Kartoffelengpass erreicht neue Dimension
Schweizer Kartoffelbauern kämpfen um ihre Ernte – gehen bald die Pommes aus?

Die Kartoffelernte in der Schweiz fällt seit Jahren mager aus. Nun schlagen die Bauern schon früh im Jahr Alarm. Kein gutes Vorzeichen. Auch bei den Importen wird es schwierig, weil ganz Europa in der Kartoffelkrise steckt.
Publiziert: 09.02.2024 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2024 um 09:35 Uhr
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Ruedi Fischer, oberster Schweizer Kartoffelbauer: «Es fehlt am Pflanzgut.»
Foto: BauernZeitung/Jeanne Göllner
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Sie gehören zum winterlichen Raclette ebenso dazu wie zur sommerlichen Portion Pommes frites in der Badi: Kartoffeln. Doch die Knolle wird knapp! Schon seit Jahren kämpfen die Kartoffelproduzenten in der Schweiz mit Ernteausfällen. Nun erreicht die Kartoffelknappheit eine neue Dimension.

«Es fehlt am Pflanzgut», erklärt Ruedi Fischer (55), Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten und damit oberster Kartoffelbauer der Schweiz. Fischer setzt das Pflanzgut auf seinem Hof im Emmental Ende März in den Boden. «Dieses Jahr werden wir alle weniger Kartoffeln setzen können», sagt er.

Fischer ist gerade auf dem Rückweg von der internationalen Gemüse- und Kartoffelmesse in Berlin (D), als Blick ihn am Telefon erreicht. «Das Pflanzgut fehlt in ganz Europa», so Fischer. Die Schweizer Kartoffelbauern können sich also auch nicht mit zusätzlichen Pflanzkartoffeln aus dem Ausland aushelfen.

Kartoffelbauern werfen den Bettel hin

Die Erträge bei der Kartoffelernte fielen schon in den Vorjahren mager aus. Letztes Jahr lag sie rund ein Drittel tiefer als normal. Und damals gab es noch genügend Saatgut! «Der Klimawandel und die Wetterextreme sind für uns ein echtes Problem», erklärt Fischer. Letzten Sommer war es zu heiss und zu trocken. «Wir wünschen uns Temperaturen um 28 Grad und regelmässigen Niederschlag.»

Nur zu viel Regen soll es auch nicht sein, ansonsten machen sich Schädlinge über die Kartoffeln her. Vielen Kartoffelbauern wird das Risiko für Ernteausfälle zu gross. Der Kartoffelanbau ist ein kapitalintensives Geschäft. «Pro Hektar fallen Investitionen von mindestens 10'000 Franken an, bevor man überhaupt das erste Kilo Kartoffeln erntet», rechnet Fischer vor. Manch einer stieg in den vergangenen Jahren vom Kartoffel- auf den Getreide- oder Zuckerrübenanbau um.

Wüstenkartoffeln aus der Sahara

Gemäss der Branchenorganisation Swiss Patat fehlt es für den baldigen Anbau vor allem an Pflanzkartoffeln der Frites-Sorten. Trotzdem muss im Sommer niemand auf die Pommes frites in der Badi verzichten, beruhigt Fischer. Obwohl der Kartoffelengpass international besteht. «Die Mengen, die die Schweiz braucht, sind für den europäischen Markt verhältnismässig klein. Die findet man schon.»

Statt Schweizer Kartoffeln kommen so zunehmend Kartoffeln aus dem Ausland in die Regale. Aus Deutschland, Holland, Frankreich – oder aus Ägypten, wo Kartoffeln klimaintensiv im Wüstenboden produziert werden.

Und die Kartoffeln werden tendenziell teurer. «Darauf sind wir angewiesen», begründet Fischer. «Man muss den Produzenten eine Perspektive geben, damit sie im Kartoffelanbau bleiben.»

Für die diesjährige Ernte ist die Hoffnung denn auch noch nicht ganz dahin, trotz weniger Pflanzgut: Wenn es wettertechnisch besser läuft als in den Vorjahren, könnte am Ende auch die Ernte im Herbst grösser ausfallen. «Wir freuen uns, dass der Kartoffelkonsum in der Schweiz hoch ist, und setzen alles daran, diesen auch zu decken», so Fischer.

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