Basler Star-Architekten in der Kritik – Experte erklärt
Warum die Kosten bei Herzog & de Meuron oft explodieren

Die weltberühmten Basler Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron werden für Kostenexplosionen bei Prestigebauten kritisiert, zuletzt in Vancouver. Ein Experte erklärt, warum die Projekte mehr kosten als geplant und wer dafür verantwortlich ist.
Publiziert: 17.12.2024 um 17:23 Uhr
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Aktualisiert: 08:23 Uhr
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Jacques Herzog (r.) und Pierre de Meuron gehören zu den bekanntesten Architekten der Welt.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Herzog & de Meuron gewannen 2001 den Pritzker-Preis, die höchste Auszeichnung für Architekten
  • Experte: Komplexe Projekte führen oft zu unvorhersehbaren Kostensteigerungen
  • Elbphilharmonie: Kosten stiegen von 77 Millionen auf 789 Millionen Euro
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

Die Bauten von Jacques Herzog (74) und Pierre de Meuron (74) prägen Metropolen weltweit. Einige sind zu Wahrzeichen geworden. «Herzog & de Meuron gehören zu den besten Architekten der Welt», sagt Stefan Kurath (48), Architekt und Hochschullehrer an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). 

Den Durchbruch schafften die Basler mit dem Umbau eines alten Kraftwerks zur Tate Gallery of Modern Art in London. 2001 gewannen sie als erste Schweizer den Pritzker-Preis, die höchste Auszeichnung für Architekten. Doch zum Weltruhm gesellte sich Kritik. Immer wieder wird den Architekten vorgeworfen, dass die Baukosten höher ausfallen als ursprünglich geplant. Was steckt dahinter?

Bauherr kann immer aussteigen

Im Dezember 2024 entzog die Vancouver Art Gallery Herzog & de Meuron den Auftrag für den Museumsneubau. Die voraussichtlichen Baukosten waren von umgerechnet 250 Millionen Franken auf 375 Millionen Franken gestiegen.

Wie kommt es zu solchen Kostensteigerungen? Der erste Preisrahmen bei der Ausschreibung sei naturgemäss sehr ungenau, sagt Kurath. Dazu kommt: «Wer ein Büro wie Herzog & de Meuron zum Wettbewerb einlädt, will keine 08/15-Bauwerke. Das sind extrem anspruchsvolle Unikate.»

So dauerte es in Kanada fast zehn Jahre von der Auftragsvergabe bis zum Baustart. «Da kommen viele unvorhersehbare Faktoren neu ins Spiel», so der ZHAW-Experte. Als Beispiele nennt der Architekt Bestellungsänderungen, neue Informationen zum Baugrund oder steigende Materialpreise.

Auch das Museum in Vancouver nannte die Inflation seit Corona als Grund für die Preisexplosion. «Die Preisentwicklung wird stetig angeschaut. Die Bauherrschaft hätte viel früher aussteigen können», so Kurath.

Nicht nur «schöne Gebäude»

Denn es ist klar: «Ob bei Kostensteigerungen weitergebaut wird, entscheidet der Auftraggeber.» Das gilt auch für das Kinderspital in Zürich. Hier stiegen die Kosten von 600 Millionen Franken auf 760 Millionen Franken. «Das Kinderspital muss einen Gegenwert für den Preis gesehen haben», so Kurath. «Und zwar in Form eines hervorragend durchdachten Projekts.» Viele Menschen glaubten, dass man bei Architekten nur für Schönheit bezahle. Doch der wahre Wert liege darin, dass Bauherrenwünsche in höchster Qualität umgesetzt werden.

Die Preissteigerungen in Vancouver und Zürich stehen in keinem Vergleich zur Kostenexplosion beim Bau der Elbphilharmonie in Hamburg (D). Ursprünglich sollte das Konzerthaus die Stadt 77 Millionen Euro kosten. Am Ende waren es 789 Millionen Euro. Hauptgrund für das Debakel: «Das Projekt wurde auf Grundlage einer lückenhaften und unausgegorenen Entwurfsplanung ausgeschrieben», steht im Bericht des parlamentarischen Untersuchungsausschusses in Hamburg.

«Den Termin nicht eingehalten»

Dazu hätten auch die Architekten, «ihren Teil beigetragen», heisst es im Bericht. Trotz Ankündigung «rechtzeitig die Planung für die Ausschreibung fertigzustellen, haben sie den Termin nicht eingehalten».

Herzog & de Meuron verteidigen sich: «[Der] Untersuchungsausschuss in Hamburg hat belegt, dass die Mehrkosten massgeblich anderen Projektbeteiligten zuzuschreiben sind. Hauptursachen waren eine komplexe Vertragsstruktur, ein erweitertes Nutzungskonzept mit Flächenmehrungen und die verfrühte Ausschreibung vor Fertigstellung der Planung, vor der Herzog & de Meuron ausdrücklich mehrfach gewarnt hatte.»

Offensichtlich lässt sich der Preis für ein Wahrzeichen wie die Elbphilharmonie im Voraus kaum abschätzen. Für die Steuerzahler, welche die Kosten tragen müssen, ist das eine bittere Einsicht.

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