Psychische Erschöpfung erreicht Höchststand
So stark sinkt die Zufriedenheit Schweizer Arbeitskräfte

Die Arbeitsbedingungen in der Schweiz haben sich verschlechtert: Zu diesem Schluss kommen die Befragten in einer repräsentativen Studie von Travailsuisse. Was auffällt: Der Fachkräftemangel lässt die Arbeitskräfte hierzulande besser schlafen.
Publiziert: 02.11.2023 um 09:40 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2023 um 09:46 Uhr
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Eine aktuelle Studie von Travailsuisse zeigt, dass die Zufriedenheit am Arbeitsort gegenüber dem Vorjahr gesunken ist. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Millionen von Menschen in der Schweiz stehen jeden Morgen auf und verbringen den Grossteil ihres Tages im Büro, Bus oder Zug, im Geschäft oder auf einer Baustelle. Wer dort unter schlechten Arbeitsbedingungen leidet, setzt seine Gesundheit aufs Spiel und nimmt am Abend eine grosse Portion Frust mit nach Hause.

Die zentrale Frage lautet also: Wie zufrieden sind die Angestellten hierzulande mit ihren Arbeitsbedingungen? Travailsuisse hat im jährlichen «Barometer Gute Arbeit» genau das unter die Lupe genommen. 

Der Dachverband der Arbeitnehmenden hat in einer gemeinsamen Befragung mit der Berner Fachhochschule 20 Kriterien bewerten lassen. Die aktuelle Auswertung zeigt: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beurteilen die Arbeitsbedingungen etwas schlechter als im Vorjahr. So sinkt beispielsweise das Vertrauen in den Arbeitgeber um 2,6 Prozent und auch die Zufriedenheit am Arbeitsplatz erlebt mit minus 1,5 Prozent einen kleinen Dämpfer. Insgesamt fällt die Bewertung bei 15 von 20 Kriterien tiefer aus. 

Stress weiterhin negativstes Kriterium

Die Befragten bewerten ihre kurzfristige Perspektive bei ihrem Arbeitgeber um drei Prozent pessimistischer. Auch beim Lohn fällt die Zufriedenheit um 1,8 Prozent tiefer aus. Die Erklärung liegt auf der Hand: Viele Arbeitskräfte haben im letzten Jahr keinen vollständigen Teuerungsausgleich erhalten, haben Ende des Monats also weniger in der Tasche.

Am negativsten von allen Kriterien wird weiterhin der Stress beurteilt: Zwei von fünf Arbeitskräften fühlen sich auf der Arbeit regelmässig gestresst. Die psychische Erschöpfung erreicht sogar einen Höchststand. In Extremfällen droht ein Burnout.

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Angst vor Jobverlust sinkt

Positiv fällt die Entwicklung bei der Angst um den Job aus: 52,3 Prozent der Befragten machen sich keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Der Trend hält damit an. Vor fünf Jahren lebten nur 42,7 Prozent ohne Angst vor einem Jobverlust. Der anhaltende Fachkräftemangel und die guten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt lassen folglich deutlich mehr Angestellte ruhig schlafen. So hat die Überzeugung zugenommen, nach einem Jobverlust wieder eine vergleichbare Stelle zu finden. Immerhin 42,1 Prozent schätzen die Situation bei einem Jobverlust aber deutlich weniger rosig ein. 

Beim Kriterium Gestaltungsmöglichkeiten sieht Travailsuisse hingegen noch viel Luft nach oben. So sagen 58,7 Prozent der Befragten, dass sie keinen oder kaum Einfluss auf die Arbeitsmenge haben, die sie bewältigen müssen. Dabei gaben deutlich mehr an, mit Blick auf das Arbeitsvolumen völlig machtlos zu sein. Zudem können 43,2 Prozent bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit gar nicht oder nur in geringem Mass mitreden. 

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Negativer Trend beim Thema Lohndiskriminierung

Auch beim positiven Trend zur Förderung von Weiterbildungen kommt die Wende. Noch 54,6 Prozent sehen sich in hohem oder sehr hohem Mass gefördert. Ein Rückgang um 3,2 Prozentpunkte. Was auffällt: Teilzeitangestellte bewerten die Förderung deutlich schlechter. 

Beim Thema Lohndiskriminierung stellt Travailsuisse einen überraschend negativen Trend fest. So geben beinahe 24 Prozent der Befragten an, dass die Lohngleichheit bei ihrem Arbeitgebenden gar nicht oder nur in geringem Masse eingehalten wird. Gemäss Gleichstellungsgesetz hätten Firmen mit mehr als 100 Angestellten ihre Löhne bis zum 30. Juni auf eine Diskriminierung zwischen Frauen und Männern analysieren und die Ergebnisse den Angestellten mitteilen müssen. Von den Befragten gab jedoch nur ein Drittel – und damit weniger als im Vorjahr – an, dass die entsprechende Kommunikation stattgefunden hat. 

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