Das Smartphone zücken, die App öffnen und die Rechnung mit wenigen Klicks sofort begleichen: Twint hat den Alltag der Schweizer Bevölkerung erobert. Das zeigt sich nun in der Beliebtheit des digitalen Zahlungsmittels: Die Bezahl-App ist erstmals im Reputationsranking des Konsumforschungsunternehmens GfK mit dabei – und steigt gleich auf der Topposition ein.
Hinter Twint belegt Zweifel den zweiten Platz, nachdem der Chips-Hersteller vergangenes Jahr noch auf dem Bronzeplatz gelegen hatte. Auf diesen befindet sich die letztjährige Siegerin Migros. Ricola konnte den vierten Rang verteidigen, die SBB machen vier Plätze wett und landen auf der fünften Position. Platz 6 hat Rivella inne, das dem einstigen Getränke-Flop Rivella Gelb eine neue Chance gibt – dieses Mal vegan.
Rang | Firma |
1 | Twint (neu) |
2 | Zweifel |
3 | Migros |
4 | Ricola |
5 | SBB |
6 | Rivella |
7 | Mobiliar |
8 | Coop |
9 | Lindt & Sprüngli |
10 | Geberit |
Detailhandel leidet – wegen Migros?
Im Ranking der 50 bedeutendsten Unternehmen fällt auf, dass der Ruf des Detailhandels schwindet. Zwar geniessen die zwei Grossen Migros und Coop immer noch eine sehr hohe Reputation – aber beide haben Plätze verloren. Und Mitbewerber Landi rangiert sechs Positionen schlechter. Die Warenhaus-Kette Manor stürzt gar um 11 Ränge ab. Denner konnte den Platz 28 immerhin halten.
Auslöser des leichten Reputationsverlusts könnten die angestiegenen Lebensmittelpreise infolge der hartnäckigen Inflation sein. Zudem sorgte die Migros Anfang Februar für einen Knall: Der orange Riese plant den Verkauf mehrerer Tochterunternehmen wie Hotelplan und Sport X – was zu einem Abbau von bis zu 1500 Stellen zur Folge haben kann. Das scheint bei der Bevölkerung moralisch nicht gut anzukommen, heisst es auch vonseiten GfK.
Betrüger nutzen Ruf von Twint vermehrt aus
Twint dagegen ist in einem Hoch. Die Schweiz hat im letzten Jahr 590 Millionen Mal getwintet. Das ist 50 Prozent mehr als 2022. Im Jahr 2017, zum Start des Zahlungssystems, verzeichnete Twint noch vier Millionen Vorgänge.
Die Bezahl-App werde als «absolutes Top-Unternehmen gesehen, das bessere Leistungen anbietet als andere Unternehmen der Branche und sich positiv von anderen Unternehmen abhebt», teilt Anja Reimer von GfK Switzerland ein. Insbesondere bei den unter 30-Jährigen schneide das Zahlungsmittel ausgesprochen gut ab.
Seit einigen Monaten häufen sich aber Fälle mit dreisten Twint-Betrugsmaschen. So gaukeln zumindest fragwürdige Onlineshops Seriosität vor, indem sie Twint als Zahlungsmethode anbieten. Die bestellte Ware ist dann aber von schlechter Qualität – etwa beim umstrittenen chinesischen Anbieter Temu – oder kommt gar nicht erst an. Das Bundesamt für Cybersicherheit (Bacs) warnt gleich vor drei neuen Betrugsmaschen, mit denen Gangster gezielt Nutzende des beliebten Digital-Zahlungsmittels in die Falle locken wollen. Auf den Ruf von Twint haben sich die zunehmenden Vorfälle aber offensichtlich nicht ausgewirkt.