Ladenhüter in Zürich
Wohnungen von Basler Stararchitekten bleiben leer – zu teuer?

Trotz Wohnungnot bleiben in Zürich-Altstetten Luxusapartments unvermietet. Im Neubau von Herzog & de Meuron sind 30 Prozent der Wohnungen noch zu haben. Die hohen Mieten und unkonventionellen Grundrisse erschweren die Vermarktung der speziellen Objekte.
Publiziert: 01.04.2025 um 19:18 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2025 um 22:36 Uhr
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21 Wohnungen in der Überbauung an der Badenerstrasse in Zürich sind noch auf dem Markt.
Foto: PD

Darum gehts

  • Luxuswohnungen in Zürich-Altstetten stehen trotz Wohnungsnot leer
  • Swiss Life reduziert Anfangsmieten für einige Wohnungen
  • 72 moderne Apartments, nur 70 Prozent vermietet seit März
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Da reibt sich manch verzweifelter Wohnungssuchender erstaunt die Augen: Mitten in Zürich-Altstetten stehen im Neubau vom renommierten Architekturbüro Herzog & de Meuron Wohnungen leer. Dabei sind die 72 modernen Apartments seit Anfang März bezugsbereit. Erst 70 Prozent davon sind aber vermietet, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Im ersten Wohngebäude der beiden Basler Architekten sind 21 Wohnungen immer noch zu haben.

Die Liegenschaft an der Badenerstrasse gehört der Swiss Life. Und die sucht laut dem Bericht noch nach Mietern. Etwa für eine 1,5-Zimmer-Wohnungen mit 53 Quadratmetern für 2340 Franken im Monat. Oder für ein 98 Quadratmeter grosses 3,5-Zimmer-Apartment, es soll 3840 Franken Miete kosten. Angepriesen werden die Objekte auf einschlägigen Immo-Portalen mit den Schlagworten «Leben am Puls der Zeit», «mit vielfältigen Grundrisstypologien in hoher Qualität» und mit «Lebensqualität im aufstrebenden Stadtteil Altstetten» – und natürlich mit den Basler Architekten Jacques Herzog (74) und Pierre de Meuron (74).

Anfangsmieten bereits reduziert

Zu ziehen scheint das allerdings nicht. Sind die Mieten selbst für Zürcher Verhältnisse zu hoch? Die Swiss Life hat die Anfangsmieten einiger Wohnungen schon reduzieren müssen. «Weil man gewisse Lagemerkmale wie Aussicht oder Ausrichtung bei der Preissetzung ab Plan zu wenig genau habe einschätzen können», sagt eine Sprecherin dem «Tages-Anzeiger» und spricht von «Einzelfällen». Mit dem Stand der Vermietungen sei man aber zufrieden. Denn: «Es handelt sich um grosszügige Wohnungen mit unkonventionellen Grundrissen. Wir haben damit gerechnet, dass die Vermarktung etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt.»

Hat die Swiss Life auf die falschen Architekten gesetzt? Herzog & de Meuron haben bereits in Vancouver eine empfindliche Schmach erlitten. Das Kunstmuseum in Vancouver hat den Stararchitekten Ende Jahr wegen explodierender Kosten den Auftrag entzogen. Auch bei der Elbphilharmonie in Hamburg (D) sind die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Und in der Schweiz kostete der Neubau des Kinderspitals in Zürich-Lengg deutlich mehr als veranschlagt. Statt 600 Millionen Franken kostete das 2024 eröffnete Spitalgebäude am Schluss mindestens 760 Millionen Franken.

Die Überbauung beim Lindenplatz besteht aus sechs Gebäuden, darunter ein 30 Meter hohes Wohnhaus, ein Riegelbau und vier Gartenhäuser. Sie sind über Laubengänge und Brücken miteinander verbunden und verfügen über eine gemeinsame Tiefgarage. Markant sind die runden Fenster, die an Bullaugen erinnern. Von Dachterrassen aus haben die Mieterinnen und Mieter einen beeindruckenden Blick auf die Stadt. Und doch sind die Wohnungen Ladenhüter. Ist das die Wende auf dem überhitzten Immobilienmarkt Zürichs?

Geschäftsmodell Gratismiete

Selbst in Städten mit sehr tiefen Leerständen werben Vermieter schon mit einem Gratismonat. Ein paar Beispiele: Eine 2,5-Zimmer-Wohnung mit 76 Quadratmeter für 2070 Franken pro Monat in Basel. Eine Altbauwohnung in Winterthur ZH mit 4,5 Zimmern ohne Grössenangabe für 2940 Franken. Eine 2-Zimmer-Wohnung mit 66 Quadratmeter für 2420 Franken in Zürich. Anfang März sagte Immobilienexperte Donato Scognamiglio zu Blick: «In der heutigen Zeit sind solche Angebote überraschend. Wenn jemand mit Gratismonaten wirbt, stimmt vielleicht mit der Wohnung etwas nicht. Ist die Lage nicht attraktiv oder die Miete zu teuer?»

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