenweise ein Innovationspark mit über 10'000 neuen Arbeitsplätzen. Damit wird die Stadt mit derzeit bereits über 20'000 Arbeitsplätzen weitere Einwohner anlocken.

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