Während der Krieg in der Ukraine weiter tobt, bekennen Firmen rund um die Welt Farbe. Viele schliessen ihre Geschäfte oder stoppen den Handel mit Russland. Auch namhafte Architekten mit Bauprojekten in Russland haben ihre Arbeit niedergelegt.
Dazu gehört etwa das Büro der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid (1950-2016). Das Architektenbüro hat in Skolkovo, dem «russischen Silicon Valley», einen 262'000 Quadratmeter grossen Technopark für die Sberbank entworfen. Das Projekt wird vorerst nicht weiterverfolgt, heisst es beim Architektenbüro. Der britische Architekt David Chipperfield (68), dessen Büro in Moskau aktuell das Zentrale Telegrafengebäude saniert, stoppt seine Arbeit im Land ebenfalls.
Russische Projekte auf Eis gelegt
Auch die Basler Architekten Herzog & de Meuron bekunden ihre Solidarität mit der Ukraine: «Die Invasion in der Ukraine und das gewaltsame Vorgehen von Putin und der russischen Regierung stehen im Widerspruch zu allen Werten, die wir als international tätiges Büro vertreten», schreiben Jacques Herzog (71) und Pierre de Meuron (71) in einer Stellungnahme. Deshalb habe man beschlossen, die Arbeit an russischen Projekten auszusetzen.
Als Unternehmen und Gemeinschaft mit über 40 verschiedenen Nationalitäten gelte ihre besondere Sorge ihren ukrainischen und russischen Kolleginnen und Kollegen, «die wir in dieser beispiellosen Krise unterstützen», schreiben Herzog & de Meuron. Mehr will das Architekten-Duo, aus dessen Feder auch das Olympiastadion «Bird's Nest» in Peking stammt, dazu nicht sagen. Auf Anfrage von Blick heisst es, man werde zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Erklärungen abgeben.
Die Architekten arbeiten seit vielen Jahren an Projekten in Russland. Sie entwarfen unter anderem ein Gebäude eines gewaltigen neuen Tech-Campus ausserhalb von Moskau. Es gehört zur Universität Skolkovo. Zu den aktuellen Baustellen gehört ein Wohnbau-Projekt auf einem alten Brauereigelände in Moskau.
Baukonzerne arbeiten weiter
Viele prestigeträchtige Bauten werden in Russland fürs Erste also auf Eis gelegt. Baukonzerne bleiben aber weiter aktiv, wie Recherchen von Blick zeigen. Der Baustoffhersteller Holcim etwa betreibt in Russland drei Zementwerke und beschäftigt über 1000 Mitarbeiter. Der Betrieb wird aufrecht erhalten, aber Holcim setzt alle Kapitalinvestitionen in Russland aus. «Wir planen für alle Szenarien, um mit dieser sich ständig entwickelnden Situation verantwortungsvoll umzugehen», sagt Holcim-Sprecher Yves Böni. «Unsere oberste Priorität ist es derzeit, die Sicherheit, den Schutz und das Wohlergehen unserer Kollegen in der Region auf jede erdenkliche Weise zu gewährleisten.»
Ähnlich tönt es bei Strabag. Das grösste Bauunternehmen Europas mit Ableger in der Schweiz ist auch in Russland aktiv. Ein Baustopp ist nicht vorgesehen: «Wir führen unsere bestehenden Verträge aus», heisst es auf Anfrage. Strabag setzt mit russische Bauprojekten rund 50 Millionen Euro um.
Ukrainische Mitarbeiter in Sicherheit
Das Bauunternehmen hat eine polnische Tochter, bei der auch ukrainische Mitarbeiter angestellt sind. «Für sie und ihre Familien haben wir sehr kurzfristig Transportmöglichkeiten und Unterkünfte zu Verfügung gestellt», so Strabag.
Noch sind nicht alle Baustellen in Russland stillgelegt. Auch die Solidaritätsbekundungen der Architekten lassen durchblicken, dass die zukunftsträchtigen Bauten nur pausiert und nicht begraben wurden. Ob sie ihre Arbeit in Russland irgendwann wieder aufnehmen, bleibt abzuwarten.