Wie wir beim Einkaufen manipuliert werden
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Augen auf beim Shopping:Wie wir beim Einkaufen manipuliert werden

Augen auf im Supermarkt!
Verpackungstricks sind oft schwer zu durchschauen

Hersteller von Lebensmitteln werden kreativ, um Kosten zu sparen. Von kleineren Packungsgrössen bis hin zu Qualitätseinbussen – ihre Tricks sind oft schwer zu durchschauen.
Publiziert: 08.03.2025 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2025 um 07:54 Uhr
Da gibts vermeintlich gleich viel Frischkäse, doch es sind 10 Prozent weniger.
Foto: Daniel von Aarburg
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Augen auf beim Einkauf! Der Kostendruck verleitet Hersteller oft dazu, ihre Produkte auf undurchsichtige Art anzubieten. Damit können sie wettbewerbsfähige Preise halten, aber bisweilen zum Nachteil der Konsumentinnen und Konsumenten. Das ist jedoch schwer nachzuweisen, wie Konsumentenschützerin Sara Stalder (58) kritisiert. Sie spricht von «Intransparenz» bei vielen Lebensmittelproduzenten. Der Konsumentenschutz hat vor zwei Jahren ein Portal für Meldungen von Tricksereien im Verkauf lanciert. Dieses habe wenig konkrete Resultate gebracht: «Wir erhalten viele Hinweise, aber wenige lassen sich erhärten, weil es dafür quasi Detektivarbeit benötigt.»

Es sei aber wichtig, dass Konsumenten die gängigsten Tricks kennen.

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Konsumentenschützerin Sara Stalder weiss, es wird getrickst – doch der Nachweis ist oft schwer.
Foto: STEFAN BOHRER

Shrinkflation

Das Wort setzt sich aus «shrink» (schrumpfen) und Inflation zusammen: Der Preis bleibt gleich, aber die Grösse oder das Gewicht eines Produkts oder der Verpackung schrumpft. Beispielsweise gab es bis vor kurzem Kiri-Frischkäse in 160-Gramm-Packungen à 8 Portionen. Wer dieses Produkt jetzt bei Schweizer Detailhändlern kauft, erhält weiterhin 8 Portionen, aber nur noch 144 Gramm. In anderen Fällen ändert sich die Inhaltsmenge in einer Verpackung: 20 statt 22 Tampons, 8 statt 10 Rasierklingen, weniger Backtrennpapierbögen oder Ähnliches.

Skimpflation

«Skimpflation» setzt sich aus «skimp» (knausern) und Inflation zusammen. Es bezeichnet eine Praxis, bei der gestiegene Produktionskosten durch eine Verringerung der Produktqualität ausgeglichen werden. Beispielsweise werden hochwertige Zutaten durch billigere Alternativen ersetzt, ohne die Konsumenten zu informieren. Bekannt ist ein Beispiel der Getränkemarke Granini, die den Fruchtgehalt beim Saft «Sensation Mango» von 30 auf 24 Prozent reduzierte. Statt teurem Mangomark wurden mehr günstigere Aromen verwendet. Oder im «Capri-Sun Orange» sind seit einigen Monaten nur noch 5 statt 7 Prozent Orangensaft nebst dem Wasser und Zucker enthalten.

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Verpackungsgrösse

Viele Verpackungen lassen Produkte grösser erscheinen oder suggerieren mehr Inhalt, als tatsächlich vorhanden. Die Füllmenge steht oft in keiner Relation zum Volumen der Verpackung. Bekannt sind Sichtfenster bei grösseren Verpackungen, die einen Blick auf das Produkt erlauben, während der Rest der Verpackung weitgehend leer bleibt. «Dies ist besonders bei Lachs oder anderen hochpreisigen Produkten beliebt», so Stalder. Generell muss das Produktgewicht netto der auf dem Etikett angegebenen Menge entsprechen. Die Verpackung darf aber viel Leerraum aufweisen. Das wird mit besserem Schutz des Inhaltes oder Anpassung an Verpackungsprozesse gerechtfertigt.

Preiskreativität

Beim Preis wird am meisten getrickst. Stalder hört von vielen Fällen, bei denen am Regal angeschriebene Aktionspreise an der Kasse anders verrechnet wurden – «weil sie nicht im Kassensystem erfasst waren, heisst dann die Ausrede». Manche Detailhändler behaupten auf dem Preisschild oder in der Werbung auch, dass ein Produkt im Vergleich zu früheren Preisen ermässigt sei – selbst wenn es nie zu diesem höheren Preis verkauft wurde. Oder der Detailhändler wirbt für «zeitlich begrenzte Rabatte», selbst wenn der Verkaufspreis ständig verfügbar ist. Oder er gewährt «Phantom-Rabatte», bei denen der ursprüngliche Preis kurz vor Anwendung des Rabatts aufgebläht wird. Letzteres ist zum «Black Friday» eine beliebte Vorgehensweise.

Lockvogelpreise

Fluggesellschaften haben das System perfektioniert: Ein Produkt wird mit einem attraktiven Preis beworben, um Kunden anzulocken, wonach aber fast immer nur höherpreisige Produkte verfügbar sind. Oder es werden zusätzliche Gebühren später im Kaufprozess aufgedeckt. Der vermeintliche 50-Franken-Flug kostet dann wegen Gebühren und für separate, oft nötige Extras dann plötzlich 250 Franken.

Stalder weiss, dass nicht jede Produktveränderung eine Trickserei ist. Sie bedauert aber, dass ihr oft die Hände gebunden sind. «Bei der Meldung eines Vergehens an kantonale Lebensmittelbehörden hält das Lebensmittelgesetz fest, dass die Behörden einer Schweigepflicht unterstehen», so Stalder. Eine Änderung oder Sanktionierung durch die Behörde werde ihr somit nicht zurückgemeldet, was Marktbeobachtungen fast unmöglich mache. Stalder: «Ich hoffe, dass diese Regelung bei der bevorstehenden Revision des Lebensmittelgesetzes entfällt.»

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