Darum gehts
- SBB engagiert Herzog & de Meuron für Neubau im Berner Wankdorf
- Stararchitekten-Duo bekannt für anspruchsvolle Unikate und mögliche Kostenüberschreitungen
- SBB haben fixes Kostendach von 86 Millionen Franken
Die SBB richten in Bern-Wankdorf mit der grossen Kelle an. Für den Neubau direkt neben dem Hauptsitz engagieren die Bundesbahnen die Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron. Die Bauten von Jacques Herzog (75) und Pierre de Meuron (74) prägen Städte auf der ganzen Welt. Einige sind sogar Wahrzeichen geworden, so etwa die Elbphilharmonie in Hamburg.
Das Projekt in Bern habe die Jury in den Bereichen architektonischer Ausdruck, Funktionalität, Ökologie, Grün- und Freiraum sowie bezüglich Preis, schreiben die SBB auf Anfrage. 86 Millionen Franken will die Bahngesellschaft in den Bau investieren.
Das fünfstöckige Gebäude soll Platz für 600 Mitarbeitende bieten und die Standorte Ostermundigen und Wylerpark ersetzen. Der Baubeginn ist für 2026 geplant, die Eröffnung 2029. Am Projekt beteiligt sind neben Herzog & de Meuron ausserdem Losinger Marazzi, holzprojekt und WMM Ingenieure. Das Gebäude wird aus Holz errichtet und hat laut SBB einen sehr geringen CO2-Fussabdruck. Aufs Dach kommen eine Solaranlage und eine Terrasse.
Immer wieder Kostenüberschreitungen
Dabei ist klar: Mit der Wahl des Architektenduos erhalten die SBB kein 08/15-Bauwerk, sondern ein anspruchsvolles Unikat. Und das kann ins Geld gehen, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Immer wieder wurden Bauten von Herzog & de Meuron massiv teurer als veranschlagt. Bekannt ist der Fall der Elbphilharmonie: Die Kosten für das Konzerthaus stiegen für die Hansestadt von ursprünglich geplanten 77 Millionen auf 789 Millionen Euro.
Gegenüber Blick wies Herzog & de Meuron jede Verantwortung zurück. «[Der] Untersuchungsausschuss in Hamburg hat belegt, dass die Mehrkosten massgeblich anderen Projektbeteiligten zuzuschreiben sind.» Doch Hamburg ist kein Einzelfall. Erst Ende 2024 entzog das Kunstmuseum in Vancouver den Baslern den Auftrag für einen Neubau, weil die Kosten aus dem Ruder liefen.
«Die SBB haben sich abgesichert»
Die Bundesbahnen haben vorgesorgt, um eine Kostenexplosion zu verhindern. «Die SBB haben sich abgesichert», sagt eine Sprecherin der Bahngesellschaft zu Blick. «Sie hat einen Gesamtleistungswettbewerb durchgeführt, was der Beschaffung eines schlüsselfertigen Gebäudes mit einem fixen Kostendach von 86 Millionen Franken entspricht.»
Der Totalunternehmer Losiger Marazzi habe zusammen mit Herzog & de Meuron ein Projekt zu einem Pauschalpreis eingereicht. «An das abgegebene Angebot muss er sich halten.» Tatsächlich wollen die SBB mit dem Neubau sogar Geld einsparen. Nach Vorliegen der Baubewilligung wird das Gebäude verkauft und zurückgemietet. Damit werde eine höhere Verschuldung der SBB verhindert. Durch die Aufhebung der beiden alten Standorte sollen zudem die Kosten für Miete und Gebäudeunterhalt sinken.