Aussage von Post-Chef Roberto Cirillo macht Gewerkschaften hässig
«Die Arbeitsbelastung der Pöstler ist gesunken»

Die Gewerkschaft Transfair attackiert Post-CEO Roberto Cirillo. Der hat in einem Interview behauptet, dass die Arbeitsbelastung der Pöstler gesunken sei. Dem widerspricht Transfair. Und spricht von mehr krankheitsbedingten Absenzen.
Publiziert: 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 11:52 Uhr
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Vor Weihnachten müssen Pöstler Extraschichten schieben.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Postchef Cirillo sorgt mit Aussagen zur Arbeitsbelastung für Gewerkschaftszorn
  • Transfair kritisiert Cirillos Behauptung und fordert Umsetzung der 42-Stunden-Woche
  • Täglich bis zu 1 Million Pakete und 13 Millionen Briefe in Spitzenzeiten
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Postchef Roberto Cirillo (53) hat den Zorn der Gewerkschaften auf sich gezogen. Grund dafür sind Aussagen in einem Interview mit der «Coop-Zeitung». Dort meinte der Tessiner auf die Frage, ob es der Post an Personal mangle, weil man die Pöstler mit immer grösseren Töffli und Wagen sehe: «Im Allgemeinen ist die Arbeitsbelastung pro Mitarbeiter in den letzten Jahren gesenkt worden, abgesehen von der Zeit der Corona-Pandemie», sagt er. Und treibt den Gewerkschafterinnen von Transfair damit die Zornesröte ins Gesicht.

Sie verschicken eine Medienmitteilung mit dem Titel «Post-CEO Cirillo spielt Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden herunter». Die Behauptung, dass die Arbeitsbelastung gesunken ist, sei eine Pauschalisierung, moniert sie. «Das entspricht für gewisse Post-Bereiche schlicht nicht der Wahrheit – speziell nicht vor Weihnachten!», sagt die Tessiner Nationalrätin und Transfair-Präsidentin Greta Gysin (Grüne, 41).

«Ohne extralange Schichten nicht zu bewältigen»

Vor allem in der Paketsortierung und -zustellung würden die Mitarbeitenden seit Jahren mit der zunehmenden Arbeitslast kämpfen. «Transfair sind Fälle bekannt, in denen 10- oder mehr Stunden-Arbeitstage die Regel sind. Und zwar in einem Ausmass, dass Mitarbeitende krank werden und Ausfälle zunehmen», sagt Gysin. Sie führt weiter die Mehrbelastung ins Feld, die anfällt, wenn jemand im Team kurzfristig ausfalle. «Das ist ein Teufelskreis.»

Gerade vor Weihnachten sei die Belastung besonders hoch. «Es ist zu erwarten, dass die Paketmengen zwischen Black Friday und Weihnachten erneut Spitzenwerte erreichen und täglich bis zu 1 Million Pakete und 13 Millionen Briefe und Werbesendungen verarbeitet werden müssen», sagt die Gewerkschafterin. Für sie ist klar: «Die Sendungsflut fordert dem Personal in der Sortierung und Zustellung alles ab. Ohne extralange Schichten und 6-Tage-Woche ist die Arbeit nicht zu bewältigen.»

«Ein Paket ist ein schweres und sperriges Objekt»

Krankheiten und Absenzen seien die Folge dieser Belastung. «Es kann nicht sein, dass die GAV-Bestimmungen Jahr für Jahr ausgehöhlt werden», sagt Gysin weiter. Sie fordert in einer Mail an Postchef Cirillo, dass die 42-Stunden-Woche «endlich auch in der Paketzustellung und -sortierung umgesetzt wird».

Im Interview in der «Coop-Zeitung» würdigt Cirillo allerdings die Arbeit der Pöstler auch. Es sei ein epochaler Wandel im Gange. «Früher wurden fast nur Briefe verteilt: eine verhältnismässig leichte und schnelle Zustellung. Ein Paket hingegen ist ein schweres, sperriges und damit schwieriger zu handhabendes Objekt», sagt er. Und fügt an: «Die Arbeit der Postboten wird damit körperlicher, und auch der Kontakt zu den Menschen ist häufiger als bei der Brieflieferung.» Besänftigen mag diese Einordnung die Gewerkschafterinnen aber nicht. Die Post betont gegenüber Blick, dass man sich in einem ständigen Austausch mit den Sozialpartnern befindet.

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