Bierbrauereien in Versorgungsnot
Wir haben zu wenig Flaschen!

Die Schweizer Brauereien befürchten in den nächsten Monaten eine Verknappung von Bierflaschen, aber auch von Gläsern und Dosen. Die Beschaffungslage sei angespannt, sagt der Schweizer Brauerei-Verband. Laut Feldschlösschen spitzt sich die Lage zu.
Publiziert: 19.05.2022 um 07:26 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2022 um 08:14 Uhr
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Aurèle Meyer ist Geschäftsführer der Brauerei Locher in Appenzell.
Foto: Zvg
Ulrich Rotzinger

Da braut sich etwas zusammen: Herrscht in der Schweiz bald Bierflaschen-Notstand? Logistikprobleme, unsichere Energielage, zu wenig Produktionskapazitäten wegen des Ukraine-Kriegs – so einiges deutet darauf hin. «Ob es zu einer akuten Knappheit kommen wird, ist momentan noch unklar», sagt Christoph Lienert. Aber, so der Vize-Direktor des Schweizer Brauerei-Verbandes: «Schon seit längerer Zeit stellen wir eine angespannte Beschaffungslage fest.»

In der Biernation Deutschland rechnen Brauereien mit Flaschenengpässen spätestens im Sommer, berichten deutsche Medien. «Die Schweiz ist kein Sonderfall», sagt Aurèle Meyer zu Blick. Laut dem Chef der Brauerei Locher in Appenzell wirken sich Produktions- und Rohstoffknappheiten länderübergreifend aus.

Glasfabrik im Krieg beschädigt

«Zurzeit erhalten wir Flaschen. Anfang Frühling hat es jedoch bei gewissen Formaten bereits Engpässe gegeben», sagt Meyer weiter. Die Lieferbereitschaft über den Sommer hänge an den Glasherstellern, zum Beispiel Vetropack.

Das Unternehmen aus Bülach ZH ist der führende Hersteller von Glasverpackungen in Europa. Die Vetropack-Fabrik im ukrainischen Gostomel wurde Anfang März stark beschädigt. «Es kann in der Schweiz zu verzögerten Lieferfristen kommen», sagt Vetropack-Sprecherin Sabrina Oberholzer auf Anfrage. Um grössere Engpässe abzufangen, sei man mit den langjährigen Partnern im Gespräch.

Grossbrauer wie Feldschlösschen und Heineken Schweiz federn die knappe Versorgungslage folglich dank langfristigen Lieferverträgen ab. Sie werden bevorzugt behandelt. Mehr Sorgen um den Flaschennachschub dürften sich eher die mittleren und kleinen Brauereien machen.

Preise für Flaschen gehen hoch

Die knappe Versorgungslage und die Verteuerung der Beschaffung treiben aber auch den grössten eigenständigen Schweizer Bierbrauer Locher um. Denn im Sommer nimmt der Bierdurst zu, und damit der Bedarf an Flaschen. «Die Preise sind in den letzten Monaten bereits um 50 Prozent gestiegen», sagt Meyer.

Lienert vom Brauerei-Verband bestätigt die Preissteigerungen bei den Glasflaschen. Wer kann, füllt jetzt sein Lager mit möglichst vielen Gebinden, so der Vize-Direktor.

Das gilt auch für den grössten Schweizer Bierbrauer Feldschlösschen, Tochter der dänischen Carlsberg-Brauerei. «Die Lage hat sich zugespitzt und ist zurzeit sehr volatil», sagt Sprecherin Gaby Gerber. «Die Schweiz ist von verschiedenen Lieferproblemen betroffen.»

Denn nicht nur Glasflaschen seien schwierig zu beschaffen, sondern «auch Dosen und natürlich auch Biergläser», so die Feldschlösschen-Sprecherin weiter.

Noch geht man davon aus, den Bedarf decken zu können. Doch schon bald könnten erste Brauereien ohne Flaschen dastehen. Gleichzeitig kündigt die Vetropack-Gruppe für das laufende Jahr weitere Preiserhöhungen an. Prost Mahlzeit!

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