Preise klettern wegen Krise
Orangensaft wird in der Schweiz zum Luxusprodukt

Es grassiert eine Orangensaftkrise: Schlechte Ernten treiben die Preise unseres liebsten Frühstückgetränks hoch. Gleichzeitig sinkt die Qualität.
Publiziert: 18.07.2024 um 11:39 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2024 um 13:28 Uhr
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Im Restaurant einen Orangensaft bestellen?
Foto: Sarah Frattaroli
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Caroline Freigang
Beobachter

Er darf bei keinem Zmorge fehlen: Der geliebte Orangensaft. Ob er auch in Zukunft so selbstverständlich auf den Schweizer Tischen stehen wird, ist momentan unklar. Denn die Welt steckt in einer schweren Orangensaftkrise. Das liegt an besonders schlechten Ernten in den Haupt-Exportländern. In Brasilien, dem weltweit grössten Produzenten, dürfte die Ernte in der kommenden Saison so schlecht ausfallen wie seit 36 Jahren nicht mehr.

Gelbe Drachenkrankheit wütet

Bereits in den letzten Jahren war der Ertrag miserabel. Die Lagerbestände sind stark dezimiert. Schuld sind der Klimawandel und die Gelbe Drachenkrankheit (Citrus Greening Disease).

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Die Gelbe Drachenkrankheit lässt Bäume absterben und kann ganze Plantagen vernichten. Ein Mittel dagegen gibt es nicht. Auch Plantagen im US-Staat Florida, dem zweitgrössten Produzenten, sind von der Krankheit betroffen.

Zudem litten die Produzenten im vergangenen Jahr unter extremen Wetterbedingungen. Hurrikane in Florida, hohe Temperaturen und Wassermangel in Brasilien.

Die Preise steigen

Die Situation treibt die Preise hoch. Orangensaftkonzentrat wird an den Rohstoffbörsen derzeit mit bis zu 150 Prozent Aufpreis gehandelt im Vergleich zu Anfang 2022.

Das spiegelt sich in den Preisen im Supermarkt wider. Viele Produkte, die Orangen oder deren Saft enthalten, seien im Einkauf in letzter Zeit teurer geworden, sagt eine Sprecherin der Migros zum Beobachter. Das habe Auswirkungen auf den Verkaufspreis.

Coop gab bereits Anfang Jahr eine Preiserhöhung von rund zehn Prozent bei gewissen Orangensaftprodukten bekannt. Es war nach 2023 bereits die zweite Anpassung nach oben.

Saft mit Wasser gestreckt

Gleichzeitig hat die Krise Auswirkungen auf die Qualität gewisser Produkte. So hat der deutsche Getränkeriese Eckes-Granini seinen Orangensaft durch einen Orangennektar ersetzt. Dieser «Trinkgenuss Orange» hat nur noch halb so viel Fruchtgehalt wie zuvor. Der Rest wird mit Wasser und Zucker aufgefüllt.

Deutsche Konsumentenschützer monierten, dass die Änderung für Konsumentinnen nicht klar ersichtlich sei. Und sie beklagten die versteckte Shrinkflation: dass der Saft gleich viel koste für weniger Inhalt. Denn die Menge reinen Orangensafts habe sich halbiert.

In der Schweiz vertreiben Migros und Coop weiterhin Granini-Orangensaft aus 100 Prozent Orangensaftkonzentrat. Dieser wird in der Fabrik von Nestlé Waters Schweiz in Henniez VD hergestellt.

Es sei nicht vorgesehen, dieses Produkt zu ersetzen, sagt eine Sprecherin von Nestlé Waters Schweiz gegenüber dem Beobachter. Allerdings habe man Anfang Jahr einen Granini-Orangennektar lanciert, um eine preisgünstige Alternative anzubieten. Migros und Coop teilen zudem mit, dass sich an der Zusammensetzung der Eigenprodukte nichts geändert habe.

Alternative Früchte?

Die Orangensaftkrise ist weltweit derart akut, dass gewisse Produzenten erwägen, auf andere Früchte umzusteigen, um Orangensäfte zu ergänzen. In Japan experimentiert ein Hersteller bereits mit einem Orangen-Mandarinen-Mixgetränk.

Die Internationale Fruchtsaftunion (IFU) will sich laut Präsident Kees Cools dafür einsetzen, dass dies erlaubt wird. Dies würde eine Gesetzesänderung erfordern, sagte Cools gegenüber der «Financial Times». Zunächst im Codex Alimentarius, der von den Uno-Gremien aufgestellt wurde, und in einem zweiten Schritt auf nationaler Ebene.

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