«Mogelpackung des Jahres» in Deutschland
Beliebter Saft von Granini ist zur Hälfte Zuckerwasser – nur in der Schweiz nicht

Das Produkt Granini Trinkgenuss Orange ist die «Mogelpackung des Jahres» in Deutschland. Der Hersteller halbierte den Orangensaftgehalt, ersetzte ihn durch Zuckerwasser und behielt den Preis bei.
Publiziert: 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 11:10 Uhr
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Deutsche Verbraucher haben Granini einen Denkzettel verpasst.
Foto: PIUS KOLLER

Auf einen Blick

  • Granini Trinkgenuss Orange ist von deutschen Verbrauchern zur «Mogelpackung des Jahres» gewählt worden
  • Hersteller halbierte Orangensaftmenge, ersetzte durch Zuckerwasser bei gleichem Preis
  • 32'441 Verbraucher stimmten ab, 67 Produkte von versteckten Preiserhöhungen betroffen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Das Getränk Granini Trinkgenuss Orange ist in Deutschland zur «Mogelpackung des Jahres» gewählt worden. In einer Online-Umfrage der Verbraucherzentrale Hamburg stimmte fast die Hälfte der mehr als 32'000 Verbraucherinnen und Verbraucher dafür, dem Produkt den Negativpreis zu verleihen. Der Hersteller Eckes-Granini hatte im Frühjahr 2024 die Rezeptur verändert: Die Menge des Orangensaftes pro Flasche wurde halbiert und durch Zuckerwasser ersetzt, der Verkaufspreis blieb gleich. Das entspreche einer Verdopplung des Preises, kritisierte die Verbraucherzentrale.

«Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben Eckes-Granini zu Recht einen Denkzettel verpasst. Der Anbieter hat seinen hundertprozentigen Orangensaft gestreckt und auch noch versucht, dies zu vertuschen», erklärte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg am Mittwoch. Das Etikett der Flasche von Granini Trinkgenuss Orange sei nahezu unverändert, ein Hinweis auf die neue Zusammensetzung der Zutaten fehle. Lediglich die Angabe «100 Prozent Fruchtsaft» fehle auf der Banderole.

Verbraucherzentrale kritisiert Shrinkflation

Das Unternehmen erklärte die veränderte Rezeptur mit Ernteausfällen bei Orangen und infolgedessen gestiegenen Preisen für Orangensaft. «Qualität, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit haben ihren Preis und dieser wird in Zukunft weiter steigen», teilte Eckes-Granini am Mittwoch mit. Der Orangennektar sei als neues Produkt auf den Markt gebracht worden. Dem Vorwurf, dabei nicht transparent gewesen zu sein, widersprach der Hersteller: Zutaten, Inhaltsstoffe und Füllgrösse seien auf dem «Produktetikett transparent aufgeführt und kenntlich gemacht».

Herr und Frau Schweizer können indes aufatmen. Denn: Die schweizerische Produktion ist von der europäischen abgekapselt.

Hierzulande wird der Saft aus 100 Prozent Orange von Nestlé Waters in der Fabrik in Henniez VD produziert. «Es ist nicht vorgesehen, dieses Produkt zu ersetzen», sagt eine Sprecherin von Nestlé Waters Schweiz.

Es sei nachvollziehbar, dass Unternehmen versuchten, höhere Kosten an Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben, erklärte indes Valet. Doch schrumpfende Füllmengen und der Verzicht auf wertvolle Zutaten seien der falsche Weg. «Statt Shrink- und Skimpflation brauchen wir mehr Preisklarheit und -wahrheit.» Der Gesetzgeber müsse Verbraucherinnen und Verbraucher «endlich besser vor den Mogeleien der Unternehmen schützen», forderte er.

Durchschnittliche Preiserhöhung von mehr als 30 Prozent

Die Verbraucherzentrale Hamburg lässt jährlich online über die «Mogelpackung des Jahres» abstimmen. Dieses Mal beteiligten sich 32'441 Verbraucherinnen und Verbraucher, deutlich mehr als im vergangenen Jahr, wie die Verbraucherzentrale mitteilte. Zur Auswahl standen fünf Kandidaten. Auf Platz zwei landete den Angaben zufolge ein Tomaten-Gewürzsalz von Lebensbaum, auf Platz drei das Vanilleeis von Cremissimo, auf Platz vier eine Duschcreme von Dove und auf Platz fünf Waffelblättchen von Biscotto.

Insgesamt waren laut der Verbraucherzentrale im vergangenen Jahr 67 Produkte von versteckten Preiserhöhungen betroffen. Die durchschnittliche Preiserhöhung betrug demnach 31,5 Prozent.

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