«Für mich grenzt es an Erpressung»
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Bewohnerin zu Klausel:«Für mich grenzt es an Erpressung»

Happiger Aufschlag in Luzern
Nach der Sanierung kosten diese Wohnungen fast doppelt so viel

In Luzern renoviert die Zurich Insurance einen Block mit 40 Wohnungen. Nach der Sanierung sind die Apartments zwar gleich gross wie zuvor – aber deutlich teurer. Gegenüber Blick erklärt sich die Zurich. Die Aufschläge seien gerechtfertigt, so der Versicherer.
Publiziert: 18.03.2025 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2025 um 07:05 Uhr
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Die zwei Gebäude aus den 1950er-Jahren werden derzeit totalsaniert.
Foto: PD

Darum gehts

  • Zurich-Versicherung kündigt 284 Mietparteien in Langnau am Albis ZH
  • Sanierung des «Cervelatpalasts» in Luzern führt zu drastischen Mieterhöhungen
  • Mieten steigen um bis zu 82 %, 3,5-Zimmer-Wohnung kostet neu 2600 Franken
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Für Hunderte von Mieterinnen und Mietern ist es ein schwerer Schlag: Die Zurich-Versicherung hat in der Vita-Siedlung in Langnau am Albis ZH eine Massenkündigung ausgesprochen. 284 Mietparteien erhielten ihre Kündigung. Auf Ende September müssen sie ihre Wohnungen verlassen. Der Grund: Die Eigentümerin plant eine umfassende Sanierung und Verdichtung des 65’000 Quadratmeter grossen Geländes. Laut der Liegenschaftsverwaltung Apleona sind Renovierungen an Küchen, Bädern, Leitungen, Böden, Wänden, Treppenhäusern, Fassaden, Dächern und Fenstern notwendig. Ob sich die Mieterinnen und Mieter nach dem Umbau dort noch eine Wohnung leisten können, ist allerdings ungewiss. Denn die Mieten werden steigen.

Was in Sachen Mietzins auf sie zukommen könnte, zeigt ein Blick nach Luzern. Dort wird der markante Rundbau am Bundesplatz in der Luzerner Neustadt umfassend saniert. Auch der im Volksmund wegen seiner Form liebevoll «Cervelatpalast» genannte Bau gehört der Zurich. Und der Mietzins-Aufschlag nach der Sanierung hat es in sich, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet. Die Miete schlägt um bis zu 82 Prozent auf! Konkret: Bisher gabs eine 3,5-Zimmer-Wohnung für knapp 1400 Franken. Nach dem Umbau kostet dieselbe Wohnung 2600 Franken.

Bis zu 3190 Franken teuer

Die Apartments sollen im Sommer komplett saniert sein – grösser werden sie aber nicht. Das zeigt auch der Blick in die Küche einer sanierten Wohnung: modernste Geräte, alles frisch. Doch für mehr als ein kleines Tischchen und zwei kleine Stühle reicht der Platz nicht. So hat man Küchen in den 1950er-Jahren konzipiert. 

Ein Augenschein auf die Preisliste zeigt: Die kleinste 2,5-Zimmer-Wohnung mit 46 Quadratmetern kostet 1675 Franken im Monat – ohne Balkon. Die teuerste hat 58 Quadratmeter und zwei Terrassen und steht mit 2800 Franken zu Buche. Bei den 3,5-Zimmer-Wohnungen reicht die Preisspanne von 2470 Franken für 72 Quadratmeter mit zwei kleinen Balkonen bis zu 3190 Franken für 68 Quadratmeter mit zwei grossen Terrassen. Übrigens: Die Mietverträge werden für fünf Jahre abgeschlossen, mit einem erstmaligen Kündigungsrecht nach zwölf Monaten.

«Mieten entsprechen dem ortsüblichen Niveau»

Was sagt die Zurich-Versicherung zu den Mieten am Bundesplatz? «Es handelt sich um eine aufwendige, umfassende Totalsanierung, die nach dem Minergie-Systemerneuerungs-Label umgesetzt worden ist», sagt ein Firmensprecher zu Blick. So habe man den Bau aus dem Jahr 1951 erdbebensicher gemacht und die Leitungen erneuert. Zudem sei die Gebäudehülle energetisch saniert und mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ausgerüstet worden.

Für die Zurich führt die Sanierung zu einer Aufwertung der Wohnungen: «Jede der 40 Wohnungen hat neu einen Waschturm mit Tumbler», sagt der Sprecher. Man lege bei Totalsanierungen Wert auf Nachhaltigkeit. Deshalb ersetze man in fünf Jahren die Gasheizung durch ein System, das mit der Wärme des Seewassers heizt. Der Sprecher betont: «Die Mietzinsen entsprechen dem ortsüblichen Niveau für eine Liegenschaft, welche an topzentraler Lage fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt liegt.»

Und zu den ungewöhnlichen Mietverträgen? Befristete Verträge würden verschiedene Vorteile für beide Seiten bringen. «Der Mietzins ist nicht mehr an den Referenzzinssatz gekoppelt, wodurch kurz aufeinanderfolgende Mietzinserhöhungen wie in den Jahren 2023 und 2024 wegfallen», so der Sprecher. Die Vermieter seien an die fünfjährige Frist gebunden und könnten in dieser Zeit ohne ausserordentliche Gründe nicht kündigen. «Die Mietenden hingegen können stets, auch während der ersten zwölf Monate, einen zumutbaren, solventen Nachmietenden vorschlagen, der bereit ist, den Vertrag zu den bestehenden Konditionen zu übernehmen», sagt er.

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