Auf einen Blick
Postfinance darf keine Kredite vergeben – eigentlich. Sie tut es trotzdem – wie das Beispiel des Regionalspitals Wetzikon beweist. Das Finanzinstitut der Post gewährte dem kranken Krankenhaus im Zürcher Oberland ein sogenanntes Schuldscheindarlehen und umschiffte damit das Postorganisationsgesetz.
Die Unterschiede zu einem klassischen Firmenkredit sind minimal – die Risiken aber viel grösser. Ein Grund ist die vorgegebene Hackordnung der Gläubiger: Im Konkursfall werden zunächst Bankkredite bedient, erst dann die Schuldscheindarlehen. Postfinance musste bereits 25 Millionen des Darlehens wertberichtigen, was den Halbjahresgewinn um 30 Prozent schmälerte. Insgesamt droht der Post-Tochter nun ein Verlust von mehr als 40 Millionen Franken.
Besser wäre es gewesen, man hätte dem Regionalspital einen klassischen Firmenkredit gewährt. Dann wären die Postfinance-Kreditspezialisten näher am Geschehen gewesen und hätten den notleidenden Kredit besser managen können. Wahrscheinlich hätten sie dem Spital die benötigten Summen aber gar nie gewährt, weil dessen Eigenkapitalquote mit unter 10 Prozent viel zu tief lag.
Weshalb die damalige Führung der Postfinance ein derart hohes Risiko einging, ist unerklärlich. Nun muss abgeklärt werden, ob in den Anlagen der Post – mehr als 70 Milliarden Franken – weitere Klumpenrisiken schlummern. Es stellt sich auch die Frage, ob Firmenkredite vom Verbot ausgenommen werden sollen. Mit dem Verschwinden der CS haben sich die Bedingungen für viele Unternehmen verschlechtert. Ein neuer starker Player würde den Markt beleben.