Die Post kämpft mit der Digitalisierung: Immer weniger Menschen versenden Briefe oder tätigen ihre Einzahlungen am Schalter. Daher ist Sparen angesagt. Bereits Ende Mai liess Post-Chef Roberto Cirillo (53) die Bombe platzen: Weitere 170 Poststellen sollen bis 2028 geschlossen werden. Gut 30 Millionen Franken will der Staatsbetrieb damit einsparen. Es soll Gemeinden über die ganze Schweiz hinweg treffen. «Einzelne Gebiete werden stärker betroffen sein als andere, das muss die definitive Analyse zeigen», hiess es damals.
Nun ist klar, welche 155 Gemeinden bluten müssen. Doch komplett wegfallen werden die Filialen nicht: Wie Cirillo und sein Vize Thomas Baur (60) am Dienstag an einer Medienkonferenz mitteilen, sollen sie von Partnerfirmen übernommen werden. Heisst: Das Filialnetz mit 2000 Standorten wird – zumindest nach Ansicht der Post – beibehalten. Davon sollen aber bis in vier Jahren nur noch 600 von der Post selbst betrieben werden. Damit könne der gelbe Riese auch in Zukunft ohne Steuergelder auskommen, sagte Konzernleiter Cirillo.
Grundversorgung bleibt laut Post eingehalten
«Die Filialpartnerschaften sind ein Modell, das sich sehr bewährt hat», erklärte Stellvertreter Baur. Aus den Gemeinden erhalte das Staatsunternehmen durchwegs positive Rückmeldungen. Und auch der Grundversorgungsauftrag sei damit weiterhin eingehalten. Die Filialerreichbarkeit würde durch die Umwandlungen nur wenig sinken.
Gespräche mit den betroffenen Kantonen und Gemeinden würden bereits seit Juli gesucht. Doch laut Baur hat dies noch nicht bei allen geklappt: Mit 36 betroffenen Gemeinden werde erst in den nächsten Wochen gesprochen – in 3 Gemeinden fehle noch ein Termin. «Bis Ende Jahr werden wir mit jeder Gemeinde ein Gespräch geführt haben», versprach Baur vor den Medien.
100 Millionen Franken für die Modernisierung
Zusätzlich zu den Umwandlungen will die Post bis 2028 100 Millionen Franken investieren, um ihr Filialnetz zu modernisieren. So sollen beispielsweise Video-Beratungen den klassischen Schalter ergänzen – sowohl bei eigenen Filialen als auch bei Partnern. Auch neue Selbstbedienungselemente sollen umgesetzt werden. Immerhin: Kündigungen soll es im ganzen Umbau keine geben. Das versprach die Post bereits im Frühjahr.
Mehr zum Poststellenabbau
Die Gewerkschaft Syndicom kritisiert die Pläne der Post scharf. Zahlreiche Randregionen würden dadurch den Zugang zu einer vollwertigen Postversorgung verlieren, teilt sie mit. Das sei ein klarer Abbau des Service public. Zudem würden hunderte hochwertige Jobs verloren gehen. Auch die SP zeigt sich unerfreut: Sie befürchtet eine Verschlechterung der Servicequalität, wie sie in einer Medienmitteilung schreibt. Dabei seien die angekündigten Filialschliessungen erst der Anfang. So würden Post und Bundesrat Albert Rösti (57) planen, den Postdienst bereits ab dem nächsten Jahr weiter zu schwächen. In einer Revision der Postverordnung will der Bundesrat zukünftig die Zustellpflicht von Briefen und Paketen reduzieren – für die Linken eine weitere deutliche Schwächung der Grundversorgung.
Post will auf bisheriger Strategie aufbauen
Die Post will das bisherige Filialnetz beibehalten. Die rund 2000 Standorte sollen bestehen bleiben. Dafür sollen in den nächsten Jahren über 100 Millionen Schweizer Franken investiert werden. Für rund 170 Filialen in 155 Gemeinden strebt sie jedoch Partnerschaften an – also sie wird sie nicht mehr selbst betreiben. So wolle die Post auch in Zukunft ohne Steuergelder auskommen, teilt Post-Chef Cirillo mit.
«Modernisierung ist wichtig.»
Baur schliesst mit dem Mantra ab, das Roberto Cirillo bereits zur Begrüssung mitteilte: «Stillstand ist keine Option.» Konkrete Angaben dazu, welche Gemeinden von den Umwandlungen betroffen sind, gibt es also noch nicht. Arbeitsplätze würden jedoch durch die Modernisierung nicht abgebaut, versichert Baur.
Anschliessend erläutern Partnerfirmen kurz, wie sie die Post bei der Umwandlung unterstützen.
170 Filialen in 155 Standortgemeinden werden umgewandelt – Gespräche laufen noch
Noch habe es die Post nicht geschafft, mit allen Gemeinden ein Gespräch zu führen, sagt Baur. Bei 36 der 155 betroffenen Gemeinden würde dieses in den nächsten Wochen geschehen – in 3 Gemeinden fehle noch ein Termin. «Bis Ende Jahr werden wir mit jeder Gemeinde ein Gespräch geführt haben», sagt Baur. Auch die Kantone seien bereits informiert worden.
Die Kunden nehmen ab – daher brauche es eine Modernisierung
Post-Vize Thomas Baur zeigt auf: Die Kundengeschäfte am Schalter nehmen fortlaufend ab. «Diesen Trend können wir nicht aufhalten», sagt Baur. Die Stossrichtung sei daher unumgänglich.
Man wolle aber auch in Zukunft nahe an den Leuten bleiben. Baur spricht daher auch nicht von einem Abbau. «Filialpartnerschaften sind ein Modell, das sich sehr bewährt hat.» Der Grundversorgungsauftrag sei damit auch weiterhin eingehalten. Mit der Filialumwandlung würde die Erreichbarkeit nur wenig sinken.
Post-Chef Roberto Cirillo tritt vor die Medien
«Stillstand ist keine Option.» So begrüsst Post-Chef Cirillo die Anwesenden. Der Trend zum Digitalen dränge die Post dazu, sich weiterzuentwickeln.
Um 14.00 Uhr informiert Post-Chef Cirillo
Bald treten Konzernleiter Roberto Cirillo (53) und sein Vize Thomas Baur (60) vor die Medien. Sie werden darüber informieren, wie es um die Weiterentwicklung des Filialnetzwerks der Post steht. Schaffen die beiden Herren endlich Klarheit darüber, welche Poststellen in den nächsten Jahren gestrichen werden?